Berufsbegleitender Lehrgang für Sehbeauftragte in Wohn- und Pflegeeinrichtungen
„Sehen im Alter“
„Ältere Menschen mit Sehbehinderungen fachgerecht unterstützen – das entlastet alle Beteiligten“
Alle Rückfragen und Anmeldungen zum berufsbegleitenden Lehrgang richten Sie bitte an:
Für die Entwicklung dieses Lehrgangs konnten wir auf die wertvolle Beratung von Frau Fatima Heussler, lic. jur., sowie des Kompetenzzentrums Seh- und Hörbehinderung im Alter (KSiA), aus der Schweiz zurückgreifen. Wir sind für ihre Unterstützung außerordentlich dankbar.
Inhalt
Allgemeine Zielsetzung:
Dieser Lehrgang zielt darauf ab, die Kompetenzen der Teilnehmer: innen im Umgang mit älteren Menschen mit Sehbehinderungen und Blindheit zu erweitern.
Mitarbeiter:innen in Pflegeeinrichtungen stehen vor einer bisher unterschätzten Aufgabe: Mit fortschreitendem Alter treten vermehrt Augenerkrankungen auf, die die Lebensqualität der betroffenen Senior:innen in verschiedenen Bereichen beeinträchtigen.
Oftmals werden diese Einschränkungen von den Betroffenen selbst nicht erkannt. Daher ist es von großer Bedeutung, in diesem Lehrgang ein vertieftes Verständnis für die spezifischen Herausforderungen im Umgang mit Augenerkrankungen im höheren Lebensalter zu vermitteln.
Die altersbedingten Veränderungen, wie die Abnahme der Sehschärfe, eingeschränkte Anpassung an Helligkeitsunterschiede, verringerte Kontrastempfindlichkeit, erhöhte Blendempfindlichkeit und gesteigerter Lichtbedarf, nehmen mit zunehmendem Alter zu.
Es ist entscheidend, dass geschultes Personal in Wohn- und Pflegeeinrichtungen sich auf diese Veränderungen adäquat einstellt und unterstützende Angebote bereithält.
Durch gezielte Beobachtungen kann eine präzise Einschätzung des Sehvermögens der Senior:innen erfolgen, woraufhin entsprechende Maßnahmen, einschließlich der Ableitung von Handlungsbedarf für augenärztliche, orthoptische und optische Untersuchungen, ergriffen werden können.
Der Schwerpunkt liegt auf Interaktionen und dem Sammeln eigener Ideen, um diese in Wohn- und Pflegeeinrichtungen zu teilen und so gegenseitiges Lernen zu fördern.
Mit Abschluss des Lehrganges erhalten die Teilnehmer: innen die Qualifikation zu Sehbeauftragten in Wohn- und Pflegeeinrichtungen.
In den fünf Modulen vertiefen die Teilnehmer:innen des Lehrgangs insbesondere ihr Verständnis für Themen wie Augenerkrankungen, Kommunikation, Low Vision, Orientierung und Mobilität sowie Lebenspraktische Fähigkeiten. Die Vermittlung von Theorie erfolgt dabei in Verbindung mit Sensibilisierung und praktischer Anwendung. Der Fokus liegt dabei, betroffene Senior:innen in ihre Handlungskompetenz zu führen und zu stärken.
Grafik-Link:Direkte und indirekte Folgen einer Sehbeeinträchtigung im Alter (JPG)
(Quelle: Vorlesung, KSiA, Kompetenzzentrum Seh- und Hörbehinderung im Alter, erarbeitet 2019 zuhanden der Ausbildung von INTERCARE-Pflegenden an der Universität Basel, Institut für Pflegewissenschaften INS)
Die schriftliche Abschlussarbeit setzt sich mit den individuellen Erfahrungen in der eigenen Wohn- und Pflegeeinrichtung der Teilnehmenden sowie dem neuerworbenen Wissen auseinander. Die Intention dabei ist die Verbesserung der Lebenssituation der Zielgruppe.
Der Lehrgang wird bei regelmäßiger Teilnahme, aktiver Mitarbeit, Selbststudium und Präsentation der schriftlichen Abschlussarbeit mit einem Zertifikat der Akademie des BSV abgeschlossen.
Wir weisen darauf hin, dass Anwesenheitspflicht an allen Seminartagen besteht.
Übersicht der Fortbildung
Jedes der fünf Module besteht aus 2 Tagen, jeweils 8 Unterrichtseinheiten (zu 45 Minuten).
Modul 1
„Ich seh‘ nix mehr“
Grundlagen von Seh- und Hörbeeinträchtigung im Alter
Bildungsziel
- Sensibilisierung Sehbeeinträchtigungen im Alter
- Sensibilisierung Hörbeeinträchtigung und Taubheit im Alter
- Sehen im Alter - medizinische Grundlagen
Bildungsinhalte
- Kennenlernen der drei grundlegenden Auswirkungen unterschiedlicher Sehbeeinträchtigungen
- Häufigsten Sehbeeinträchtigungen im Alter
- Zeitliche und räumliche Orientierung
- Probleme bei Tag – Nacht Umkehr
- Entwicklung von Strategien zur Entfaltung von Handlungskompetenzen
- Verstehen der Auswirkung von Höreinschränkungen und der Umgang damit
- Anpassung der Kommunikation
Modul 2
„Alles finster – ich kann ja gar nichts mehr selber machen“
Grundlagen von Blindheit und die psychischen und physischen Einschränkungen sowie die optimale Unterstützung für von Sehbehinderungen betroffene Senior:innen um ihre Handlungskompetenz zu stärken
Bildungsziel
- Sensibilisierung Blindheit im Alter
- Arbeit mit GERT Gerontologischer Testanzug
- Psychologische Grundlagen
- Orientierung und Mobilität
Bildungsinhalte
- Kennenlernen der Auswirkung von Blindheit und die Entwicklung von Handlungskompetenzen
- Gerontologische Einschränkungen älterer Menschen selbst erfahren
- Psychologische Belastungen im Alter wenn sich das Sehen verschlechtert, verstehen von Copingstrategien und Abgrenzung von Demenz
- Auswirkung auf Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit, Soziale Orientierung, Teilhabe
- Erproben und erlernen von Techniken um Senior:innen mit Sehbeeinträchtigung zu größtmöglicher Selbstständigkeit in der Bewegung zu verhelfen
- Hilfen zur selbstständigen Orientierung
- Techniken der sehenden Begleitung
- Sturzprophylaxe
Modul 3
„Weil die Brille nicht mehr ausreicht …“
Bildungsziel
- Low Vision – Abklärung des Sehvermögens
- Lichtbedarf und Blendung
- Hilfsmittel – optische und elektronische Geräte
- Lebenspraktische Fähigkeiten anpassen
Bildungsinhalte
- Abklärung des Sehvermögens
- Erkennen von Sehveränderung und Pflege
- Kennenlernen von Hilfsmitteln, Lichtberatung
- Vorsorge und Unterstützungsbedarf
- Lebenspraktische Fähigkeiten: Körperpflege, Essen, Kulturtechniken, sprechende elektronische Geräte,…
Modul 4
„… was kann man da jetzt machen?“
Bildungsziel
- Erarbeitung von Strategien für einen besseren Alltag
- Rechtliche Grundlagen, Sozialberatung, Zahlen, Daten, Fakten
- Sensibilisierung für schwere Mehrfachbeeinträchtigungen und Seheinschränkungen
- Sensibilisierung
- Sehbeeinträchtigung im Alter Wechselwirkung mit anderen Symptomen
- Medizinische Grundlagen
Bildungsinhalte
- Umgebung sehgerecht gestalten durch Beleuchtung, Kontraste und Farben
- Adaptierungen zur Steigerung der Orientierung und des Wohlbefindens
- Rechtliche Grundlagen
- Umgang mit schwer beeinträchtigten Menschen
- Sehbehinderung in Verbindung mit anderen altersspezifischen Symptomen
Modul 5
„Für einen besseren Durchblick!“
Bildungsziel
- Interaktiver Dialog über die vermittelten Lerninhalte
- Präsentation der Abschlussarbeit
Bildungsinhalte
- Reflexion und Verbesserung des Handelns als Sehbeauftragte in der Einrichtung, situationsbezogenes Agieren, Adaptierung der Rahmenbedingungen, Unterstützung der Handlungskompetenz der Betroffenen anhand von Fallbeispielen.
Abschluss
Nach Absolvierung der Module 1-5 und Erstellung einer schriftlichen Abschlussarbeit erhalten die Lehrgangsteilnehmer:innen das Zertifikat als Sehbeauftragte.
Zeitraum
September 2024 bis Februar 2025. Die Fortbildung ist im Umfang von 4 ECTS-Punkten akkreditiert.
Modul 1: 25.9.-26.9.2024 - „Ich seh‘ nix mehr“, jeweils 9:00-12:30, 13:30-17:00
Modul 2: 23.10.-24.10.2024 - „Alles finster – ich kann ja gar nichts mehr selber machen“, jeweils 9:00-12:30, 13:30-17:00
Modul 3: 27.11.-28.11.2024 - „Weil die Brille nicht mehr ausreicht…“, 9:00-12:30, 13:30-17:00
Modul 4: 29.1.-30.1.2025 - „…was kann man da jetzt machen?“, jeweils 9:00-12:30, 13:30-17:00
Modul 5: 26.2.-27.2.2025 - „Für einen besseren Durchblick“, jeweils 9:00-12:30, 13:30-17:00
Kosten
€ 1.900,-
Lehrgangsort
Der berufsbegleitende Lehrgang wird im Louis Braille Haus des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Wien, Niederösterreich und Burgenland abgehalten. Es steht eine Essensversorgung zur Verfügung, jedoch sind keine Übernachtungsmöglichkeiten im Haus vorhanden.
Louis Braille Haus
Blinden- und Sehbehindertenverband Wien, Niederösterreich und Burgenland
Hägelingasse 4-6, 1140 Wien
Telefon: 0198189 101
Link: Berufsbegleitende Schulung für nicht pflegendes Personal in Wohn- und Pflegeeinrichtungen
Impressum
Für den Inhalt verantwortlich:
Dipl. Päd.in Gerti Jaritz, BEd., Sehbehinderten- und Blindenpädagogin, Mitarbeiterin in BAABSV GmbH
Mag.a Andrea Neuberger, Klinische- und Gesundheitspsychologin, Projektleitung Aus- und Weiterbildungsassistenz
Berufliche Assistenz und Akademie des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Wien, Niederösterreich und Burgenland
Louis Braille Haus, Hägelingasse 4-6, 1140 Wien
Wien, Februar 2024
Es gelten die Teilnahmebedingungen der BAABSV GmbH
Literatur-Tipp:
Blindeninstitut (Hrsg.) (2022): Sehen im Alter. Diagnostik, Rehabilitation, Prävention. Stuttgart: Kohlhammer Verlag Bambach
Heussler, Fatima, Wildi, Judith & Seibl, Magdalena (Hrsg.) (2016): Menschen mit Sehbehinderung in Alterseinrichtungen. Zürich: Seismo Verlag
Kampmann, Sabine; Koob-Matthes, Anna-Maria & Kandert, Thomas (2015): Sehen im Alter. Leitfaden für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der stationären Altenpflege. Hrsg.: Blindeninstitutsstiftung Würzburg. Würzburg: bonitasprint GmbH
Lauber-Pohle, Sabine, Seifert, Alexander (Hrsg.) (2021): Sehbeeinträchtigung im Alter. Alltagserleben, Rehabilitation und Motivation. Wiesbaden: Springer
SZB Schweizer Zentralverein für das Blindenwesen (2015): Ich werde älter und sehe nicht mehr gut. Sehen im Alter: Information und Unterstützungsmöglichkeiten. Broschüre.