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Alle neune – Medaillenregen und österreichischer Rekord bei den Paralympics
Team Aigner!
Johannes Aigner stellt zudem einen Rekord auf. Er erringt als erster Österreicher bei einer Paralympics fünf Medaillen und gewinnt Edelmetall in allen Ski-Alpin-Entscheidungen.
Johannes und Matteo
„Wir müssen halt alles geben, Vollgas fahren und dann sollte es nicht so schlecht passen“, meint Johannes Aigner noch recht entspannt knapp vor den Paralympischen Winterspielen in Peking. Der 16-jährige Niederösterreicher gibt tatsächlich alles und fährt mit seinem Guide Matteo Fleischmann von einer Medaille zur nächsten. Fünfmal steht der junge Athlet mit seinem Begleitläufer auf dem Podest und gewinnt zweimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze. Von Anfang an läuft es sensationell gut.
Der junge Athlet brilliert auch abseits seiner angestammten Disziplinen Riesentorlauf und Slalom. Der Technikspezialist erringt bereits am ersten Wettkampftag eine Goldmedaille in der Abfahrt.
„Das Gefühl ist unbeschreiblich, ich bin sehr glücklich. Das war völlig unerwartet und mit diesem überraschenden Erfolg ist dann alles leichter gegangen.“
Johannes fährt mit seinem Guide, mit dem er über Funk verbunden ist, die Olympia Strecke mit über 100 Kilometer pro Stunde hinunter und tut dies bei einem Sehvermögen von acht Prozent. Die beiden Skisportler bleiben auf Erfolgskurs, gewinnen im Super G Bronze, in der Super Kombi Silber und im Riesentorlauf wieder Gold. Und am letzten Tag der Paralympischen Winterspiele noch einmal Silber im Slalom. Die Goldmedaille verpasst er mit nur 0,23 Sekunden. Seine Freude kann das jedoch nicht trüben. Er, der in allen Disziplinen angetreten ist, spürt am letzten Renntag, wie anstrengend die Wettkämpfe bisher waren und wie viel Kraft es kostet, durchzuhalten. Mit ihm freuen sich und jubeln seine Eltern und Geschwister, die in Peking mit dabei sind.
Wer bei den Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen teilnimmt, hat es im Sport ganz nach oben geschafft. Ist bei diesen größten sportlichen Ereignissen die Nervosität besonders stark?
Johannes: „Na, nervös bin ich net so. Wir haben unsere Rituale. Wir besichtigen die Strecke, dann gehen wir den Lauf durch und das machen wir beim Training genauso wie beim Rennen. Aber natürlich bin ich bei so einem Rennen angespannt, denn ich weiß, dass ich mich jetzt ganz auf den Lauf fokussieren muss.“
Wie seine Zwillingsschwester Barbara und seine ältere Schwester Veronika steht Johannes schon früh auf den Skiern und fährt bereits im Alter von drei Jahren seine ersten Rennen. Skifahren, das ist seine ganz große Leidenschaft. Seine Passion motiviert ihn, sich körperlich wie technisch beständig zu verbessern und sein Können und seine Fortschritte von Rennen zu Rennen unter Beweis zu stellen. Training und Wettkampf nehmen viel Zeit in Anspruch. „Ich bin mehr auf der Piste als in der Schule“, erzählt er lachend. Und relativiert gleich ein bisschen. „Ich besuch die Handelsakademie und das Trainingszentrum Waidhofen, in unserer Schule ist es so, dass wir im Winter, dass wir von Anfang Dezember bis Ende März Rennferien haben. In der Zeit kriegst du den Schulstoff online übermittelt und wenn du Rennen fährst, bekommst du frei.“
Hansi, wie er im Freundes- und Familienkreis genannt wird, und sein Guide Matteo Fleischmann kennen sich von der Schule. Die beiden trainieren immer gemeinsam und bestreiten jedes Rennen zusammen. „Beim Matteo und mir hat es von Anfang an gepasst, vom ersten Trainingskurs an. Aber du musst auch abseits der Piste harmonieren, sonst funktioniert es nicht. Der Schmäh muss stimmen und wir haben auch ähnliche Interessen.“ Wie gut es funktioniert, haben die beiden bereits bei der diesjährigen Para-Weltmeisterschaft in Lillehammer bewiesen, die im Jänner stattgefunden hat. Sie haben zum ersten Mal an einer WM teilgenommen und gleich vier Medaillen geholt. Hansis Zwillingsschwester Barbara, Babsi genannt, gewinnt bei der WM in Norwegen ebenfalls eine Medaille, ihre erste Goldmedaille.
Barbara und Klara
Babsis großes Ziel bei den Paralympics in Peking, eine Medaille zu erringen, erfüllt sich bereits beim ersten Rennen, sie gewinnt die Bronzemedaille im Riesentorlauf. Schneller sind nur die Chinesin Zhu und ihre ältere Schwester Veronika. Beide Schwestern, Babsi und Vroni, treten in den Disziplinen Slalom und Riesentorlauf an. An Babsis Seite oder besser gesagt vor ihr, fährt Guide Klara Sykora. Die beiden Athletinnen sind über ein Headset miteinander verbunden. Klara gibt kurze Anweisungen wie „schneller“, „langsamer“ oder „Kuppe“. Vor einem Tor kommt ein knappes „Hopp“. Babsi, der kein Hang zu steil ist, verfügt über ein Sehvermögen von rund zehn Prozent, sie muss bei ihren sportlichen Höchstleistungen ihrem Guide voll vertrauen. „Wir sind ein eingespieltes Team und es hat von Anfang an super gepasst.“
Über ihren Erfolg bei ihren ersten Paralympischen Winterspielen ist die 16-jährige überglücklich.
„Du arbeitest so hart, dass du überhaupt bei diesen größten Sportevents dabei sein kannst. Du versuchst, dich von Rennen zu Rennen zu steigern und wenn es dir dann gelingt, eine Medaille zu gewinnen, geht ein Traum in Erfüllung.“
Dieser Traum erfüllt sich in Peking nicht nur einmal, sondern auch noch ein zweites Mal, denn sie gewinnt im Slalom eine Silbermedaille.
Veronika und Elisabeth
Jede Medaille, die die Geschwister in Peking erringen, ist ein ganz großer Erfolg. Aber Vronis Goldmedaille im Riesentorlauf ist eine Klasse für sich. Denn das vergangene Jahr war für die erfolgreiche Skifahrerin sehr schwierig und ganz anders als sonst. Aufgrund einer schweren Verletzung mit Bänderrissen in beiden Knien zu Beginn des Jahres 2021 muss sie lange pausieren. Den Operationen folgen Unterwassertherapien, Aufenthalte in der Rehaklinik und Aufbautraining. „So eine Verletzung haut einen natürlich arg zurück“, sagt die 19-jährige. „Aber ich seh das auch positiv. Ich fahr seit 16 Jahren Skirennen und durch diese verletzungsbedingte Pause hab ich plötzlich Zeit für meine Freunde gehabt. Ich hab letztes Jahr immer wieder ein Wochenende bei einer guten Freundin verbracht, die im Rollstuhl sitzt. Und ich hatte Zeit für eine andere Leidenschaft von mir, fürs Reiten. Wir haben ja Pferde daheim und ich war fast jeden Tag am Pferd.“
Vroni, die wie ihre beiden jüngeren Geschwister sehbehindert ist, kann über ein Jahr weder am ÖSV Training noch an einem der Rennen teilnehmen. Sie kann sich nicht mit den anderen messen und weiß knapp vor den Paralympics nicht genau, wo sie leistungsmäßig steht. Mit ihrem Guide, mit ihrer älteren Schwester Elisabeth kann sie nur zuhause in Niederösterreich trainieren. Dennoch gewinnt sie bei den Paralympics im Riesentorlauf die Goldmedaille. Eine unglaubliche Leistung und ein ganz großer Erfolg, den sie im Slalom wiederholen kann. Wieder gewinnt sie eine Goldmedaille. Guide Lisi steht mit ihr zweimal auf dem Podest und freut sich, diesen ganz großen Erfolg mit ihrer Schwester Vroni teilen und erleben zu können.
Mit Lisi als Guide nehmen vier der fünf Geschwister an den Paralympics teil. Ja, meint Vroni lachend, sie würden einen kleinen Familienausflug nach China unternehmen. Auch die Eltern sind dabei, die sich über das großartige Abschneiden ihrer Kinder sehr freuen.
Petra Aigner: „Für uns als Eltern hat das natürlich eine große Bedeutung. Wenn ich zurückdenke, wie alles angefangen hat, wie sie als kleine Kinder auf den Skiern gestanden sind. Das hätt sich ja keiner vorstellen können, was jeder einmal erreichen wird. Es hat mit Freude und Spaß angefangen. Natürlich ist es mit harter Arbeit, Disziplin und viel Einsatz verbunden, aber ich denke, Spaß haben sie immer noch.“
Das wird deutlich spürbar, wenn man die Geschwister erlebt und sieht. Der Schmäh rennt, sie kämpfen und konkurrieren auf der Piste, sie halten im Alltag zusammen und freuen sich über die eigenen Erfolge wie auch über die ihrer Geschwister.
Barbara trägt die österreichische Fahne bei der Eröffnungsfeier, Johannes bei der Schlussfeier der Paralympischen Winterspiele 2022. Besser hätte es nicht laufen können. Veronika, Barbara und Johannes und ihre Guides kehren mit vier Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen aus China zurück.
Bei jedem Wettkampf, an dem die Geschwister teilgenommen haben, gewinnen Vroni, Barbara und Johannes eine Medaille. Neun waren möglich, neun Medaillen haben sie gewonnen. Wir gratulieren herzlich!
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