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Audiodeskription – die Stimme aus dem Off
Ein Themenabend
„Diese Veranstaltung wird im Zweikanalton ausgestrahlt“ – mit diesem Satz eröffnet der Kommentator Johannes Karner den Abend und zieht sofort die volle Aufmerksamkeit der zahlreichen ZuhörerInnen auf sich. Den meisten Fernsehkrimi-Fans ist der Zweikanalton schon lange ein Begriff, denn der „Tatort“ gilt als einer der Vorreiter im Bezug auf die Audiodeskription. Bereits vor 25 Jahren wurde es damit blinden und sehbehinderten Menschen genauso wie sehenden Zuschauern möglich, der Handlung des Tatorts zu folgen und am Ende den Mörder zu identifizieren.
Die Kunst der Audiodeskription
Heute umfasst das Feld der Audiodeskription nicht mehr nur das sonntägliche Hauptabendprogramm. Neben Filmen und Serien werden auch viele Live-Events und sogar einige Theaterstücke mit großem Erfolg audiodeskribiert, wie die Audio2-Mitarbeiter Johannes Karner und Lutz Mingramm beim Themenabend berichten. Die Mindestanforderungen für eine Audiodeskription sind dabei immer dieselben, erklärt der Autor für Audiodeskription Mingramm, der selbst blind ist. Es muss erklärt werden, wer was wann und wo im Verlauf einer Handlung tut. Dass dabei vor allem bei schnell geschnittenen Szenen einige Details auf der Strecke bleiben, bleibt zu verschmerzen, solange noch alle dem Geschehen folgen können. Wichtig ist dabei auch, dass die Audiodeskription handlungssynchron stattfindet, aber gleichzeitig keine Dialoge oder relevanten Geräusche überlagert, und keine Deutungen und Interpretationen beinhaltet. Um allen Anforderungen gerecht zu werden, arbeiten Autorenteams oft über eine Woche an der Audiodeskription für einen Spielfilm.
„Ein audiodeskribierter ´Hörfilm´ ist immer ein Kunstwerk, an dem viele Menschen beteiligt sind“, erzählt Johannes Karner. Für ihn und seinen Kollegen Lutz Mingramm ist es ein absolutes Muss, dass auch blinde Menschen bei der Erstellung eines Hörfilms mitarbeiten.
Live dabei
Anders als beim Film, bei dem wochenlange Planung in die Audiodeskription einfließt, muss es bei einem Live-Event natürlich schnell gehen. Die Live-Audiodeskription ist das Metier von Johannes Karner, der seit neun Jahren Sportevents, Musikveranstaltungen und andere Live-Sendungen im Fernsehen für blinde und sehbehinderte Menschen akustisch beschreibt. „Es heißt ja immer, man soll zuerst denken und dann reden. Für mich ist es bei der Live-Audiodeskription eher ein Nachteil. Da ist man sonst schnell hintennach“, scherzt Karner, der sich auf seine „Einsätze“ im Vorhinein akribisch vorbereitet. Er erzählt von der Herausforderung, ein rasantes Tischtennismatch zu beschreiben und auf der anderen Seite auch den Lauf des fünfzigsten Skifahrers auf derselben Strecke noch immer spannend und unterhaltsam zu kommentieren. Vor allem beim Fußball wird die Audiodeskription im Rahmen des Projekts „Bundesliga on ear“ sehr gut angenommen und nicht nur von blinden Fußballfans geschätzt. So mancher sehende Zuschauer zieht die Audiodeskription des Spiels dem Kommentar vor.
Feedback und Anregungen
Die Bilder, die er sieht, in der Audiodeskription nicht zu deuten, ist für Johannes Karner essentiell: „Wir Sehenden haben immer den Drang zu interpretieren. Das ist aber in der Audiodeskription nicht unsere Aufgabe.“
Es sei eine große Verantwortung, die richtigen Informationen zu liefern, so Karner. Feedback an ihn und seine Kollegen von Audio2 ist deshalb unverzichtbar. Auch mit Vorschlägen, welches Theaterstück als nächstes audiodeskribiert werden soll, kann man sich an das Audio2-Team wenden, das in Kontakt mit den großen Wiener Theaterhäusern steht und Wünsche gerne weiterleitet. Karner empfiehlt, Wünsche und Anregungen ebenfalls direkt an den ORF-Kundendienst weiterzugeben, um aufzuzeigen, wie wichtig barrierefreie Inhalte für viele Menschen sind.
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