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Luka und Vanessa stehen links, Magdalena rechts vor einem Ausstellungsfoto, das Mario zeigt.
Bildinfo: Luka, Vanessa und Magdalena, - die GestalterInnen von Blinde Träume. © BSVWNB/Ursula Müller

Blinde Träume

Wie leben junge Menschen, die blind oder sehbehindert sind? Wie träumen sie? Diesen Fragen gehen vier junge KünstlerInnen der „Graphischen“ in Wien nach.

Vier junge KünstlerInnen der „Graphischen“

Sie porträtieren in ihrem Buch Blinde Träume im Rahmen ihrer Diplomarbeit sechs junge Erwachsene, die sehbehindert sind.

Roman, was hat dich veranlasst, bei diesem Projekt als Protagonist mitzumachen und dich porträtieren zu lassen?

Dass die Leute einfach ein bissl mehr wissen. Hey, so sind Blinde, so sind Sehbehinderte! So kann ich, so soll ich auf sie zugehen.

Wenn ich irgendwo unterwegs bin, erlebe ich es ja immer wieder. Nur net ansprechen, nur net zu nahe kommen. Die Leut‘ haben Hemmungen. Ich erleb‘ aber auch, dass sie in den U-Bahnen am Leitsystem herumstehen.

Wenn ich dann mit dem Blindenstock gegen einen Fuß stoße, dann heißt es: ‚Können’s net schauen!‘ Sag‘ ich: ‚Nein, kann ich net.‘

Dann ganz erschrocken: ‚Tschuldigung, Sie sind ja blind!‘ Hey, denk‘ ich mir, ich hab‘ die Schleife, ich hab‘ den Stock!


Das Projekt Blinde Träume ist in enger Zusammenarbeit mit dem BSVWNB entstanden. Und insbesondere mit der VJA, mit der Verrückten Jugend Aktion, einem Freizeitangebot des BSVWNB für junge Menschen. Alle ProtagonistInnen des Buches machen bei der VJA mit und so hat auch Oliver davon erfahren.

Wie ich davon gehört habe, war ich so begeistert, dass ich unbedingt mitmachen wollte und ich war sehr neugierig, was draus wird. Es gab viele Treffen, Fototermine und Interviews.

Ganz besonders interessant und spannend war für mich dabei, wie die Magdalena und der Dominic versucht haben, unsere Sehbehinderungen einzufangen. Denn es gibt ja auch Fotos davon, wie wir die Welt sehen.

Das war für sie eine ziemliche Herausforderung. Denn jeder von uns sieht anders. Es gibt ganz unterschiedliche Sehbehinderungen.

Wie, Oliver, konntest du den beiden FotografInnen deine Sehbehinderung vermitteln?

Wir haben uns bemüht, ihnen unsere Sehbehinderung so genau wie möglich zu schildern. Sie haben dann versucht, sie darzustellen. Sie haben ja von jedem von uns ein Porträtfoto gemacht. Dieses Foto haben sie dann so verändert, bis es gezeigt hat, wie der Porträtierte die Dinge wahrnimmt. Ich zum Beispiel sehe so, als würde ich das Leben in einer sehr niedrigen Videoqualität anschauen. Alles ziemlich verschwommen, unklar, schlecht sichtbar.


Im Buch sind Fotos zu sehen, die die ProtagonistInnen in ihrem Zuhause, in ihrer vertrauten Umgebung zeigen, bei Freizeitaktivitäten oder in der Schule. Im Studio wurden die Porträtaufnahmen gemacht. In Interviews erzählen sie von ihrem Alltag, ihrer Behinderung, ihren Wünschen und Träumen. Mario ist einer von ihnen. Mario findet die enge Zusammenarbeit mit den jungen KünstlerInnen von der Graphischen besonders inspirierend.

Es ist einfach spannend, mit anderen jungen Leuten etwas zu machen, die nicht zu unserem Kreis, die nicht zu den Blinden und Sehbehinderten gehören. Die sozusagen extern sind.

Ich wollte außerdem ein bissl aufklären. Einbringen, wie geht man um mit Leuten, die kaum was sehen.

Was macht man, was macht man nicht. Net einfach nehmen und irgendwo hinschieben. Sondern fragen: ‚Kann ich helfen?‘


Die ProtagonistInnen des Buches gehen in die Schule oder machen ein Arbeitstraining, hoffen, dass sie am Arbeitsmarkt eine Chance haben und am ganz normalen Leben teilhaben können. Wie bei diesem Projekt, wo Magdalena, Vanessa, Dominic und Luka von der Graphischen auf sie zukommen und sich für ihre Welt interessieren. Sie begleiten die ProtagonistInnen ihres Buches über viele Wochen. Erleben deren Alltag und tauchen selbst in eine Welt ein, die ihnen, von Dominic abgesehen, unbekannt ist. Sie stellen viele Fragen, fotografieren die jungen Leute, visualisieren deren Sehbehinderungen und illustrieren deren Träume. Magdalena, du hast die Interviews geführt und Fotos gemacht.

Ich habe dieses Projekt super spannend gefunden. Wir haben nette Leute kennengelernt. Und es ist ja so, dass ich mich durch‘s Fotografieren intensiv mit dem Thema Sehen beschäftige.

Mich hat es besonders gereizt, mich damit auseinanderzusetzen, wie jemand sieht, der die Welt ganz anders wahrnimmt als ich.


Vanessa, du bist für das Design des Buches zuständig und hast dich damit beschäftigt, wie die ProtagonistInnen träumen.

Ja, ich habe Interviews gemacht, sie haben mir geschildert, wie sie träumen und nach ihren Erzählungen habe ich die Illustrationen ihrer Träume gestaltet. Da unsere ProtagonistInnen meine Bilder nur sehr eingeschränkt wahrnehmen können, sie mir also nicht sagen konnten, ja, so habe ich geträumt, sehe ich meine Illustrationen als meine Interpretation der beschriebenen Träume. Ich habe ja zum ersten Mal mit Leuten gearbeitet, die sehbehindert sind.

Für mich war es spannend zu erleben, dass die Sehbehinderung sich im Alltag natürlich auswirkt, dass unsere ProtagonistInnen aber die gleichen Bedürfnisse haben wie halt die meisten jungen Leute. 


Dominic, von dem die Idee zu diesem Projekt kommt, gibt mit Fotos wie Texten Einblicke in das Leben der jungen Menschen, die sehbehindert sind. Und Luka ist für den Druck und die Produktion der Blinden Träume verantwortlich. Gerne hätten sie das Buch inklusiv gestaltet. Also die Texte des Buches in Braille- wie in Schwarzschrift gedruckt. Aus technischen wie finanziellen Gründen war ihnen dies jedoch nicht möglich. So gibt es die Texte des Buches in separaten Broschüren in Brailleschrift. Die vier jungen KünstlerInnen schlossen Ende September das Projekt mit einer Ausstellung im Wiener Kulturzentrum WUK ab. Das sei ihnen ein Bedürfnis gewesen, sagt Magdalena.

Wir haben so viel Herzblut in dieses Projekt hineingesteckt, wir wollten für uns alle einen würdigen Abschluss gestalten.

Deshalb haben wir die Initiative ergriffen und unseren ProtagonistInnen noch einmal in einer Ausstellung eine Bühne geboten.

Das klingt vielleicht ein bisschen kitschig, aber es ist so. Projekte wie dieses zeigen mir, dass es für mich am schönsten ist, mit Menschen zu arbeiten. Und zu erleben, dass sich dadurch etwas verändert, dass wir mit dieser Arbeit andere berühren können.


Wie haben die BesucherInnen der Ausstellung reagiert, Magdalena?

Ich habe in den letzten fünf Jahren neben der Graphischen immer wieder in einem Fotostudio gejobbt. Mein Chef dort ist Fotograf, er ist für mich ein großes Vorbild und hat mir sehr viel beigebracht. Wie er sich die Ausstellung angeschaut hat, hat er mir gesagt, dass er von den Fotos, die die Sehbehinderungen visualisieren, extrem berührt ist. Dass es ihm eine Gänsehaut verursacht hat, wie er sie betrachtet hat. Da habe ich gemerkt, dass dieses Projekt einen Input hat.


Diesen Input kann man dem Projekt nur wünschen, weit über die zweitägige Ausstellung, die Ende September stattgefunden hat, hinaus.

Das Buch Blinde Träume – Ein Fotobuch mit Illustrationen über das Leben und die Träume blinder und sehbehinderter Menschen ist über diese Website erhältlich und kann per E-Mail bestellt werden. Das Buch in Schwarzschrift kostet 30 €. Die Texte, die in Brailleschrift erhältlich sind, sind separat gebunden. Der erste Text ist um 3 € erhältlich, jeder weitere um 1€.

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