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Der Wunderstoff im Wundermüsli
Interview mit Bernhard Ludwig
Wer von uns möchte nicht länger jung bleiben und gesund altern? In seinem kürzlich erschienenen Buch Das Wundermüsli zeigt Bernhard Ludwig, Psychologe, Kabarettist und Mitglied des Blinden- und Sehbehindertenverbands WNB auf, was wir für unser Wohlbefinden tun können.
Herr Dr. Ludwig, Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit der Frage, wie wir unsere Gesundheit fördern und Krankheiten vorbeugen können. In Ihrem neuesten Buch, das Sie gemeinsam mit dem Arzt und Radiodoktor Ronny Tekal herausgegeben haben, geht es um die altbewährte Methode des Fastens und – wie Sie schreiben – um den Wunderstoff Spermidin. Einerseits kommt Spermidin in unseren Körperzellen vor, andererseits in Nahrungsmitteln wie zum Beispiel in Weizenkeimen, Pilzen, gereiftem Käse oder Nüssen.
Spermidin ist ein wahres Lebenselixier und wir verbinden diesen Wunderstoff erstmalig mit dem Fasten. Beim Fasten gibt es ja viele Möglichkeiten. Eine, die durch mich sehr bekannt geworden ist, geht so: einen Tag essen und einen Tag nichts essen, nur trinken. Das praktiziere ich schon seit Jahren, darüber habe ich auch ein Buch geschrieben. Aber zurück zum Spermidin. Ich nehme nicht ab, wenn ich spermidinreiche Lebensmittel zu mir nehme, aber Spermidin hat sich als Appetitzügler erwiesen und hat noch viele andere gute Eigenschaften.
Die lebensverlängernde Wirkung von Spermidin wird unter anderem an den Universitäten Graz und Innsbruck erforscht. Wie das Fasten regt auch Spermidin die Autophagie an, also den Selbstreinigungsprozess der Zelle. Dabei werden fehlerhafte Zellbestandteile abgebaut und verwertet. Mit zunehmendem Alter funktioniert die Autophagie nicht mehr so gut, es kommt zu Ablagerungen in den Zellen, die zu verschiedenen Krankheiten führen können wie zum Beispiel Demenz, Diabetes oder Atherosklerose.
Und wenn wir regelmäßig Weizenkeime, Nüsse, Pilze, Sojabohnen oder andere Lebensmittel essen, die reich an Spermidin sind, wird der Zelle signalisiert, diesen Selbstreinigungsprozess zu starten und das schützt uns vor Ablagerungen und vorzeitiger Alterung. Es wirkt sich also positiv auf den Stoffwechsel und auf die Herzgesundheit aus. Und somit auch auf die Immunabwehr. In unserem Buch finden sich also viele Anregungen und auch Rezepte, wie man etwas für seine Gesundheit tun kann.
Als Psychologe und Psychotherapeut arbeiteten Sie in Bad Tatzmannsdorf vor allem mit übergewichtigen Personen sowie mit Herzinfarkt- und BluthochdruckpatientInnen. Zu Beginn der 1990er Jahre vertauschten Sie dann die Rehaeinrichtung mit der Bühne und dem Podium und gingen diese Themen humorvoll an. So lautet der Titel eines Ihrer Programme Anleitung zum Diätwahnsinn. Die Probleme, die Sie ansprechen, sind Ihnen nicht fremd.
Ich war jahrelang übergewichtig, hatte vor knapp zwölf Jahren, ich war damals 60, einen Schlaganfall, dann einen Herzinfarkt, bin Bypass operiert. Ich hab‘ eh alles, was es gibt. Und es ist ja so, der Herzinfarkt trifft nicht nur das Herz, sondern auch das Hirn. Die Arterienverkalkung wirkt sich überall aus. Bei mir sind die Augen betroffen. Auf einem Auge sehe ich fast gar nichts und auf dem anderen, dem sogenannten besseren Auge sehe ich ein bissl was. Also ich bin stark eingeschränkt.
Ich wurde mehrfach an den Augen operiert und habe die Ärztin gefragt: Wird’s wieder besser?
Sie hat gesagt: Wenn’s nur nicht schlechter wird.
Diese Wuchtel hab‘ ich in meinem Hirn einmal zergehen lassen und dann bin ich zum Blindenverband gegangen. Die sind ja toll organisiert.
Der Blinden- und Sehbehindertenverband bietet seinen Mitgliedern in so einer herausfordernden Situation eine Reihe von Unterstützungen an. Man erhält zu allen Themen, die Menschen mit einer Sehbehinderung betreffen, Informationen und Hilfestellungen. Auch die Angehörigen werden beraten, wenn dies gewünscht wird. Außerdem kann man ein Training in lebenspraktischen Fähigkeiten oder ein Mobilitätstraining machen, um nur einige zu nennen.
Zu mir ist eine Dame gekommen, die mit mir in meinem Lerchenfelderdorf unterwegs war. So nenn‘ ich den siebenten und achten Bezirk, die Gegend, wo ich wohne. Sie hat mir erklärt, wie ich sicher über die Straße komme, wie ich mich in meiner Wohngegend am besten orientiere und wie ich öffentlich zum Blindenverband fahre.
Sie hat mit mir diese Wege geübt und hat mir erzählt, welche Unterstützungsmöglichkeiten es beim Verband gibt. Das hat mir total geholfen.
Und auch, dass sie gesagt hat, dass ich mich nicht zu genieren brauch‘. Denn natürlich ist es aufwändig, das alles zu machen, aber es ist eine enorme Entlastung. Früher sind die Leute einfach nur blind gewesen. Das ist heute anders. Heute gibt es viel Unterstützung und viele Hilfsmittel.
In welchen Situationen spüren Sie Ihre Seheinschränkung besonders stark?
Das hängt immer davon ab, ob ich eine Möglichkeit habe auszuweichen. Solange ich ein Radio habe, solange mir jemand etwas vorliest, solange es jemanden gibt, der mich begleitet, geht das gut. Oder solange ich den Ronny Tekal hab‘, der mit mir auf die Bühne hinausgeht. Denn ich bin patschert geworden. Und wenn ich da als Halbblinder auf die Bühne hinauftorkle und nix dazu sage, ist das für die Leute schwer. Man muss sagen, welches Problem man hat, man muss sagen: Ich bin blind.
Wenn ich allein unterwegs bin, trage ich immer das Blindenzeichen, damit die anderen Leute sich auskennen.
Das ist eine große Erleichterung für die anderen und ich habe keine Scheu zu sagen, dass ich blind bin. Viele sind ja extrem hilfsbereit. Sicher, es gibt auch andere. Wenn jemand, der sehbehindert ist, seinen Blindenstock zusammengeklappt hat, weil er ihn gerade nicht braucht und ihn herausnimmt, wenn er ihn braucht, dann reagieren manche schon merkwürdig. Dann kommt es schon vor, dass Leut‘ sagen: Das ist Betrug. Aber hallo! Aber bitte! Die Person darf doch wohl selbst entscheiden, wann sie den Stock verwendet und wann nicht.
Wie ist es Ihnen denn in der Zeit des Lockdowns gegangen? Auch jetzt gelten ja noch bestimmte Regeln wie Abstand halten und Mund-Nasenschutz.
Wirklich schwierig war für mich, dass ich nicht mehr mit den Öffis fahren konnte. Ich liebe es, öffentlich zu fahren und ganz besonders liebe ich es, die Bahn zu benutzen. Ich reserviere nie einen Sitzplatz für mich im Zug, ich setz mich irgendwo hin und red‘ mit den Leuten. Ich red‘ mit jedem, ich will eine Gaudi haben. Ich such‘ das Gespräch, will eine Rückmeldung, will ein Feedback. Darum liebe ich die Öffis. Also, das ist mir wirklich abgegangen.
Herr Professor Ludwig, Ihnen wurde ja der Berufstitel Professor verliehen, Sie sind 1948 in Steyr geboren und mit zwei Brüdern aufgewachsen. Ihr Vater war Arzt, Sie haben sich Ihr ganzes Berufsleben hindurch mit Gesundheitsthemen beschäftigt und dazu mehrere Bücher geschrieben und Kabarettprogramme entwickelt. Was motiviert Sie, weitere Projekte in Angriff zu nehmen, auch wenn Sie selbst gesundheitlich eingeschränkt sind?
Ich raste mich nicht auf meinen Krankheiten aus, sondern ich überlege, was ich tun kann, damit ich nicht ganz blind werde, nicht verblöde oder nix mehr höre. Deshalb interessiere ich mich für diese Themen, deshalb mache ich weiter.
Wenn ich keine Projekte mehr habe, die mich interessieren, dann bin ich alt.
Das ist bei mir noch nicht so. Ich plane weiter und das mache ich, solange es geht.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Wundermüsli von Prof. Bernhard Ludwig und Dr. Ronny Tekal ist im Verlag Gräfe und Unzer erschienen und kostet 13,40 €. Weitere lieferbare Titel von Bernhard Ludwig sind u. a. Anleitung zum Dickwerden, Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit sowie Anleitung zum Herzinfarkt. Link zur Website Seminarkabarett
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