Aktuelles
„Ein Moment, den man fast nicht beschreiben kann!“
Team Aigner!
Diese große Auszeichnung stellt für die Aigner Geschwister den krönenden Abschluss einer höchst erfolgreichen Skisaison dar. Veronika beschreibt die Gefühlsmischung, die sie in diesem Augenblick empfunden hat, so: „Von Glück über Freude, Aufregung und Überraschung.“ Mit ihr gemeinsam erhält ihr Guide, ihre Schwester Elisabeth den Niki. Elisabeth fährt bei jedem Rennen und jedem Training ihrer sehbehinderten Schwester voraus und gibt die erforderlichen Anweisungen. Groß ist auch die Freude bei Johannes Aigner, der heuer zum ersten Mal zum Parasportler des Jahres gekürt wird, ebenfalls zusammen mit seinem Guide Matteo Fleischmann.
Die Sporthilfe Gala ist jedes Jahr ein glanzvolles Fest. Erst eine Woche vor der großen Feier erfahren die Athlet:innen, ob sie unter den ersten drei Nominierten sind. Wer dann tatsächlich zum/zur Sportler:in des Jahres in der jeweiligen Kategorie gekürt wird, wird erst im Laufe der Gala verkündet. Über 200 Sportjournalist:innen vergeben Punkte, wer die meisten Punkte in seiner Kategorie erhält, bekommt die Trophäe. Also Spannung bis zuletzt. Johannes, sehbehindert wie seine Schwester Veronika:
„Der Niki ist in einer sportlichen Karriere schon so ein Punkt, wo du merkst, das motiviert dich extrem stark.“
Petra Aigner, die Mutter der beiden Sportler:innen des Jahres mit Behinderung, erinnert sich gut an diesen besonderen Abend im Oktober. „Wir sind dort am Tisch gesessen und die Vroni und der Hansi haben unglaublich gestrahlt und waren sehr stolz. Die Vroni hat das vergangene Jahr noch kurz Revue passieren lassen. Sie hat sich ja Anfang 2021 bei einem Sturz beim Skifahren schwer verletzt und gegen Ende des Jahres hatten sie und ihre Schwester noch einen Autounfall, der hat sie dann noch einmal zurückgeworfen. Trotzdem und mit sehr viel konsequenter Arbeit war sie dann bei den Paralympics heuer im März sehr erfolgreich und hat zwei Goldmedaillen errungen. An diesem Abend ist ihr noch einmal bewusst geworden, was sie alles geleistet hat und der Niki war eine sehr schöne Draufgabe.“
Viele Sportler:innen wünschen sich, einmal diese Auszeichnung zu bekommen und bei der Sportgala auf der Bühne zu stehen. Ihrem Sohn sei es da nicht anders gegangen, sagt Petra Aigner. „Er hat sich so gefreut und sich sehr wohl gefühlt bei der Feier. Und dann kommen noch so erfolgreiche Skirennläufer wie Johannes Strolz und Matthias Mayer vorbei und gratulieren, also das bedeutet einem schon viel. Diese Athleten sind ja auch Vorbilder für die jungen Fahrer.“ Barbara Aigner, die dritte der skifahrenden Geschwister mit Sehbehinderung nimmt es sportlich, dass der Niki an Schwester Veronika geht. Babsi, wie sie in der Familie genannt wird, kam immerhin unter die Top fünf, sie wurde zur Gala eingeladen, war dabei und hat die große Sportparty gemeinsam mit ihrer Familie genossen.
Petra Aigner und ihr Mann unterstützen und fördern ihre talentierten Kinder seit vielen Jahren. Wie erleben sie diesen großen Erfolg? Petra Aigner: „Es ist wirklich cool und wir freuen uns sehr mit unseren Kindern. Aber es steckt genug Arbeit dahinter, es steckt viel Verzicht dahinter, dass man in seiner sportlichen Karriere so weit kommt. Denn während andere fortgehen und ihre Freizeit genießen, gibt es das für unsere Kinder kaum. Wenn ihre Freunde aus unserem Ort sagen, fährt ihr da- oder dorthin mit oder machen wir dies oder jenes, dann müssen sie oft genug nein sagen. Nein, geht leider nicht, da sind wir nicht da, da müssen wir trainieren. Da freut man sich schon sehr über diese Anerkennung, diese Lorbeeren für die Kinder.“
Der Alltag von Spitzensportler:innen ist, wie gesagt, sehr herausfordernd. Seit Anfang Oktober trainiert das Para Alpin Ski Team des ÖSV Nationalkaders wieder im Schnee, sei es in der Schweiz oder in Österreich. Die Athlet:innen stehen gegen halb sechs Uhr in der Früh auf und nach dem Frühstück geht es bereits den Berg hinauf und es wird den ganzen Vormittag auf der Piste trainiert. Nach dem Mittagessen gibt es eine kurze Regenerationszeit, am Nachmittag wird wieder trainiert, später werden Videoanalysen gemacht, am Abend finden mit den Trainer:innen Besprechungen statt, dann fallen alle müde ins Bett. Veronika, Johannes und Barbara Aigner und ihre Guides Elisabeth Aigner, Matteo Fleischmann und Klara Sykora trainieren gemeinsam für die technischen Disziplinen, also Slalom und Riesenslalom. Für die Speed Bewerbe Super-G und Abfahrt ist Johannes in einer anderen Gruppe. Für gewöhnlich trainiert das Team zwei Wochen an einem Ort, dann sind die Geschwister für wenige Tage zuhause und schon geht es zum nächsten Trainingslager.
Die ersten Rennen in dieser Saison finden, wenn das Wetter und die Schneelage es erlauben, Ende November auf der Resterhöhe in den Kitzbüheler Alpen statt. „Im Dezember geht es weiter nach St. Moritz. Zu Weihnachten kommen wir für einige Tage heim und im Jänner ist dann eh schon die Weltmeisterschaft (WM), die findet in La Molina in Spanien statt“, erzählt Veronika. Ihre Ziele?
„Ich möchte bei der WM im Slalom starten und einen Stockerlplatz ergattern. Und ich hoffe, dass ich bei den verschiedenen Rennen die eine oder andere gute Platzierung kriege. Ich will realistisch sein, denn bei mir ist die Reha noch immer nicht ganz abgeschlossen.“
Das bedeutet, dass Veronika aufgrund ihres Skiunfalls, den sie Anfang des Jahres 2021 hatte, nach wie vor Physiotherapie benötigt und bestimmte Übungen für ihre Knie machen muss. Petra Aigner ergänzt: „Nach so einer Verletzung dauert es bei Spitzensportler:innen gute zwei Jahre, bis die Reha abgeschlossen ist.“
Auch Johannes Aigner hat seine Ziele klar vor Augen. Er will die Leistungen der letzten Saison noch steigern. Jedes Rennen zählt, aber die Weltmeisterschaft im Jänner 2023 in La Molina ganz besonders. „Als Sportler musst du schauen, dass du immer weiter arbeitest. Die letzte Saison war ja sehr erfolgreich, ich bin also voll motiviert, die kommenden Herausforderungen gut zu bewältigen und meine Leistungen noch zu toppen.“
Der Alltag von Spitzensportler:innen folgt genauen Trainingsplänen, und zwar das ganze Jahr hindurch. Von November bis März finden die Skirennen statt. Im April, Mai und Juni wird zwar weniger trainiert und es gibt mehr Zeit sich zu regenerieren und zu entspannen. Aber in dieser Zeit ist Johannes in der Schule sehr gefordert. Und Veronika und Babsi, die beide eine Ausbildung beim Spar machen, sind beruflich eingespannt. Ab Juli finden regelmäßig einwöchige Konditionskurse statt. Im Lauf des Sommers wird das Training immer intensiver und bald darauf sind die Athlet:innen wieder auf der Piste, um sich auf die Rennsaison vorzubereiten. Vor allem von September bis März geht es von einem Training zum nächsten, von einem Rennen zum anderen. Johannes: „Also ich muss sagen, mir macht das wenig aus. Wenn du den Sport professionell betreiben willst, dann ist das so. Wenn man damit nicht zurechtkommt, dann ist man fehl am Platz. Es muss dir einfach liegen, der Sport, das Training und dass du so wenig daheim bist. Wenn du motiviert bist, wenn du weiterarbeiten willst, wenn du deine Leistungen toppen willst, dann machst du das.“
Skifahren ist für die Geschwister auch Leidenschaft und Hobby. Sie lernen durch den Spitzensport immer wieder neue Menschen kennen, schließen Freundschaften und kommen viel in der Welt herum. Ihr Leben sei sehr abwechslungsreich, das mache ihnen Spaß. „Wir schätzen das alles sehr“, sagt Veronika. „Ohne den Sport gäbe es das alles nicht in dem Maße für uns. Wir sind sehr motiviert, an uns zu arbeiten. Wenn man diese Motivation nicht hat, dann wäre es auch nicht so lustig.“
Auch wenn die Geschwister oft nur kurz und wenig zuhause sind, ist das Elternhaus der Ort, wo sie sich fallen lassen können, sich ihren Hobbys und Freunden widmen und ein Leben abseits des Sports führen können. Petra Aigner:
„Unsere Kinder sind ja sehr selbstständig und machen viel selber, aber man ist halt für sie da, wenn sie was brauchen. Oft einfach nur zum Reden. Und gar nicht viel vom Skifahren reden, sondern über andere Themen, damit sie Abstand kriegen und abschalten können, weil sonst hätten sie nur noch 24 /7 den Sport im Kopf.“
Als Mutter von Kindern mit einer Sehbehinderung ist es Petra Aigner noch wichtig zu sagen, dass Eltern ihren Kindern etwas zutrauen sollen. „Die meisten Kinder mit Behinderung leben in einem goldenen Käfig und hören immer wieder, mach das nicht, mach dies nicht, es könnte ja was passieren. Oder die Eltern sagen, ich helfe dir, auch wenn es gar nicht notwendig ist.“ Kinder müssten selbst probieren und machen dürfen, egal auf welchem Gebiet. Eltern dürften keine künstlichen Hürden errichten. Nur wer etwas ausprobieren darf, lernt dazu, entwickelt Mut, Selbstvertrauen und Kompetenz.
Das könnte Sie auch interessieren
„Ich lasse mich nicht unterkriegen.“
Klara Messner ist 25 Jahre alt, studiert Wirtschaftspsychologie und ist seit zehn Jahren blind.
„Es ist mein größter Traum, eine IT Ausbildung zu machen.“
Sagt Anel Waglechner. Der 25jährige Niederösterreicher ist seit seiner Geburt blind und zurzeit in der Caritas Werkstatt in Krems tätig. Dort haben…
Herbstausflug 2024
Duftabenteuer, Ausstellungsbesuch und Schiffsrundfahrt im schönen Burgenland.