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Zwischen zwei Ästen mit langen schlanken Blättern lugt vergnügt eine Frau mit schwarzer Sonnenbrille und kurzen hellblonden Haaren hervor.
Bildinfo: Andrea Eberl liebt das Leben im Freien. Die kontaktfreudige Wienerin lernt am Campingplatz immer wieder neue Menschen kennen. © privat / Foto zur Verfügung gestellt.

Eine leidenschaftliche Camperin

Immer wieder zieht es die Wienerin Andrea Eberl, die seit Jahren in Deutschland lebt, auf ihre Lieblingsinsel Samothraki.

Die Sängerin und Musikerin, die von Geburt an blind ist, wird beim Campen von ihrer Blindenführhündin Enny begleitet.

 

Die griechische Insel Samothraki liegt in der Nordägäis, nahe der Türkei. Die kleine Insel ist bergig und grün, es gibt viele Wasserfälle, Wald und Kiesstrände. Neben kleinen Hotels und Pensionen gibt es auch zwei Campingplätze. Einen Naturcampingplatz im Wald und einen etwas komfortableren, wo Sie seit einigen Jahren im Sommer sind. Was reizt Sie, einen Campingurlaub zu machen?

Andrea Eberl: Besonders schön finde ich, dass ich in der Natur lebe. Morgens weckt mich die Sonne auf. Wenn es im Zelt zu heiß wird, ist es Zeit zum Aufstehen. Dann mach‘ ich ein paar Schritte und bin schon im Freien, da steht mein Tisch, wo ich frühstücke. Und im Zelt drinnen herrscht sowieso eine ganz eigene Atmosphäre. Früher war ich auf dem Naturcampingplatz, aber seit einigen Jahren bin ich am anderen. Denn wenn man älter wird, braucht man schon ein bisschen Luxus. (Lacht) Jetzt bin ich doch schon über 50 Jahre alt und froh, dass ich Strom habe, dass ich mit meiner E-Herdplatte kochen kann und warmes Wasser zum Duschen habe.


Sie sind eine erfahrene Camperin und machen seit vielen Jahren auf diese Art Urlaub. Wie aber gehen Sie an die Sache heran? Sie müssen das Zelt aufstellen, sich einrichten und sich am Campingplatz zurechtfinden.

Andrea Eberl: Ich bin ziemlich kontaktfreudig und lerne immer wieder Leute kennen. Letzten Sommer haben mir meine bulgarischen Freunde, die auch dort campen, dabei geholfen. Sie haben mir einen Platz organisiert, das Zelt aufgebaut, alles sauber gemacht und das Campingbett aufgestellt.

Außerdem haben sie mir geholfen, den Weg von meinem Zelt zur Toilette und den Duschen sowie zum Strand zu markieren. Und zwar haben wir Steinwege angelegt.

Das habe ich mir von zwei Freunden, die blind sind und auch dort campen, abgeschaut. So kann ich alleine zum WC oder zum Duschen gehen, ich taste mich mit meinem Stock am Steinweg entlang. Mein Hund kann liegen bleiben, er muss mich nicht immer begleiten, vor allem wenn es heiß ist. Er geht ja auch daheim nicht immer mit mir zur Toilette. So kann er auch ein bisschen Ferien machen.

Wie gelingt es Ihnen, dass Sie im Zelt eine gewisse Ordnung halten und wie wissen Sie, wo sich Ihre Dinge befinden?

Andrea Eberl: Mit ein bisschen Übung geht das schon. Ich habe einen Koffer, den ich zu einem „Kasten“ mit Regalen umfunktionieren kann. Man muss sich viel merken. Zwischendurch ist halt Suchen und Fluchen angesagt. (Lacht). Wenn ein starker Wind geht und mein Koffer umfliegt, muss ich eben wieder alles einräumen. Aber das ist so, wenn man einen Campingurlaub macht.

Samothraki ist zwar eine kleine Insel, doch bis zum nächsten Dorf sind es doch einige Kilometer. Wie erledigen Sie Ihre Einkäufe?

Andrea Eberl: Hin und wieder nimmt mich jemand mit dem Auto mit oder bringt mir eine Kleinigkeit mit. Früher war ich oft per Autostopp unterwegs. Aber es gibt auch einen Bus. Und die Leute auf der Insel kennen mich schon. Wahrscheinlich wundern sie sich, dass ich diesen Sommer nicht da bin, weil ich ja im Sommer immer auf Samothraki bin. Leider ist mein Hund schon alt und krank. Er würde die Hitze nicht mehr vertragen. Also diese Alltagssachen lassen sich organisieren. Wenn man zu Fuß unterwegs ist, muss man allerdings total aufpassen, dass man nicht von einem Auto niedergefahren wird. Es gibt kaum Gehsteige und wenn es sie gibt, sind sie sehr schmal. Selbst in Athen. Was Barrierefreiheit betrifft, müssen die Griechen noch einiges lernen und tun.


Sie sind nicht nur auf der Insel unterwegs. Sie müssen ja auch von zuhause, Sie leben in der Nähe von Köln, nach Samothraki gelangen. Wie reisen Sie?

Andrea Eberl: Ich fliege meistens nach Thessaloniki. Fliegen ist unproblematisch, denn ich werde am Flughafen unterstützt. Wenn ich die Reise buche, melde ich meinen Blindenführhund an. Beim Check-in weise ich meinen Ausweis für den Blindenführhund vor.

Ich werde dann bis zu meinem Platz im Flieger begleitet. Mein Hund bekommt meistens einen eigenen Platz, außer das Flugzeug ist komplett voll.

Ich bezahle aber nur einen. Am Anfang war das Fliegen schon ungewohnt für den Hund, besonders das Starten und Landen. Aber mit der Zeit wurde es immer besser.

Von Thessaloniki müssen Sie mit dem Zug oder dem Bus nach Alexandropouli und von dort mit der Fähre auf die Insel Samothraki. Kein einfacher Weg. Wie schaffen Sie es, zum richtigen Zeitpunkt bei den entsprechenden Verkehrsmitteln zu sein?

Andrea Eberl: Ich frage mich entweder durch. Das ist in Griechenland viel leichter als daheim, weil die Menschen dort sehr hilfsbereit sind. Oft viel hilfsbereiter als im deutschsprachigen Raum. Oder ich bitte jemanden, dass er mich zur Fähre bringt und mich dabei unterstützt, auf die Fähre zu kommen. Und manchmal nehme ich auch ein Taxi, das hängt vom Gepäck ab.   

Das ist eine lange Reise. Sind Sie mit leichtem Gepäck unterwegs?

Andrea Eberl: Das kann ich nicht behaupten. (Lacht) Meistens habe ich zwei Koffer dabei und letzten Sommer hatte ich auch noch meine Heißluftfritteuse mit. Außerdem muss ich ausreichend Hundefutter mitnehmen. Die Leute am Flughafen haben mich gefragt, ob ich umziehe. (Lacht). Wenn ich so viel dabeihabe, nehme ich mir schon ein Taxi. Die Campingsachen, die ich das ganze Jahr nicht brauche, lasse ich meistens gleich auf der Insel, aber trotzdem bin ich immer mit großem Gepäck unterwegs und es wird von Jahr zu Jahr mehr. (Lacht) Aber ich verbringe ja auch fast den ganzen Sommer dort.


Der Campingplatz, wo Sie Ihr Zelt aufgeschlagen haben, liegt direkt am Meer. Werden Sie von jemandem unterstützt, wenn Sie an den Strand zum Schwimmen gehen?

Andrea Eberl: Nein, ich gehe alleine. Ich nehme meinen Stock und taste mich am angelegten Steinweg bis zur Treppe vor, die hinunter zum Strand führt. Am Ende der Treppe gibt es eine Mauer, wo ich meinen Stock, das iPhone und meine Bluetooth Box ablegen kann.

Bevor ich schwimmen gehe, stelle ich Musik an, die ich über die Bluetooth Box höre. So orientiere ich mich beim Schwimmen, so finde ich wieder zum Strand zurück.

Es ist ein Kiesstrand und es liegen auch Steine herum. Deshalb trage ich immer Badeschuhe und ich weiß auch genau, wie weit ich ins Wasser hineingehen muss, um mir beim Schwimmen nicht weh zu tun. An meinem Campingplatz macht auch ein Grieche Urlaub, der im Alter von 30 Jahren erblindet ist. Er hat immer einen sehenden Assistenten dabei, wenn er schwimmen geht. Aber ich mach das alleine. Manchmal ist Enny dabei, aber sie ist keine Wasserratte. Ich werfe ihr ein Leckerli ins Meer und das holt sie sich dann.

Es ist für sehende Menschen sehr schwer vorstellbar, dass Sie im Meer schwimmen und wieder zu Ihrem Ausgangspunkt zurückfinden, auch wenn Sie nichts sehen.

Andrea Eberl: Wie gesagt, wenn ich die Musik höre, finde ich wieder zurück. Meistens spiele ich ein ganzes Album ab, das dauert ungefähr 50 Minuten. Einmal ist es mir allerdings passiert, dass ich beim letzten Lied noch draußen geschwommen bin. Die Musik war zu Ende, bevor ich wieder am Ufer war. Zum Glück war gerade der bulgarische Kumpel am Strand und hat mir zugerufen, in welche Richtung ich schwimmen soll. Er hat das gecheckt und alles war okay. Es ist schon immer jemand am Strand, wenn ich schwimmen gehe. Aber ich hab´ aus der Situation gelernt und schau, dass ich jetzt immer vor dem letzten Lied wieder zurück bin.

Inhalt des Videos: Eine Frau mit kurzen hellblonden Haaren und schwarzem Bikini am Strand. Sie wählt am Smartphone ein Lied aus (der Text beginnt mit „Come to me .. baby“; der Song ist von Esther Filly Ridstyle und heißt Freaky), legt das Smartphone ab und geht langsam und behutsam ins Meer, bis sie tief genug ist, um etwas zu schwimmen. Nach kurzer Zeit schwimmt sie wieder in Richtung der Musik zurück, geht vorsichtig, aber doch zur Musik tanzend, wieder an Land, wo sie kurz fast über einen größeren Steinbrocken stolpert. Lachend geht/tanzt sie weiter, bis sie wieder beim Smartphone ankommt. © privat / Foto zur Verfügung gestellt.


Sie campen seit vielen Jahren alleine in Griechenland, unterstützt von Ihrer Blindenführhündin. Worauf kommt es Ihrer Erfahrung nach an, wenn man auf diese Art Urlaub macht?

Andrea Eberl: Du musst dich organisieren, du musst dich mit Menschen verbinden. Das ist das Wichtigste. Als blinde Person kann ich nicht wie ein Einsiedler Urlaub machen. Ich kann nicht irgendwo ganz alleine sein. Ich muss schon dort bleiben, wo die anderen sind. Sonst wird es sehr anstrengend. Wenn ich weiß, dass eh immer Leute da sind, geht es. Je weniger Leute gegen Ende des Sommers am Campingplatz sind, desto schwieriger wird es für mich.

Sie haben schon erwähnt, dass Sie eine kontaktfreudige Person sind. In der Regel nehmen wir Kontakt über die Augen, über das Schauen auf. Wie machen Sie das? Wie lernen Sie Leute kennen?

Andrea Eberl: Also ich quatsche die Leute an und die Leute quatschen mich an. Das muss man halt können. Sonst hat man Pech gehabt. Ich beobachte, was die Leute grad so machen. Wenn ich merke, dass sie ihr Zelt aufbauen und sich einrichten, werde ich sicher nicht gleich hingehen und hallo sagen. Ich warte eine passende Gelegenheit ab und dann entwickelt sich schon ein Gespräch. Oft reden mich andere an, wenn sie sehen, dass ich mit meinem Blindenführhund unterwegs bin. Die Menschen sind im Urlaub offen und neugierig. Aber nicht ungut neugierig. Einfach interessiert.

Das ist daheim im Alltag oft anders. Da werden mir oft blöde Fragen gestellt, da fallen die Leute, die mir über die Straße oder am Bahnsteig helfen, mit der Tür ins Haus, wollen wissen, seit wann und warum ich blind bin.

Das ist in Griechenland, das ist im Urlaub ganz anders. Da hockt man vor dem Zelt zusammen oder sitzt in einem Café und unterhält sich. Da redet man, woher man kommt, was man macht, wie es einem geht und dann fragt man mich halt auch wegen meiner Blindheit. Das ist auch völlig okay. Aber von irgendwelchen wildfremden Leuten will ich mich nicht ausquetschen lassen.

Sie haben auf der Insel Samothraki auch Menschen kennengelernt, die ebenfalls blind sind.

Andrea Eberl: Ja, ich lerne alle Blinden von Griechenland kennen. (Lacht) Ich habe dort Leute aus Thessaloniki getroffen, die ihren Wohnwagen auf meinem Campingplatz stehen haben und auch den ganzen Sommer dort sind. Die beiden bauen jedes Jahr ihre Küche auf, mit Kredenz und allem Drum und Dran. Sie verwenden Porzellangeschirr und richtige Gläser. Ich hab‘ halt mein Campinggeschirr aus Plastik und Messing. (Lacht) Die beiden sind echt der Hammer und ich habe mir einiges von ihnen abgeschaut. Ich hoffe, dass ich bald wieder einen Sommerurlaub auf Samothraki verbringen kann.

Danke für das Gespräch.

In ihrem Podcast Blind auf Reisen berichtet Andrea Eberl über ihre Erfahrungen. 

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