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Eisiges Vergnügen
Mario hat sich gut positioniert: Er steht im schwarz markierten Viereck am Ende der Eisbahn. In der rechten Hand hält er locker den Eisstock, und schwingt ihn auf und ab. Den anderen Arm hebt er waagrecht in die Höhe um sein Ziel zu taxieren. Ganz genau weiß er nicht, wo dieses sich befindet, schließlich hat der junge Mann eine Sehbehinderung. Aber in etwa dort, wo die Daube – das Zielobjekt – auf der Eisbahn liegt, steht auch Karoline Kadelski, Projektleiterin der Verrückten Jugend Aktion. Sie hat sich extra dort hingestellt, um den Jugendlichen mit Sehbehinderung eine Orientierung zu bieten.
Mit viel Schwung bringt schließlich Mario den Eisstock in Bewegung und lässt ihn über die Eisbahn gleiten. Ein helles Klacken ertönt: Der Eisstock ist auf einen anderen getroffen und schiebt ihn etwa zwanzig Zentimeter nach hinten. Gut für Mario: Denn sein Eisstock ist nun am nächsten an der Daube dran. Und genau das ist Ziel des Spiels.
Ein winterliches Mannschaftsspiel
Es ist später Nachmittag, eine winterliche Dunkelheit hat sich bereits über den Donaukanal gelegt. In der Nähe der Salztorbrücke befindet sich das Feuerdorf. In dieser Ansammlung von kleinen Holzhütten grillen größere Gruppen. Doch die Verrückte Jugend Aktion ist wegen der beiden Eisstock-Bahnen gekommen. Traditionell wird der winterliche Sport auf zugefrorenen Wasserflächen ausgeübt. Diese ökologischen Kunststoffbahnen können jedoch die ganze Saison bespielt werden – ob mit oder ohne Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Mario, Stani, Onur möchten nun zusammen mit Tanja Kotek und Karoline Kadelski, den Projektleiterinnen der Verrückten Jugend Aktion, das Mannschaftsspiel ausprobieren.
Zu Beginn erhält die Gruppe eine kurze Einschulung von einer Mitarbeiterin des Feuerdorfs. Sie erklärt die fundamentalen Regeln: „Den Eisstock haltet ihr so, dass der Griff nach hinten zeigt. Gehen dürft ihr bis zur schwarzen Linie – und nur auf der eigenen Bahn.“ Nach sechs Durchgängen, in denen abwechselnd gespielt wird, entscheidet sich welches Team gewonnen hat. Doch bevor es losgeht, gehen Tanja Kotek und Karoline Kadelski mit den Jugendlichen langsam die gesamte Eisbahn ab. So bekommen diese ein Gespür für die Länge der Bahn – um dann den Schwung, mit dem sie den Eisstock schießen, darauf abzustimmen.
Erlebnisse in der kalten Jahreszeit
Die Verrückte Jugend Aktion hat bereits einige winterliche Ausflüge erlebt: In der Adventzeit besuchten sie die Christkindlmärkte am Belvedere und Spittelberg, tranken Punsch und buken Kekse.
Tanja Kotek und Karoline Kadelski setzen jederzeit gerne die Wünsche und Ideen der Jugendlichen um. Sie überraschen diese aber auch immer wieder mit neuen Aktivitäten, von denen sie überzeugt sind, dass sie die Jugendlichen interessieren werden. Eisstockschießen zu gehen war Karoline Kadelskis Idee: „Ich hab mir gedacht, dass es cool wäre, es auszuprobieren, weil wir schon ein paar Mal Bowlen waren. Das hat ganz gut funktioniert und es hat Spaß gemacht. Das Pendant dafür im Winter ist das Eisstockschießen, daher dachte ich mir: Das könnten wir ja auch mal ausprobieren.“
Mit Schwung und Gefühl
Noch sitzt nicht jeder Schuss: Manchmal rollt ein Eisstock quer über die Kunststoff-Bahn. Manchmal knallt ein anderer mit einem dumpfen Klacken an die Bande. „Das war zu stark“, kommentieren dann die Jugendlichen. Sie motivieren sich aber auch gegenseitig mit Zurufen wie „Rein in die Masse!“. Stani erklärt den anderen seine Technik: „Den Eisstock festhalten, spielen und aus der Hand rausrutschen lassen, so nah wie möglich am Boden.“
Mario fällt das Eisstockschießen sichtlich leicht:
„Ich hätte mir nicht gedacht, dass es so gut geht. Die Bewegung ist ähnlich wie beim Bowling. Ich versuche mit Gefühl zu schießen. Es ist aber nicht leicht einzuschätzen, wie stark man schießt.“
Mit einer besonderen Technik ist der junge Sportler sehr erfolgreich: „Ich habe mit dem Arm auf das Ziel gezeigt. Das haben sie uns in der Schule beim Speerwerfen so gezeigt. Ich dachte, ich probier‘ das einfach mal aus.“ Diese Erfahrung zahlt sich aus: Mit 18:8 gewinnt schließlich das Team von Mario und Karo.
„Es hat Spaß gemacht es auszuprobieren, wie nah man an diese Daube rankommt“, erzählt Stani begeistert. Schließlich geht es um die Freude am Spiel. Die Jugendlichen sind alle stolz auf den Sieger:
„Mario sieht am schlechtesten, aber er hat gewonnen. Da soll mal wer sagen, dass Blinde nichts können!“ ruft Stani aus.
Der Abend wird um einen Kinderpunsch erweitert. Die Jugendlichen stehen rund um ein kleines Feuer, das im Feuerdorf flackert, und wärmen sich daran die Finger. Vergnügt plaudern sie über ihre Erlebnisse, diskutieren über ihre Eisstock-Techniken – und freuen sich schon auf die kommenden Aktivitäten. Denn wenn es schneit, dann wird es erst so richtig winterlich. „Sollte es in Wien Schnee geben, werden wir versuchen einen Hügel hinunter zu rodeln. Aber das können wir nicht versprechen, weil das kommt auf den Schnee an“, lacht Tanja.
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