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Sechs Jugendliche mit Helmen und Klettergurten stehen vor der untersten Plattform und lachen, einige strecken Arme voller Vorfreude in die Richtung, in die es gleich geht: hinauf
Bildinfo: Die Jugendgruppe freut sich schon – gleich geht’s ab in die Höhe! © BSVWNB/Astrid Glatz

Hochgefühle im Waldseilpark

Kletter-Abenteuer der Verrückten Jugend Aktion

Die Sonne steht hoch am Himmel, als die Teilnehmenden der Verrückten Jugend Aktion (VJA) auf der Elisabethwiese eintreffen. Die Anfahrt war bereits steil und holprig, der Bus kurvte ruckartig die Serpentinen des Kahlenbergs hinauf. Doch heute geht es noch weiter in die Höhe: Der Waldseilpark im Biosphären-Gebiet bietet Klettern bis zu 20 luftigen Höhenmetern an. Zwischen den Bäumen befinden sich Hängebrücken, Seilkonstruktionen und lange Flying Fox-Bahnen. Immerhin gibt es hier 17 unterschiedliche Routen.

Was für ein Kletterpark! Wie wird das wohl werden? Die Jugendlichen mit Sehbehinderung sind bereits aufgeregt. Oliver hat ein bisschen Höhenangst und fragt sich gerade, warum er sich auf dieses Abenteuer einlässt. Katharina blickt der neuen Erfahrung neugierig entgegen: „Ich lasse alles auf mich zukommen und probiere die Sachen aus, und dann bilde ich mir meine Meinung.“

Sicherheit schafft Vertrauen

Bevor der spannendste Part – das Klettern – beginnt, muss auf die Sicherheit geachtet werden. Daher gibt es eine detaillierte Einschulung: Eine Mitarbeiterin des Waldseilparks erklärt der Gruppe, wie der Sicherheitsgurt korrekt angelegt wird und kontrolliert genauestens nach. Nur wenn Hüft-, Bauch- und Brustgurt und der Helm richtig sitzen, sowie die Karabiner am Gurt verstaut sind, beginnt die Einschulung.
In einem Übungsparcours finden die Instruktionen statt. Detailliert erläutert und zeigt die Mitarbeiterin den Jugendlichen, wie die Karabiner in die Drahtseile eingehängt werden, wo man sich festhalten kann und erklärt, dass Kommunikation ein ganz wichtiger Bestandteil des Kletterns ist: Denn es ist wichtig zu wissen, wer wo steht und ob eine Route schon frei ist, um Zusammenstöße zu vermeiden. In einem ersten Testdurchlauf können die jungen Abenteurer sich mit den Sicherheitsvorkehrungen und dem Klettern vertraut machen.

 

Klettern wie Indiana Jones

Endlich geht es los! Für den Start wählen die Jugendlichen eine leichte Route aus. Die Karabiner werden eingehakt, und die Stahlleiter wird erklettert bis eine fix montierte Holzplattform in den Bäumen erreicht ist. Das erste große Hindernis liegt vor den Wagemutigen: In der Luft schweben Planken, die an Seilen befestigt sind. Die Aufregung steigt, doch die Neugierde siegt. Schließlich sind alle gut gesichert und nichts kann passieren!

Oliver hantelt sich von einem Seil zum nächsten. Vorsichtig steigt er auf die schwankenden Holzplanken und überwindet so das erste Hindernis, das meterhoch über dem Boden hängt, bis er die nächste Plattform erreicht. Hier kann er pausieren, bevor es weiter zur schaukelnden Hängebrücke geht. Langsam gewöhnt er sich an die Höhe und bewältigt schließlich bravourös den Parcours!
Denis hat bereits ein bisschen Erfahrung im Seilklettern gesammelt, aber in einem Klettergarten war er noch nie:

„Mir gefällt, dass ich an manchen Stellen das Gleichgewicht halten muss. Ich habe keine Angst, ich halte mich ja immer an.“

Einmal rutscht Denis von einem Holztritt ab, aber er fängt sich sofort wieder – alles halb so wild!

Wer auf die Idee gekommen ist, in den Klettergarten zu gehen, weiß niemand mehr so genau. Doch für den letzten Schultag bietet sich diese Aktivität wunderbar an. Der Waldseilpark am Kahlenberg ist für die vielen Teilnehmenden aus der Verrückten Jugend Aktion leicht zu erreichen. Außerdem lässt es sich hier bis zu vier Stunden klettern – und das in den unterschiedlichsten Schwierigkeitsstufen, die in den Farben Blau, Rot oder Schwarz gekennzeichnet sind.

Mit Tastsinn zum Ziel

Die Orientierung im Klettergarten läuft für die sehbehinderten Jugendlichen unter anderem über den Tastsinn und das Erspüren der Begebenheiten. „Man macht eine Pendelbewegung mit dem Arm – wo ist das nächste Seil, wo kann ich mich anhalten. Oder man fühlt mit der Zehenspitze vor, komm ich da überhaupt hin mit dem Fuß? Das Klettern im Seilgarten kann man daher gut ohne Begleitperson machen, “ berichtet Tanja Kotek, Jugendgruppenleiterin der VJA.

Kommunikation ist ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil im Kletterpark. Kleine Hilfestellungen wie Zurufe, wo das nächste Seil hängt oder motivierende Worte schaffen Vertrauen ineinander – und schließlich in sich selbst. Denn wenn eine Übung geschafft ist, die man sich vielleicht gar nicht zugetraut hätte, ist das ein tolles Gefühl!

Mut und Nervenkitzel

„Am meisten kann man lernen, wenn man eigene Erfahrungen macht und auch im Teamwork zusammen arbeitet, sich gegenseitig hilft und bei den Übungen unterstützt. Die größte Herausforderung ist nur so wenig Angst zu haben, dass es einem einen Kick gibt, aber nicht hemmt, “ meint Karoline Kadelski, die mit Tanja Kotek gemeinsam die VJA leitet.

Den Jugendlichen machen die Übungen im Waldseilpark riesigen Spaß. Besonders begeistert sind die jungen Kletterer vom Flying Fox – einer Seilrutsche, bei dem das Stahlseil mittels Rollen rasch bergab saust.

Can erzählt: „Der Flying Fox war natürlich das Schönste. Da spürst du das Adrenalin, das in dir in die Höhe schießt. Das macht einfach Spaß, du vergisst dann alles um dich herum und denkst: Hurra, ich fliege!“

Karoline Kadelski ist stolz auf den Mut der Jugendlichen: „Es haben sich alle gerade über die Hindernisse getraut! Es ist wichtig, ein klein wenig über seine eigenen Grenzen hinaus zu gehen um neue Erfahrungen zu machen.“ Auch Tanja Kotek ist begeistert von der Gruppe: „Wie mutig wir alle sind, dass wir über die wackligen Baumstämme gehen und in den Abgrund schauen. Da können wir stolz auf uns sein!“

Die wagemutigen Abenteurer bewältigen im Laufe der nächsten Stunden schwindelerregende Höhen und klettern von Baum zu Baum. Bis die Dämmerung über der Elisabethwiese hereinbricht. Die ersten Glühwürmchen tanzen schon zwischen den Bäumen, als die Verrückte Jugend Aktion zum Bus am Kahlenberg spaziert. Um die gleichen Serpentinen hinab zu fahren, die sie hinaufführten. Doch mit wertvollen Erfahrungen im Gepäck, angereichert um Mut und Selbstvertrauen. Und mit großen Ambitionen: Das nächste Mal die schwarze und somit schwierigste Route zu begehen!

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