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Portraits

Ein junger Mann mit Brille steht vor einer Glastüre mit der Aufschrift "Arbeitsmarktservice Wien"
Bildinfo: Manuel vor seinem Arbeitsplatz AMS / Foto privat zur Verfügung gestellt

„Ich wollte es schaffen“

Manuel Pöppel arbeitet beim AMS Wien. Eine sinnvolle, interessante und gut bezahlte Tätigkeit, die ihm Freude macht. In früheren Jobs war das nicht so. Dass der gebürtige Waldviertler sein Ziel dennoch erreichte, verdankt er seinem Ehrgeiz, seiner Willenskraft und der Unterstützung durch die Berufliche Assistenz des Blindenverbands, die heuer im September ihr 20-jähriges Bestehen feiert.

Beruflich angekommen

Seit Jänner 2017 ist Manuel Pöppel in der Info Zone des AMS Johnstraße als Berater tätig. Er ist vor allem für die Förderungen zuständig, die Firmen bekommen, wenn sie Personen einstellen, die über 50 Jahre alt sind, eine Behinderung haben, lange arbeitslos waren oder die nach Erfüllung ihrer Betreuungspflichten wieder in das Berufsleben einsteigen wollen. Unternehmen, die bereit sind Menschen einzustellen, die einen erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt haben, werden vom AMS über einen bestimmten Zeitraum gefördert und diese Förderungen wickelt der AMS Mitarbeiter ab. Er hat also sowohl mit Betrieben als auch mit Arbeitssuchenden zu tun. „Es ist interessant, mit all den verschiedenen Menschen zu tun zu haben. Zu uns kommen SchauspielerInnen, die zurzeit kein Engagement haben, aber auch Leute, die gerade nach Österreich geflüchtet sind. Man entwickelt so ein bissl ein Verständnis für die Leut‘. Viele Vorurteile beruhen ja darauf, dass man die anderen nicht versteht, dass man nichts von ihnen weiß.“

Manuel Pöppel verfügt bereits über eine jahrelange Berufserfahrung als er sich beim AMS bewirbt. Er hatte unterschiedliche Jobs, fast alle im IT Bereich. Nach seiner Schulausbildung am BBI macht er bei Siemens eine Computerausbildung für blinde und sehbehinderte Menschen. „Das war eine tolle und sehr interessante Zeit“, erzählt der junge Waldviertler. Aber dann will er weg aus Wien und arbeitet für einige Zeit bei der Landesregierung in St. Pölten. Er ist kurz als Telefonist in einem Kino tätig, später kümmert er sich um die Barrierefreiheit von verschiedenen Internetseiten und kommt im Jahr 2010 zu SEBUS. Bei dieser Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen ist er für die EDV verantwortlich. Danach wechselt er zum Blindenverband.

Erst durch eine Karenzvertretung bei der Arbeitsassistenz des Wiener Blindenverbands wird dem jungen IT Techniker bewusst, was ihm bei seinen bisherigen Jobs gefehlt hat. „Für mich war das eine total interessante Tätigkeit, weil ich jetzt mit Menschen zu tun hatte. Und weil ich das Gefühl hatte, etwas Sinnvolles zu tun.“ Manuel Pöppel ist damals in der Technikassistenz beschäftigt, er berät blinde und sehbehinderte Menschen dabei, geeignete Hilfsmittel für den Arbeitsplatz oder für zuhause auszuwählen. Zum ersten Mal erlebt er, wie viel Spaß eine Arbeit machen kann. „Ich habe damals erkannt, dass ich in diesem Bereich bleiben möchte, dass ich bei meiner Arbeit etwas für andere Menschen tun möchte.“

 

Die Weichen sind gestellt     

Aber erst bei einer Veranstaltung des AMS, an der Manuel Pöppel teilnimmt, wird klar wohin die Reise führen könnte. Bei der Veranstaltung geht es um die Frage, was von Seiten des AMS getan werden kann, damit Menschen mit Behinderungen bessere Chancen am Arbeitsmarkt haben. „Ich bin dann auf den Veranstalter zugegangen und habe gefragt, ob das AMS eigentlich Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Er verneinte. Er wollte dann wissen, ob mich ein Job beim AMS interessieren würde.“ Ja, das tut es, sehr sogar. Manuel Pöppel wagt den Schritt, er bewirbt sich beim AMS und ist bereit, das langwierige Aufnahmeverfahren zu absolvieren. Alle, die beim AMS arbeiten möchten, müssen zunächst einen psychologischen Test machen. Danach folgt das Assessmentcenter. „Die Arbeitsassistenz vom Blindenverband hat mich bei diesen Bewerbungsschritten sehr unterstützt und mir die notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt. Für das Assessmentcenter habe ich zum Beispiel ein Lesegerät benötigt, das wurde organisiert und vorab bereitgestellt.“

Der junge Waldviertler, der seit seiner Kindheit stark sehbehindert ist, meistert alle Bewerbungsschritte und wird als AMS Mitarbeiter aufgenommen. Das bedeutet, dass er, wie alle anderen, eine neunmonatige Ausbildung absolvieren muss. Sechs Monate davon in Linz. Ein Lesegerät, das Manuel Pöppel bei seiner täglichen Arbeit verwendet, erweist ihm bereits bei der Ausbildung gute Dienste. „Ich habe ein sogenanntes VisioBook. Es lässt sich wie ein Laptop zusammenklappen. Es ist mit einer Kamera ausgestattet. Man kann sie in der Nähe verwenden, wenn man Unterlagen lesen will. Man kann die Kamera aber auch in die Ferne schwenken. Das war in Linz bei der Ausbildung sehr praktisch, wo viel mit Beamer und Präsentationen gearbeitet wurde. Das hat mir wahnsinnig viel geholfen.“

Auf die theoretische Ausbildung folgt die praktische Einschulung in einer der Wiener AMS Geschäftsstellen. Von Anfang an geht es immer wieder um die Frage, ob Manuel Pöppel mit seinem eingeschränkten Sehvermögen diese Tätigkeit ausüben kann. Es geht, auch wenn nicht immer alles glatt geht.  Vor allem die ersten Praxiswochen haben es in sich. Für einige Zeit sitzt ein Coach daneben, zeigt und erklärt das komplexe EDV System des AMS. „Das war nicht immer einfach“, erinnert sich der inzwischen erfahrene AMS Mitarbeiter. „Ich habe am Bildschirm alles vergrößert, aber mein Coach hat mit der Vergrößerung nicht umgehen können. Er konnte mir die Sachen nur schwer erklären, weil er natürlich ganz anders denkt. Wir haben es dann so gemacht, er hat es mir gezeigt, dann habe ich es mit der Vergrößerung noch einmal probiert. Ich gehe anders vor. Ich muss vor dem Anklicken wissen, wo sich ein Menüpunkt befindet. Wenn ich weiß, dass der Menüpunkt Geschäftsfunktionen oben rechts ist, dann kann ich Geschäftsfunktionen anklicken. Für mich ist es also wichtig, dass ich weiß, wo ich was finde.“

Am Ende der neunmonatigen Ausbildung tritt Manuel Pöppel zur Dienstprüfung an, die er im Jänner 2017 erfolgreich ablegt. Er ruft als erstes bei seiner Familie an, dann bei der Arbeitsassistenz, um diese gute Nachricht zu verkünden. Er ist überglücklich, er weiß, dass er etwas Wichtiges geschafft hat.

„Das ganze Prozedere, das Aufnahmeverfahren beim AMS und die Ausbildung in Linz, das war das Härteste und Schwerste, was ich jemals gemacht habe.“

Er ist heute noch froh und dankbar, dass er bei jener AMS Veranstaltung auf den Mitarbeiter zugegangen ist und das Gespräch mit ihm gesucht hat. „Es zählt zum Besten, was ich in meinem Leben gemacht hab‘. Deswegen bin ich da wo ich jetzt bin und ich steh gut da.“

Es hat sich gelohnt, sich durchzubeißen, mutig, geduldig und beharrlich zu sein. Die Ausbildung und Einschulung ist zwar für alle AMS MitarbeiterInnen eine Herausforderung, aber eine hochgradige Sehbehinderung macht alles natürlich noch schwieriger. Am Arbeitsplatz verwendet Manuel Pöppel neben dem Lesegerät noch eine spezielle Lampe, die seinen Arbeitsplatz gut ausleuchtet. Diese Hilfsmittel werden vom Sozialministeriumservice (SMS) bezahlt. Der Mittdreißiger hat sich gut eingearbeitet und fühlt sich wohl. Seine Vorgesetzte ist verständnisvoll, sucht das Gespräch mit den MitarbeiterInnen und ist bestrebt, auftretende Probleme rasch und effizient zu lösen. „Das ist super. Ich bin auch lösungsorientiert. Alle in der Abteilung sind sehr glücklich mit ihr.“

Am wichtigsten aber ist für ihn, dass er jeden Tag mit dem Gefühl nachhause geht, eine sinnvolle Arbeit zu machen. „Man ist ja auch ein bissl stolz auf das was man macht. Ich glaub ja an das, was ich tu und das gibt einem schon ziemlich viel. Das wünsche ich jedem, der einen Job sucht, dass er etwas macht, worauf er stolz sein kann.“ Und er fügt hinzu, dass dies gerade bei Menschen mit Behinderungen sehr wichtig sei, denen immer wieder Steine in den Weg gelegt würden. „Ich hab’s eh selbst oft genug erlebt. Was mir Steine in den Weg gelegt wurden, da graust’s der Sau, wie wir im Waldviertel sagen würden. Ich versuch halt trotzdem, die positiven Dinge zu sehen.“ Dieser positive Blick, eine gewisse Offenheit für Neues und die Beharrlichkeit, eigene Vorstellungen und Ziele zu verfolgen anstatt die Erwartungen anderer zu erfüllen, all dies sei gerade für Menschen mit Behinderungen wichtig, ist Manuel Pöppel überzeugt. Denn es gehe darum, nicht bloß einen Job zu machen, sondern eine Arbeit zu finden, die glücklich mache.

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