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leere Teller, Tassen, Unterlagen in kontrastreichem schwarz-weiß, dazu griffbereites Süßungsmittel
Bildinfo: Ein kontrastreich gedeckter Jausentisch, allerdings fehlt zu Corona-Zeiten etwas Wesentliches... nämlich weitere Gäste © BSVWNB

Kaffee-Plausch einmal anders

Ein Kaffee-Kränzchen in Zeiten des Coronavirus: Wie blinde und sehbehinderte Menschen virtuell in Kontakt bleiben können!

14 Uhr 15 ist es schon. Schnell noch zur Toilette und dann mit einer Tasse Tee und einem Stück Kuchen auf der Couch gemütlich gemacht.
Denn um 14 Uhr 30 habe ich dort eine Verabredung.
 
Mit meinem Kater, werden Sie jetzt vielleicht denken. Eine Verabredung zu einer Kuschelsession?
Nein, weit gefehlt. Der Kater kommt nie, wenn ich fürs Kuscheln Zeit hätte und schon gar nicht zu verabredeten Zeiten.

Es ist eine Verabredung mit Freundinnen zu einem Kaffee-Plausch.

Und weil man in Zeiten von Corona direkte Kontakte weitgehend meiden soll, treffen wir uns virtuell via FaceTime, ein kostenloser Dienst von Apple für Videokonferenzen.*

Punkt 14 Uhr 30 läutet mein Handy. Die Namen meiner Gesprächspartnerinnen werden mir angesagt, und ich versuche durch Doppeltippen auf das Display abzuheben.

Das gelingt nicht gleich. Dann entdecke ich aber die Taste „Am Gespräch beteiligen“. Darauf doppelgetippt und ich höre schon mir wohlbekannte Stimmen.
Eine Person fehlt noch. Auch sie hat etwas länger gebraucht, um den richtigen Schalter zu finden.

Aber jetzt sind alle da und wir freuen uns gewaltig, einander wieder einmal zu hören. Denn aus unseren letzten „wirklichen“ Treffen ist ja wegen der Corona-Krise nichts mehr geworden.


Zuerst sprechen alle durcheinander. Es ist seltsam. Bei einem persönlichen Treffen passiert das nicht. Denn obwohl wir alle vier nichts oder nur wenig sehen, unterbrechen wir einander für gewöhnlich nicht. Es scheint, als ob man im persönlichen Kontakt mehr spürt, ob jemand etwas sagen oder zu seinem Gesagten etwas hinzufügen will.

Beim Telefonieren ist das zu Beginn schwierig. Es braucht gewissermaßen eine Moderation, um die Gesprächsmeldungen ein wenig zu ordnen.
Nach kurzer Zeit funktioniert das aber sehr gut.

Nacheinander erzählt jede, wie sie ihre Zeit „in Zeiten wie diesen“ verbringt. Mit Spazierengehen, viel Hörbuch hören, kochen und Gartenarbeit.

Eine von uns muss unter der Woche arbeiten und erzählt über das Unterwegs-Sein in Wien.

Das interessiert mich besonders, denn ich war seit zwei Wochen nicht mehr auf Wiens Straßen unterwegs, da ich sozusagen in unser Häuschen aufs Land geflüchtet bin.
Wie ist es denn jetzt in Wien? Man hört von fast leeren Verkehrsmitteln und wie ausgestorbenen Straßen. Hat sich für blinde und sehbehinderte Menschen etwas geändert, will ich wissen.

Am Morgen, höre ich, sind sehr wenige Leute unterwegs. Das ist einerseits ein Vorteil, da es zu weniger Zusammenstößen mit anderen Passanten kommt. Andererseits sei es auch ein bisschen unheimlich, z.B. ganz alleine in der U-Bahn zu sitzen. Meine Freundin C meint, sie steige jetzt immer ganz vorne ein, damit sie im Notfall den U-Bahn-Fahrer alarmieren könnte.

M. erzählt, ihr falle auf, dass die Leute auf dem Gehsteig bereitwilliger und großzügiger Platz machen, wenn sie komme. Das empfinde sie eigentlich als angenehm.


Ein Thema, worüber ich mir noch gar keine Gedanken gemacht habe, sind die Auslöser der akustischen Ampeln. Die müssen natürlich per Knopfdruck bedient werden, was eine Berührung mit der Hand voraussetzt. Dies stellt ein nicht zu vernachlässigendes Ansteckungsrisiko dar. Meine Freundin M. löst das Problem, indem sie ein Taschentuch verwendet, um die Tastfläche nicht direkt berühren zu müssen.

Blinde und sehbehinderte Menschen sind im Alltag ja viel mehr darauf angewiesen, Dinge zu berühren; zum Beispiel beim Einkaufen finde ich bestimmte Waren nur, indem ich sie angreife. Auch prüfe ich deren Frische (bei Obst und Gemüse) auf diese Weise. Das erfordert noch größere Achtsamkeit bei der Handhygiene.

Ein sehr positiver Effekt der erhöhten Hygienemaßnahmen sei bei einigen U-Bahn-Linien zu bemerken. In den Stationen öffnen sich nämlich die Zugtüren automatisch, was für eine blinde Person das Auffinden erleichtert. Leider betrifft das nicht alle U-Bahn-Garnituren.

Ich möchte Sie nicht weiter mit Einzelheiten unseres Plauscherls langweilen. Wir haben uns noch mindestens eineinhalb Stunden über dies und das unterhalten. So lange, dass zwei von uns das Handy zum Batterieladen an den Strom hängen mussten. Ich glaube, FaceTime beansprucht eine höhere Akkuleistung als normale Telefonate.

Eine Person musste zwischendurch zur Toilette und noch eine musste für Kaffeenachschub sorgen. In diesem Fall genügte es jedoch nicht - wie bei unseren üblichen Kaffeetreffen - den Kellner zu rufen, um einen Mocca zu bestellen. Sie musste sich selbst in die Küche bequemen.

Auch die Mehlspeise kommt daheim auf der Couch nicht von selbst „geflogen“. Es sei denn man hat einen Buttler oder einen Mitbewohner mit Koch- und Kellner-Ambitionen.  
 
Jedenfalls stellten wir fest, dass diese Art von Treffen ein durchaus akzeptabler Ersatz für unsere sonstigen Zusammenkünfte sei. Denn auch in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen sollte man soziale Kontakte weiterhin pflegen; wenn auch auf digitalem Wege.
 
Eine Wiederholung folgt bald...

 

* Über FaceTime:

Laut Wikipedia ist FaceTime (frei übersetzt: Zeit für ein persönliches Gespräch oder Treffen) ein kostenloser Chat-Dienst des US-amerikanischen Unternehmens Apple. Er bietet IP-Telefonie und Videokonferenzen über eine eigene Anwendungssoftware.
Auf dem iPhone (ab einem bestimmten Modell) ist das Programm standardmäßig installiert und muss nur in den "Einstellungen" aktiviert werden.

 

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