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Eine junge Frau mit langen, glatten, blonden Haaren und dunkler Brille sitzt lächelnd auf einer roten Sitzbank vor einer weißen Regalwand, auf der verschiedene Bücher ausgestellt sind.
Bildinfo: Die Grafikerin Anna Weinzettl war mit ihrem prämierten Buch Wo ist Luna? auf der Frankfurter Buchmesse 2021 vertreten. © Anna Weinzettl

Luna und Leolo

Wo ist Luna?, ein Buch für blinde und sehende Kinder der Grafikdesignerin Anna Weinzettl, wurde als eines der schönsten Bücher Österreichs ausgezeichnet.

Interview mit Anna Weinzettl

Frau Weinzettl, wir gratulieren herzlich zu diesem großen Erfolg. Das Ministerium für Kunst und Kultur sowie der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels richten diesen Wettbewerb aus. Jedes Jahr werden zahlreiche Bücher eingereicht, eine Fachjury wählt die 15 schönsten aus. Die eingereichten Bücher werden in sechs Kategorien bewertet. Unter anderem in der Kategorie Kinder- und Jugendbücher, wo Ihr Buch den Preis erhalten hat.

Anna Weinzettl: Ich freue mich wahnsinnig darüber. Es ist einerseits eine tolle Anerkennung für die Arbeit und andererseits werden Die schönsten Bücher Österreichs auf den Buchmessen gezeigt. Das heißt, dass mein Buch auf der Frankfurter Buchmesse zu sehen war und dass es auf der Buch Wien präsentiert wird. Damit erreicht mein Buch ein großes, ein internationales Publikum. Ich bin bei beiden Messen anwesend und kann mein Buch vorstellen und verkaufen. Ich habe Anfang des Jahres einen Verlag gegründet, bin also auch als Verlegerin auf den Messen vertreten und kann dort neue Kontakte knüpfen.

Die Bücher werden für ihre gestalterische und herstellerische Qualität ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 11. November auf der Buch Wien statt. Dort können Die schönsten Bücher Österreichs in die Hand genommen und durchgeblättert werden. Das ist bei Ihrem Buch besonders wichtig, denn Wo ist Luna? ist nicht nur optisch schön gestaltet, sondern bietet auch ein ganz besonderes taktiles Erlebnis.

Anna Weinzettl: Ich habe die Schrift, eine Kombination aus Braille- und Schwarzschrift, selbst entwickelt.

Sie heißt LUCKY DOTS und jedes Braillezeichen wird mit einem gedruckten Buchstaben hinterlegt.

Außerdem habe ich tastbare Illustrationen gestaltet. Jedes Tier fühlt sich anders an, der Igel hat Stacheln und die Meise trägt ein Federkleid. Die Strahlen der Sonne werden gegen Ende hin immer schmäler und sind punktiert. Dank einer relativ neuen Drucktechnik, die ich bei den Braillezeichen und den Tastbildern angewendet habe, lassen sich ganz unterschiedliche Oberflächen und sehr fein abgestimmte Strukturen ertasten.


Wo ist Luna? haben Sie im letzten Jahr herausgebracht und das Buch hat sein Publikum gefunden. Wie haben die LeserInnen darauf reagiert?

Anna Weinzettl: Ich habe sehr schöne Rückmeldungen bekommen. Eine ältere Dame hat für ihre zweijährige Urenkelin das Buch bestellt. Das Kind ist sehend und seine Eltern sind blind beziehungsweise seheingeschränkt. Die Urgroßmutter hat gemeint, dass das Buch für die ganze Familie total schön sei, denn nun könne die Familie gemeinsam lesen. Oder eine blinde Frau hat mir geschrieben, dass sie sehr begeistert sei, dass sie jetzt zum ersten Mal mit ihrem Patenkind zusammen ein Buch lesen könne. Eltern von blinden Kindern freuen sich, dass sie nun Bücher haben, die sie gemeinsam lesen können.

Diese Grundidee meines Buches, sehende und sehbeeinträchtigte Menschen zu verbinden, kommt in der Familie ganz besonders stark zum Tragen.

Lesen zu lernen ist ja ein großer Entwicklungsschritt, für sehende wie für blinde Kinder. Aber die vielen kleinen Punkte der Brailleschrift bleiben für die sehenden Familienmitglieder oft ein Rätsel, aber mit meinem Buch Wo ist Luna? erhalten sie einen Zugang zu dieser für sie rätselhaften Schrift.

In welcher Weise profitieren Kinder, die eine Sehbehinderung haben, von Ihrem Buch?

Anna Weinzettl: Es ist ja so, dass Menschen, die wenig sehen, trotzdem immer zuerst die Augen verwenden, bevor sie die Finger zum Lesen nehmen. Die meisten erlernen die Brailleschrift erst, wenn sie gar nichts mehr sehen. Solange sie sehen, benützen sie Vergrößerungshilfen am Monitor. Je schlechter man sieht, desto mehr wird vergrößert, bis man soweit hineinzoomt, dass auf einer Webseite nur noch ein paar Wörter nebeneinander Platz haben. Mein Buch nimmt die Brailleschrift ein bisschen durch die Hintertür mit hinein.

Ein Kind, das seheingeschränkt ist, schaut sich die Zeichnungen und die Buchstaben an, es ertastet aber auch die Braillezeichen und Illustrationen. Das eröffnet einen spielerischen Zugang zur Brailleschrift.

Das ist ein großer Vorteil für jene, die zum Beispiel schon in jungen Jahren eine Augenerkrankung haben, die zur Erblindung führen kann. Wenn man sich bereits als sehbeeinträchtigtes Kind so nebenbei mit der Brailleschrift beschäftigt hat und später erblindet, tut man sich leichter, diese zu erlernen.


Sie haben in Ihrem Verlag bereits ein zweites Buch herausgebracht. Es entstand in Zusammenarbeit mit der deutschen Designstudentin Tutku Can Tas und heißt Leolo der Oktopus. Worum geht es in dem Buch?

Anna Weinzettl: Leolo der Oktopus wohnt in einer Kiste in einem Korallenriff. Er ist gewachsen und die Kiste, sein altes Zuhause, ist ihm zu klein geworden. Die Geschichte greift auch den Umweltgedanken auf und dass der Müll, den die Menschen ins Meer werfen, kein gutes Zuhause für Tiere ist. Leolo muss sich also auf die Suche nach einem neuen Unterschlupf machen. Er versucht es mit einer Tuba, aber auch dort passt es ihm nicht so recht. Schließlich findet er eine Höhle, sie ist groß und gemütlich. Allerdings ist sie schon von einem anderen Oktopus bewohnt, von einem Oktopus Mädchen namens Mara. Leolo freundet sich mit Mara an und erkennt, dass ein Zuhause nicht bloß ein Unterschlupf ist, sondern auch Freundschaft bedeutet.

Wie ist die Zusammenarbeit entstanden und wie hat sie sich gestaltet?

Anna Weinzettl: Tutku Can Tas ist auf mich zugekommen. Sie wollte für ihre Abschlussarbeit ein tastbares Buch gestalten. Sie hat sich die Geschichte ausgedacht und die Illustrationen gemacht. Zunächst wollte sie das Buch händisch herstellen, dann wäre es ein Kunstprojekt geworden. Sie fand aber, dass es schade wäre, so viel Zeit für ein einziges Exemplar aufzuwenden. Sie hat mein Buch Wo ist Luna? in einer deutschen Blinden- und Sehbehindertenschule entdeckt. Dann ist sie auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob man ihr tastbares Buch nicht auch drucken könnte. Ich fand das Projekt so schön, dass ich beschlossen habe, eine kleine Auflage davon zu drucken. Wir haben die Geschichte gemeinsam weiterentwickelt. Die Tastbilder und die Schrift sind von mir gekommen und so haben wir dieses Projekt gemeinsam verwirklicht.


Es sind also bereits zwei Bücher entstanden, die Großen wie Kleinen, Menschen, die blind sind, die sehen und die eine Sehbehinderung haben, es ermöglichen, gemeinsam zu lesen.

Anna Weinzettl: Ich habe auch Rückmeldungen von sehbeeinträchtigten Eltern erhalten. Sie freuen sich total darüber, dass die Schrift so groß ist. Es ist ja so, dass die Braillezeichen relativ groß sind. Hier handelt es sich aber um eine Einheitsgröße, das kann man nicht größer oder kleiner machen. Das Braillezeichen, die sechs Punkte, sind immer im gleichen Raster. Dadurch sind auch die unterlegten Buchstaben in Schwarzschrift groß und das ist wiederum für sehbeeinträchtigte Eltern angenehm, weil sie den Großdruck gleich dabeihaben.

Sind Ihre beiden Kinderbücher auch in der Frühförderung blinder Kinder geeignet?

Anna Weinzettl: In der Frühförderung ist das Buch besonders gut geeignet für sehbeeinträchtigte Kinder. Für blinde Kinder verwendet man üblicherweise dreidimensionale Modelle. Deswegen gibt es für diese Kinder auch Bücher, die zum Beispiel Perlen an einer Schnur enthalten. Aber nichtsdestotrotz ist es für sie wichtig, immer wieder Dinge zu ertasten. Dadurch fördert man die Neugierde und regt Gespräche an. Später sind die Bücher zum Lesen lernen toll.

Ich habe auch die Rückmeldung bekommen, dass sich Eltern wahnsinnig freuen, dass sie diese schönen Bücher mit ihren Kindern lesen können.

Es ist ja so, dass die Fördermittel für blinde Kinder per se nicht so superschön gestaltet sind. Warum nicht? Weil die blinden Kinder sie ja nicht sehen. Aber es ist natürlich irrsinnig schön, wenn ein blindes Kind zuhause mit den Eltern und Geschwistern gemeinsam lesen und Freude dran haben kann, dass die Bilder schön, bunt und ansprechend sind. Beim Lesen entstehen Geschichten und Gespräche und das ist schön.

Danke für das Gespräch.


Weblinks

Beide Bücher, Wo ist Luna? und Leolo der Oktopus, sind über die Website von Anna Weinzettl erhältlich und kosten je € 58.

Die schönsten Bücher Österreichs werden bei der Buch Wien präsentiert. Die Buch Wien findet vom 10. bis 14. November statt.

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