Der von Geburt an blinde Juan Ruiz besitzt eine besondere Fertigkeit, die es ihm ermöglicht, seinen Alltag weitgehend selbstständig zu gestalten. Seit seinem 12. Lebensjahr nutzt der gebürtige Mexikaner die Klick-Sonar-Technik, um sich zu orientieren. Wie genau Klick-Sonar funktioniert und wie sicher man sich damit bewegen kann, zeigt Juan beim März-Themenabend eindrucksvoll vor.
Zu Beginn des Abends erzählt Juan von seiner Kindheit in den USA und seinem ersten Treffen mit Daniel Kish, einem Pionier der Klick-Sonar-Technik. „Als Kind dachte ich immer, ich kann ein bisschen sehen. Ich wusste, wo die Wände und Türen sind und konnte mich sehr gut orientieren“, sagt Juan schmunzelnd. So wollte der 12-jährige auch Daniel Kish nicht glauben, dass er vollkommen blind ist. Um Juan davon zu überzeugen, setzte ihm Daniel Kopfhörer mit einem leichten Rauschen auf, um ihm die Orientierung zu erschweren. „Erst dann dachte ich mir, dass dieser blinde Mann vielleicht doch Recht hat“, erinnert sich Juan. So nutzte er bereits als Kind die Echolokalisation, und konnte durch das Echo von Geräuschen zuordnen, wo sich Wände oder Gegenstände in einem Raum befinden.
Fledermäuse als Vorbilder
Klick-Sonar gilt als Weiterentwicklung der aktiven Echolokalisation und wird beispielsweise auch im Tierreich von Fledermäusen genutzt. Auch blinde oder sehbehinderte Menschen können sich damit präzise orientieren, wenn sie die Technik beherrschen. Für Juan Ruiz ist alles eine Frage der Übung: „Klick-Sonar an sich ist nichts Neues. Neu ist nur das Verständnis, dass man es als blinder Mensch erlernen und zu seinem Vorteil nutzen kann.“
„Die Welt wird mit Klick-Sonar klarer“
Wie gut Juan Ruiz Klick-Sonar und Echolokalisation beherrscht, führt er gleich beim Themenabend vor. Natürlich nutzt er auch weiterhin den Langstock, wenn er sich bewegt. Ob etwas in seinem Weg steht, wie weit beispielsweise eine Wand oder ein Gebäude entfernt ist, wo sich Türen, Fenster oder Menschen befinden - all das erfährt der Klick-Sonar Experte aber über seinen Hörsinn.
Während Juan beim Themenabend zielsicher durch die Braille Stuben geht, macht er mit seiner Zunge leise, klickende Geräusche. Anhand des Echos kann er einschätzen, wo der Saal endet, wo die Theke anfängt, wo die Türen sind und wo sich die Fenster befinden.
„In meinem Kopf habe ich durch Klick-Sonar ein präzises Bild des Raumes. Die Welt wird durch diese Methode für mich klarer und ich kann mich sicherer bewegen“, erklärt Juan Ruiz den Anwesenden.
„Einfach zu erlernen“
Bereits über 1.000 blinden und sehbehinderten Menschen hat Juan Ruiz den Einsatz von Klick-Sonar vermittelt. Aus seiner Sicht kann jeder Mensch die Klick-Sonar Methode erlernen, egal ob als kleines Kind oder als SeniorIn. Hilfreich dabei ist, dass viele blinde Menschen bereits unbewusst Informationen durch die passive und die aktive Echolokalisation beziehen. Damit ist es zum Klicken nur mehr ein kleiner Schritt, der aber vieles möglich macht. „Durch Klick-Sonar kann ich mich sehr frei bewegen und benötige keine Assistenz im Alltag“, so Juan beim Themenabend. Er betont dabei, dass er nicht laut klickend „wie ein Verrückter“ durch die Stadt renne. Ganz im Gegenteil erzählt Juan Ruiz, dass die meisten sehenden Menschen sein Klicken gar nicht wahrnehmen würden. Wer Interesse daran hat, mit Juan Ruiz Klick-Sonar zu erlernen, kann sich an die BSVWNB Rehabilitationstrainerin Andrea Wahl wenden. „Es braucht nur ein paar Stunden, um die Technik zu lernen. Danach kann man bereits selbstständig üben!“, verspricht Juan.