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Ein großer Saal mit vielen Tischen, auf denen gerade Schachpartien gespielt werden.
Bildinfo: Viele Teilnehmende beim international besetzten inklusiven Schachopen. © BSV WNB/Tree

Schach – Ein Spiel für alle

Sehende, blinde und sehbehinderte Menschen können beim Schachspiel unter annähernd gleichen Voraussetzungen gegeneinander antreten. Kaum ein anderer Sport bietet diese Möglichkeit. Das hat sich auch beim ersten Inklusions-Schachopen im Louis Braille Haus in Wien gezeigt, das im Sommer stattgefunden hat.

Rückblick auf das Schachturnier mit Josef Maisser

42 Teilnehmer und zwei Teilnehmerinnen sind gekommen und haben sich eine Woche lang spannende Partien geliefert. Organisiert wurde dieses Turnier von der Wiener Schachrunde des Blinden- und Sehbehindertenverbands WNB (BSVWNB) und dem Verein Blickkontakt. Josef Maisser, einer der Organisatoren und selbst blind, freut sich, dass so viele und unterschiedliche Spieler:innen gekommen sind.

„Es hat uns überrascht und sehr gefreut, dass so viele junge Leute teilgenommen haben. Der jüngste Spieler war zehn Jahre alt, der älteste Mitte 60. Auch Großmeister Nikolaus Stanec war dabei. Wir waren eine internationale Runde. An diesem Schachopen haben blinde und sehbehinderte Spieler aus der Türkei und der Schweiz, aus Ungarn, Deutschland und Slowenien teilgenommen. Es war wirklich ein Erfolg.“


In diesem Turnier sind also sehende, blinde und sehbehinderte Spieler:innen gegeneinander angetreten. Wie aber spielen sie gegeneinander? Blinde Spieler:innen benutzen ein spezielles Steckschachspiel. In der Mitte jedes Feldes weist das Brett Löcher auf, dort können die Schachfiguren hineingesteckt werden und sitzen fest. So bleiben die Figuren stehen, wenn die blinden Spieler:innen das Feld abtasten. Und wie unterscheidet man ohne Sehvermögen die schwarzen Felder und Figuren von den weißen? Die schwarzen Figuren haben oben kleine Kugeln oder Nägel. Auf dem Brett lassen sich die weißen und schwarzen Felder ertasten, da sie unterschiedlich hoch sind. Die weißen Felder sind tiefer gelegt. So ein Steckschachbrett für blinde Spieler:innen wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts in einer englischen Blindenschule entwickelt. Und noch etwas kommt hinzu, wie Josef Maisser von der Wiener Schachrunde erläutert.

„Wir spielen immer auf zwei Brettern. Also jede Person hat ein eigenes Brett, damit wir uns beim Ertasten des Spielfeldes nicht gegenseitig stören und damit jede Person beim Spiel einen guten Überblick über das ganze Feld hat.“

Wenn sehende Spieler:innen gegen blinde oder sehbehinderte antreten, gilt ebenfalls die sogenannte Zweibrett-Regel. Die blinde Person sagt die Züge laut an, die sie spielt und führt sie auf ihrem Steckschachspiel aus. Das sehende Gegenüber verwendet ein gängiges Schachbrett und überträgt den Zug, den die blinde Person angesagt hat, auf das eigene Brett. Seine Züge müssen ebenso angesagt werden und die blinde Person führt den gegnerischen Zug am eigenen Steckschachbrett aus. Nach den Spielregeln des Weltschachbundes (FIDE) gilt im Blindenschach eine Figur als berührt, wenn die blinden Spieler:innen den Stein aus dem Loch nehmen. Dann muss nach der Berührt-geführt-Regel auch mit diesem Stein gefahren werden. Auf jedem Brett werden also alle Züge ausgeführt. Und jeder Zug wird notiert. „Wir müssen genauso mitschreiben wie die Sehenden, die meisten von uns verwenden aber ein Diktiergerät und sprechen die Partie auf, damit man alles nachvollziehen kann, falls es Probleme gibt.“


Was hat die Organisator:innen veranlasst, dieses erste Inklusions-Schachopen zu veranstalten? „Wir möchten zeigen, dass wir offen sind, dass wir gerne mit sehenden Schachspieler:innen in Kontakt kommen wollen. Und wir wollen zeigen, dass man mit uns Spaß haben kann, wenngleich Schach ja keine spaßige Angelegenheit ist.“ (Lacht) Die Wiener Schachrunde möchte mit diesem Turnier auch sehende Spieler:innen gewinnen und einen Ort schaffen, wo sich Menschen mit und ohne Behinderungen begegnen und kennenlernen sowie offen miteinander umgehen können. Es sei ihm wichtig, dass die Menschen aufeinander zugehen und dass sehende Leute ihren blinden und sehbehinderten Mitmenschen verständnisvoll begegnen.

„Ich wünsche mir, dass Sehende ein bissl offener werden und sich trauen, uns anzusprechen, vor allem, wenn sie sehen, dass eine blinde Person ein Problem hat.“

Josef Maisser erinnert sich, wie er unlängst in einem Wiener Einkaufszentrum war und nicht wusste, wo sich das Geschäft befindet, wo er etwas besorgen wollte. So ist er stehengeblieben und hat versucht Leute, die an ihm vorbei gegangen sind, anzusprechen. „Die meisten haben gar nicht reagiert. Dann hab ich doch ein „Opfer“ gefunden. (lacht) Ich hab den Herrn gefragt, wo dieses Geschäft sei. Er wusste es selbst nicht, er war aber so freundlich und ist mit mir zu einer Informationsstelle gegangen. So habe ich es herausgefunden. Das war eine große Hilfe. Viele gehen vorbei, haben keine Zeit oder wollen sich keine Zeit nehmen. Ich wünsche mir schon, dass die Leute ihre Augen aufmachen und sich ein paar Minuten Zeit nehmen, wenn ich als blinde Person Hilfe brauche.“

Eine weitere Gelegenheit, dass sich sehende und sehbehinderte Schachspieler:innen begegnen können, bieten die Wiener Betriebsmeisterschaften. Eine Gruppe von sechs Leuten der Wiener Schachrunde nimmt ab Oktober bei den Wiener Betriebsmeisterschaften teil. Leute, die in einem Schachverein eines Unternehmens oder einer Organisation spielen, treten gegeneinander an. Alle zwei, drei Wochen wird gespielt und die Meisterschaft geht bis ins kommende Frühjahr hinein.


Josef Maisser ist gebürtiger Niederösterreicher, lebt aber schon seit seiner Schulzeit in Wien. Als Schüler im Bundesblindeninstitut (BBI) hat er das Schachspiel kennengelernt. Ein Erzieher hat es ihm gezeigt und ihn motiviert, den Freigegenstand Schach zu wählen und als Jugendlicher hat er auch an einigen Turnieren teilgenommen. Aber als er dann ins Berufsleben eingestiegen ist und als Telefonist bei der Post gearbeitet hat, kam er nicht mehr zum Spielen. Viele Jahre später haben ihn Freunde angeredet und aufgefordert, es doch wieder zu probieren und bei der Wiener Schachrunde mitzumachen. So ist er erneut zum Spielen gekommen und engagiert sich auch im Verein. „Ich spiele zu meiner Unterhaltung und zum Zeitvertreib, beim Spielen kommst du für ein paar Stunden weg vom Alltag. Und du triffst nette Leute, mit denen du etwas machst.“

Die Wiener Schachrunde trifft sich alle zwei Wochen im Louis Braille Haus, immer donnerstags. Im September startete das Clubturnier. Auch da macht er mit. Aber wie gesagt, er tut es vor allem zum Spaß.

„Andere trainieren und schauen sich am Computer stundenlang Partien an. Ich bin nicht der Analytiker. Klar, wenn ich gewinne, freue ich mich natürlich, aber rechne mir beim Turnier keine großen Chancen aus. Sagen wir es so, bei mir überwiegt der olympische Gedanke.“ (Lacht)

Auch bei der österreichischen Meisterschaft für sehbehinderte und blinde Spieler:innen wird er dabei sein. Diese findet von 7. bis 14. Oktober in Mönichkirchen statt. „Was mir an diesem Spiel gefällt? Es ist unterhaltsam und ich muss meine Gehirnzellen anstrengen. Es ist spannend, eine Art verfeinertes Kriegsspiel, denn man versucht, den Gegner zu schlagen, zu vernichten. Und wenn ich spiele, blende ich alles andere aus und konzentriere mich für einige Stunden voll und ganz darauf.“ Gemeinsam mit Mahendra Galani, dem Obmann der Wiener Schachrunde, und drei anderen, engagiert sich Josef Maisser für die Wiener Schachrunde. „Wir leiten nicht nur den Wiener Club, sondern auch den Österreichischen Blinden-Schachbund.“.


Josef Maisser ist aber auch für die Führhundegruppe im BSVWNB zuständig. Außerdem ist er im Versehrtensportclub tätig, er arbeitet im Verein mit und ist beim Schießen und Kegeln dabei. Genauso ist es ihm wichtig, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. Dazu hat eine Schiffsreise, die er letztes Jahr unternommen hat, viel Gelegenheit geboten. Gemeinsam mit einem Freund hat er eine Kreuzfahrt unternommen, die ihn von der Ostsee in die Karibik geführt hat. Auf den Inseln, die angesteuert wurden, hat es ganz unterschiedliche Angebote gegeben. Er hat Quad fahren in unwegsamem Gelände probiert, ebenso Buggy fahren, wo einem der Fahrtwind um die Ohren bläst, wenn man auf der Straße unterwegs ist. Er war mit einem Jetski, einem Wassermoped unterwegs und hat Höhlen besucht.

Sein schönstes Erlebnis war jedoch das Delphin Schwimmen auf den Cayman Inseln. „Noch heute zehre ich davon“, erzählt er begeistert und berührt. Auf Grand Cayman, der größten Insel, kann man in einer Bucht, die zum offenen Meer hin abgetrennt ist, mit Delphinen schwimmen. „Zuerst bin ich mit dem Trainer auf einem Steg gestanden, wo ich die beiden Delphine begrüßt habe. Ich habe sie gestreichelt und gekrault, dann haben sie noch ihren Kopf in meine Arme gelegt, die ich zu einer Schaufel geformt hatte. Dann bin ich mit dem Delphin zwei Runden Bauch an Bauch durch diese Bucht geschwommen. Der Delphin ist am Rücken geschwommen und so konnte ich mich auf seinen Bauch legen. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, das war wirklich etwas ganz Besonderes.“

Seine Tätigkeit als Telefonist sei manchmal schon recht eintönig gewesen, umso abwechslungsreicher sei sein Leben in der Pension, stellt Josef Maisser fest. Es sei ihm wichtig, neue Erfahrungen zu machen, den Kontakt zu anderen zu pflegen und sich für die Gemeinschaft zu engagieren.

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