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Ein türkisblauer See, dahinter grasgrün und schneeweiß bedeckte Berge, darüber blauer Himmel und weiße Wolken.
Bildinfo: Der Lünersee wird auch Perle der Alpen genannt. Der natürliche Bergsee liegt auf knapp 2000 m Seehöhe. © Manuel Pöppel

Sommerzeit ist Urlaubszeit

Wie verbringen Menschen, die blind oder sehbehindert sind, ihren Urlaub? Corinna Pöppel im Interview.

Interview mit Corinna Pöppel

Trotz der Corona Pandemie haben wir wieder die Wahl und können „die schönste Zeit des Jahres“ im In- oder im Ausland verbringen. Wohin zieht es heuer unsere Mitglieder? Wir haben bei Corinna Pöppel nachgefragt.


Frau Pöppel, Sie arbeiten in der Telefonzentrale der Universität Wien und Ihr Mann ist als Berater beim AMS beschäftigt. Sie beide sind jung, unternehmungslustig und reiseerfahren. Wo werden Sie heuer Ihren Urlaub verbringen?

Corinna Pöppel: Wir fahren heuer nach Schwarzach in Vorarlberg und werden eine Woche im Haus Ingrüne sein. Wie wir unseren Urlaub geplant und gebucht haben, war bei Reisen ins Ausland noch einiges unklar und unsicher. Ich hab‘ dann zu meinem Mann gesagt, dass ich eh schon immer einmal nach Vorarlberg fahren wollte. Dass das jetzt eine gute Gelegenheit wäre und dass es aufgrund der Pandemie vielleicht unkomplizierter ist, wenn wir in Österreich Urlaub machen.

Sie haben sich für das Haus Ingrüne entschieden. Dieses Ferienhotel liegt zwischen Dornbirn und Bregenz und gehört dem BSV Vorarlberg. Das Haus wurde vor einigen Jahren saniert und umgebaut. Es ist auf die Bedürfnisse von Menschen, die blind oder sehbehindert sind, ausgerichtet. Und ein geschultes Personal geht auf die Wünsche der Gäste ein. Wie haben Sie von diesem Haus erfahren und waren Sie schon einmal in einem Hotel, das ganz auf Ihre Bedürfnisse als blinde Person abgestimmt ist?

Corinna Pöppel: Nein, das ist das erste Mal. Ich habe in einer WhatsApp Gruppe davon erfahren. Ich bin in einigen Internet Gruppen für Leute, die blind oder sehbehindert sind. Einige von denen waren schon im Haus Ingrüne und haben erzählt, dass es wunderschön sei. Dazu kommt, dass zwei Freundinnen aus dieser Gruppe in Vorarlberg wohnen. Mit der einen war ich in der Schule im Bundesblindeninstitut (BBI), die andere aus der WhatsApp Gruppe kenne ich zwar schon lange, ich habe sie aber noch nie persönlich getroffen. Wir haben schon ausgemacht, dass wir uns in unserem Urlaub sehen möchten. Darauf freue ich mich schon sehr.


Was schätzen Sie an einem Ferienhotel wie dem Haus Ingrüne?

Corinna Pöppel: Wir können bequem anreisen. Wir nehmen den Zug von Wien nach Dornbirn und werden am Bahnhof abgeholt. Und im Haus gibt es ein tolles Angebot. Es gibt eine Kegelbahn und einen Tisch, wo man Showdown spielen kann, das ist eine Art Tischtennis für blinde Leute. Ich kann in die Sauna gehen und mich massieren lassen oder mich in die kleine Bibliothek setzen und lesen. Wenn ich will, kann ich sogar alleine eine Wanderung machen. Denn es gibt dort schöne Waldwege, die vom Österreichischen Bundesheer eigens für blinde und sehbehinderte Menschen angelegt wurden. Ich kann schwimmen gehen, es gibt ein Pool im Garten. Es werden Grillabende veranstaltet und man lernt neue Leute kennen.

Das Haus Ingrüne ist ein kleines, familiäres Hotel. Es ist mit einem Blindenleitsystem und einer entsprechenden Beleuchtung ausgestattet. Außerdem gibt es Aufschriften in Brailleschrift. War das für Sie auch ein Grund, sich für dieses Hotel zu entscheiden?

Corinna Pöppel: Ja, auf jeden Fall. Ich finde, dass wir heuer keine Abenteuer und Experimente brauchen. Heuer brauchen wir einen richtig erholsamen Urlaub, denn diese Pandemie hat ja doch jeden ziemlich beschäftigt. Also mich reizt das Wellness Angebot, aber ich kann auch etwas unternehmen, wenn ich das will, es werden fast täglich Ausflüge angeboten. Und was ganz besonders wichtig ist, ich kann mich dort orientieren und ich werde unterstützt, wenn ich etwas brauche.

Wie planen Sie Ihre Urlaube? Wessen Wünsche sind ausschlaggebend und wie gehen Sie damit um, wenn es ganz unterschiedliche Bedürfnisse gibt?

Corinna Pöppel: Also wir machen es immer so, einmal darf mein Mann aussuchen, einmal darf ich aussuchen. Heuer bin ich dran. Außerdem hab‘ ich ihm gesagt, dass er ja auch einen Vorteil hat, wenn wir ins Haus Ingrüne fahren. Denn da bin ich gut versorgt, da werde ich schon beim Frühstücksbüfett unterstützt. Dann muss er für mich nicht so viel machen und hat auch Urlaub. Da hat er gelacht und war mit meinem Urlaubswunsch einverstanden. (Lacht)


Wie geht es Ihnen in einem Hotel, wo das Personal nicht auf Menschen mit Sehbehinderungen eingestellt ist oder vielleicht gar nicht gewillt ist, darauf einzugehen?

Corinna Pöppel: Wir waren einmal an unserem Hochzeitstag in einem großen Hotel in Graz. Dort hätte ich mich nicht alleine zum Frühstück getraut und ich hätte mich am Büfett niemals alleine zurechtgefunden. Das war so riesig. Das ist schon ein Stress, wenn du als blinde Person keine Hilfe bekommst. Ich wollte aber ausgiebig frühstücken und hab‘ dann halt dauernd meinen Mann gefragt. Kannst du mir bitte einen Obstsalat bringen, wo finde ich das frische Gebäck? Gibt es auch weichgekochte Eier? Man fühlt sich ja selber ein bissl blöd dabei, aber auf das tolle Frühstück wollte ich natürlich auch nicht verzichten. (Lacht) Und ich hab‘ zu meinem Mann gesagt: Nur zuschauen möchte‘ ich net. Nur fürs Zuschauen will ich net bezahlen. (Lacht)

Im Haus Ingrüne ist das anders. Das Personal ist darauf eingestellt, die Gäste zu unterstützen.

Corinna Pöppel: Da werde ich beim Frühstück bedient. Wenn ich mir im Lauf des Tages ein Getränk oder einen Kaffee beim Automaten holen will, kann ich das alleine tun, denn es ist alles mit Brailleschrift beschriftet. In der kleinen Bibliothek finde ich Bücher in Blindenschrift. In diesem Ferienhotel bin ich nicht so auf meinen Mann angewiesen, der ja auch eine Sehbehinderung hat. Wenn wir woanders sind, ist es für ihn doppelt anstrengend. Er muss ja schauen, wie er selbst zurechtkommt. Und dann komm‘ ich daher und will dies und das. Hier kann ich mich selbstständig bewegen, mich in die Leseecke setzen, einen kleinen Spaziergang machen oder zur Massage gehen. Er kann dann auch durchschnaufen (lacht) und ich hab‘ mir gedacht, dass das auch einmal net so schlecht ist. (Lacht)

Hat Ihr Mann schon gesagt, wie er sich den nächsten Urlaub vorstellt? Was er im kommenden Jahr gern tun möchte?

Corinna Pöppel: Er hat gemeint, dass er nächstes Jahr entweder nach Norwegen oder nach Island reisen will. Ja, hab‘ ich gesagt, aber dort ist es halt so kalt. In Schottland war es ja auch ziemlich kalt. (Lacht) Ich bin mitten im Sommer mit einer argen Erkältung heimgekommen. Aber es war eine schöne Reise.

Sie waren im Sommer 2019 auf eigene Faust in Schottland unterwegs. Sind von Wien über Amsterdam nach Inverness geflogen und haben eine Woche in dieser Stadt verbracht. Sie ist mit gut 45 000 EinwohnerInnen die größte Stadt der schottischen Highlands. Bei diesem Urlaub mussten Sie alles selbst organisieren.

Corinna Pöppel: Ja, mein Mann hat unsere Flüge gebucht und uns für den Flughafen und fürs Umsteigen eine Hilfe organisiert. Das hat alles gut funktioniert. Wir haben auch den Weg vom Flughafen zu unserem Quartier gut geschafft. Mein Mann informiert sich vorher immer und schaut sich die Wege ganz genau an. In Inverness waren wir sehr nett untergebracht. Das Ehepaar, das das kleine Gästehaus führt, hat sofort bei unserer Ankunft gemeint, dass wir immer gleich sagen sollen, wenn wir etwas brauchen. Wir haben auch schon beim Buchen bekannt gegeben, dass ich blind bin und mein Mann stark sehbehindert ist. Das war überhaupt kein Problem, sie waren sehr hilfsbereit und unterstützend.


Wie haben Sie die Zeit dort verbracht, was haben Sie unternommen?

Corinna Pöppel: Wir haben Loch Ness besucht, das war ein organisierter Ausflug, wir haben diese Tour gebucht und auch noch andere Touren. Wir haben eine Schifffahrt gemacht und verschiedene Inseln besucht. Wir waren bei den Fairy Pools auf der Isle of Skye. Diese Fairy Pools sind unterschiedlich große, natürliche Wasserbecken. Sie sind durch einen kleinen Bach und kleine Wasserfälle miteinander verbunden. Das Wasser ist eiskalt und glasklar. Wenn du da gehst, musst du aufpassen, dass du nicht in ein Becken hineintrittst und nasse Füße bekommst. Mein Mann hat das eh gut geschafft. Aber für mich war es nicht so einfach. Da hat unser Guide mir angeboten, mich huckepack zu nehmen und es gibt ein lustiges Foto, wie der Gordon mich da hinüberbringt. Sehr nett, sehr hilfsbereit, kein bisschen bevormundend und du wirst immer vorher sehr höflich gefragt.

Haben Sie auf Ihrer Schottlandreise auch sonst erlebt, dass Menschen, die blind oder sehbehindert sind, es im Alltag leichter haben als hierzulande?

Corinna Pöppel: Mir ist aufgefallen, dass es in Inverness viele akustische Ampeln gibt, obwohl es eine kleinere Stadt ist. Und bei vielen Busstationen werden die Buslinien angesagt und auch, wohin die Busse fahren. Oder in den Pubs und Restaurants gibt es Speisekarten in Blindenschrift. Wir hatten ja ein Zimmer mit Frühstück und sind abends essen gegangen. Die Kellnerin hat mir gleich die Karte in Braille gebracht. Aber ich konnte nichts entziffern, das war die englische Kurzschrift und ich kann die englische Kurzschrift nicht lesen. Doch das konnte ich der Kellnerin einfach nicht sagen, denn ich hab’s so nett gefunden, dass es dort im Lokal eine Karte in Brailleschrift gibt. (Lacht) Wir sind dann noch einmal hingegangen und ich hab‘ mir wieder die Speisekarte in Brailleschrift geben lassen. (Lacht) Abgesehen davon, dass es ein bissl kalt war, war es wirklich ein schöner Urlaub. Vielleicht machen wir nächstes Jahr wieder eine Reise ins Ausland, nachdem wir uns heuer im Haus Ingrüne in Vorarlberg erholen und verwöhnen lassen können. (Lacht)

Danke für das Gespräch.

Nähere Informationen über das Haus Ingrüne.

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