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Trau dich! - Freiwilligeneinsätze im Ausland für Menschen mit Behinderung
Freiwilligeneinsätze
„Ich hätte das immer gern gemacht, habe mich aber als Mensch mit einer Behinderung nicht getraut.“ So gesagt von Marion Putzer-Schimack bei unserem letzten Themenabend 2021. Doch worum geht es dabei? Es geht um Freiwilligeneinsätze für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten.
Zur Frage solcher Freiwilligeneinsätze waren bei unserem Themenabend zwei kompetente Organisationen zu Gast: Die MitarbeiterInnen von „WeltWegWeiser“ und „Grenzenlos“ haben uns genau erklärt, wie ihre Herangehensweise ist und damit unsere Neugierde, Abenteuerlust und vielleicht auch Hilfsbereitschaft geweckt.
WeltWegWeiser
WeltWegWeiser ist eine Service- und Beratungsstelle für internationale Freiwilligeneinsätze. Es führt solche Einsätze in den Bereichen Entwicklung, Soziales und Menschenrechte in unterschiedlichsten Ländern durch und besteht aus einem Netzwerk von 18 Partnerorganisationen, die rund um den Globus tätig sind. Die Organisation wurde 2015 gegründet. Zielgruppe ihrer Arbeit sind Menschen mit und ohne Behinderungen oder chronischen Erkrankungen zwischen 18 und 30 Jahren, die sich für einen Freiwilligeneinsatz interessieren. Seit 2017 engagiert sich WeltWegWeiser auch dafür, dass Menschen mit Behinderungen Freiwilligeneinsätze machen können. Aus einem Pilotprojekt mit der Caritas und „Grenzenlos“ ist ein Handbuch mit dem vielversprechenden Titel „In zehn Schritten zum inklusiven Freiwilligeneinsatz“ entstanden. Fachliche Unterstützung in Sachen Inklusion kam von „Bizeps“.
Herr Erwin Buchberger ist bei WeltWegWeiser Ansprechperson für Menschen mit Behinderungen. Er unterstützt bei der Suche nach dem geeigneten Partnerprojekt, und er kennt sich mit den Möglichkeiten zu finanzieller Förderung für Freiwilligeneinsätze aus. So berichtete er uns von einem Projekteinsatz, bei dem sich der Freiwillige zwischen mehreren Gebäuden bewegen musste. Auf Grund seiner Behinderung war es notwendig, den Weg zwischen den Gebäuden zu betonieren. WeltWegWeiser hat die Kosten für diese Betonierung übernommen. Auch Versicherungskosten für Personen mit chronischen Vorerkrankungen werden von WeltWegWeiser abgedeckt, ebenso wie erhöhte Mobilitäts- und Übernachtungskosten von Menschen mit Behinderung. Auch ein erhöhter Organisationsaufwand für Freiwilligeneinsätze wird übernommen.
Inklusive Freiwilligeneinsätze
Mit etlichen Beispielen von inklusiven Freiwilligeneinsätzen haben unsere Gäste ihre Arbeit illustriert: Frau Melanie Pichler berichtete von Lorena, die mit Trisomie 21 lebt und für neun Monate in einem Waisenhaus in Uganda war, wo sie die Babys gewickelt, gefüttert und zum Lachen gebracht hat. Begleitet wurde sie dabei von ihrer Mutter, ein so genannter Tandem-Einsatz.
Kerstin war für zehn Monate in Kolumbien in einem Kinderheim. Sie leidet an Diabetes und es war zu Beginn nicht klar, ob das notwendige Insulin vor Ort erhältlich sein würde. Letztlich wurde die Frage geklärt, Kerstin verbrachte eine lehrreiche Zeit in Kolumbien und hat auch noch Spanisch dazu gelernt. Über diese und andere Beispiele informieren die Videos auf der Website von WeltWegWeiser: https://www.weltwegweiser.at/inklusion/einsatzberichte-einsatzplaetze/

Ein Freiwilligeneinsatz in Österreich – auch das gibt es!
Über einen Einsatz anderer Art berichtete Susanna Halme. Die 25jährige Finnin ist blind und wollte ganz alleine ins Ausland gehen, ein neues Land, eine andere Sprache und Kultur kennenlernen. Zu ihrem Glück fand die junge Frau die Organisation „Grenzenlos“ in Österreich. Hier absolvierte sie einen sechsmonatigen Freiwilligeneinsatz im Büro. Sie erstellte für die Website einen Blog und ein Podcast-Projekt.
Für ihre Tätigkeit erhielt sie ein Taschengeld. Susanna brachte ihren Blindenführhund aus Finnland mit und wohnte in einem StudentInnenheim. In ihrer Freizeit hatte sie v.a. beim Sport viel Kontakt mit anderen blinden Menschen. Ihr Einsatz wurde von Anfang an gut geplant und ihre speziellen Bedürfnisse mit bedacht. So erhielt sie beispielsweise Orientierungs- und Mobilitätstraining, um den Weg in ihre Arbeit alleine zurücklegen zu können. Rückblickend ist die junge Frau sehr zufrieden, dass sie den Schritt ins unbekannte Österreich gewagt hat. Dadurch lernte sie ein neues Land kennen und wurde viel selbstständiger.
Grenzenlos ist der wichtigste Partner von WeltWegWeiser. Es unterstützt bei der Suche nach einem geeigneten Partnerprojekt und gibt auch finanzielle Förderungen für behinderungsbedingte Bedarfe. Frau Makbule Temel von Grenzenlos stellte uns ein interessantes Projekt in Honduras vor. In einem Rehabilitationszentrum für 18- bis 25-jährige blinde Menschen können Freiwillige im Alltag mithelfen. Die Unterbringung erfolgt bei einer lokalen Gastfamilie. Bei diesem Projekt sind keine Vorkenntnisse notwendig, alles wird vor Ort erlernt. Sprachkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, sind aber ein Vorteil. Wichtigste Voraussetzung ist die eigene Motivation. Leider wäre ein Freiwilligeneinsatz in Honduras derzeit wegen Covid-19 nicht möglich. Ganz im Gegensatz zu einem Einsatz in Europa, der auch derzeit schon möglich wäre.
Was muss ich mir im Vorfeld überlegen?
Die Palette der Projekte scheint riesengroß. Von Obdachloseneinrichtungen über Kinderheime und Schulen bis hin zur Arbeit mit geflüchteten Menschen ist fast alles dabei. Die Projekte befinden sich in Ländern aller Erdteile: Europa, Lateinamerika, Afrika und Asien. Bei solch großer Vielfalt ist es gut zu wissen, dass es bei WeltWegWeiser und Grenzenlos kompetente Beratung gibt!
Wichtig zu wissen ist auch, dass es Unterschiede in der Förderbarkeit zwischen Projekten in Europa und in den so genannten Entwicklungsländern bzw. im Globalen Süden gibt. Innerhalb der EU gibt es sehr gute Möglichkeiten, Förderungen zu beantragen. Möchte man/frau allerdings in ein Land des Globalen Südens reisen, muss mit Kosten gerechnet werden, die sich auf 2.000 bis 4.000 Euro belaufen. Doch wie bereits gesagt, kann WeltWegWeiser auch hier mit der teilweisen Übernahme von Kosten helfen. Sollte Interesse an einem Freiwilligeneinsatz bestehen, ist es auch wichtig zu bedenken, dass für einen Einsatz genügend Vorlaufzeit eingeplant werden muss.
Wenn einmal die richtige Stelle gefunden ist, gibt es ein Vorbereitungsseminar für den Einsatz. Dort lernt man auch andere Freiwillige kennen. Auch solche Themen wie Versicherung, Impfungen, Gesundheit vor Ort werden im Vorfeld genauestens abgeklärt. Für WeltWegWeiser und Grenzenlos ist eine qualitätsvolle Arbeit wichtig. Daher dauern die Einsätze mindestens drei Monate bis maximal ein Jahr. Eine gewisse Zeit muss für ein gutes Ankommen im Projekt vor Ort gerechnet werden. Übrigens können solche Einsätze auch als Zivildienst angerechnet werden. Eine Altersbegrenzung für Einsätze gibt es nicht. Auch höhere Semester haben die Möglichkeit, sich zu engagieren. Kürzere Einsätze sind möglich, laufen dann aber als so genannte Workcamps. Wer sich dafür interessiert, findet unter www.volunteering.at eine Datenbank, in der sowohl nach Themen als auch nach Ländern gesucht werden kann.
Wir nehmen von diesem Themenabend auf jeden Fall mit, dass die Freiwilligeneinsätze eine gute Möglichkeit sind, ein neues Land, andere Kulturen und eine andere Sprache kennenzulernen und sich außerdem sozial zu engagieren. Und noch wichtiger ist, dass diese Option auch Menschen mit einer Behinderung offensteht. Wer sich näher dafür interessiert, wendet sich am besten direkt an Weltwegweiser: www.weltwegweiser.at
info(at)weltwegweiser.at oder 0676 6090506 (für Whats App und Signal)
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