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Den rechten Arm nach hinten durchgestreckt, den linken Arm angewinkelt, setzt Natalija Eder zum Speerwurf mit dem rechten Arm an.
Bildinfo: Die Speerwerferin erzielte in Tokyo eine Weite von 37,9 Meter. © ÖPC/GEPA Pictures

„Wir haben gewusst, dass das ganz andere Spiele werden.“

Natalija Eder ist eine Profisportlerin, war zuletzt bei den Paralympics in Tokyo im Einsatz.

In Tokyo

Die sehbehinderte Leichtathletin hat bereits an vielen Wettkämpfen teilgenommen und zahlreiche Siege errungen. Doch diesmal war vieles anders.


Frau Eder, Sie waren bereits bei den Paralympics in London und Rio de Janeiro dabei, wo Sie Medaillen errungen haben. In Tokyo sind Sie in den Disziplinen Speerwerfen und Kugelstoßen angetreten. Was bedeutet es Ihnen, bei diesen großen Spielen dabei zu sein?

Natalija Eder: Es ist schon ein riesengroßer Erfolg, sich überhaupt für die Spiele zu qualifizieren, weil das Niveau sehr hoch ist. Ich freue mich auch, wie die Spiele für mich ausgegangen sind. Klar, unmittelbar nach dem Wettkampf bist du enttäuscht, wenn du eine Medaille ganz knapp verpasst, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden, dass ich beim Speerwerfen den vierten Platz gemacht habe und ich bin stolz darauf, dass ich mit den Spitzenathletinnen mithalten kann.

Sie sind in Belarus, in Weißrussland aufgewachsen und mussten als Teenager damit zurechtkommen, dass Ihr Sehvermögen aufgrund einer Augenerkrankung stark eingeschränkt wurde. Der Sport hat Ihnen dabei sehr geholfen. Sie sind inzwischen mit einem Österreicher verheiratet und leben schon seit vielen Jahren mit Ihrer Familie in Gröbming. Bei den diesjährigen Paralympics haben Sie eine ganz besondere Rolle einnehmen dürfen. Sie haben in Tokyo bei der Eröffnungsfeier die österreichische Fahne getragen.

Eder: Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und war sehr überrascht, wie ich vom Paralympischen Komitee gefragt wurde. Denn das ist etwas ganz Besonderes. Es nehmen tolle AthletInnen teil, die alle super Leistungen erbracht haben. Und nicht jeder hat das Glück, einmal im Laufe seiner Sportkarriere die Fahne tragen zu dürfen. Allein, dass ich die Fahne für Österreich tragen durfte, erlebe ich schon als einen ganz besonderen Erfolg.


Die Paralympics waren diesmal ganz anders als sonst. Sie hätten bereits letztes Jahr stattfinden sollen. Wegen der Corona Pandemie wurden sie um ein Jahr verschoben und waren von strengen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen bestimmt.

Eder: Früher ist immer das ganze Team gemeinsam zu den Austragungsorten geflogen. Aber heuer durften die AthletInnen frühestens fünf bis sieben Tage vor den Wettkämpfen anreisen. Und nach dem letzten Wettkampf mussten wir innerhalb von 48 Stunden das paralympische Dorf wieder verlassen. Wir sind also gestaffelt an- und abgereist. Schon die Reise war sehr anstrengend. Der Flug dauert fast zwölf Stunden. Am Flughafen in Tokyo gab es noch eine lange Prozedur, es gab zehn Stationen, alle Dokumente wurden überprüft. Wir mussten einen PCR Test machen, nach ungefähr fünf Stunden bekamen wir das Ergebnis und erst dann wurden wir ins Quartier gebracht. Diese vielen Kontrollen und diese speziellen Corona Regeln, das ist schon eine zusätzliche Belastung. Und wenn man gegen die Regeln verstößt, kann es dazu führen, dass man disqualifiziert wird.

Die Sicherheitsvorkehrungen bestimmten die gesamten Spiele. Alle AthletInnen mussten sich bereits daheim zwei Apps auf ihr Smartphone herunterladen.

Eder: Ja, das war einmal die Corona App, wir mussten täglich etliche Fragen zu unserem Gesundheitszustand beantworten. Und dann gab es noch eine App, mit der wir kontrolliert wurden. Denn wir durften mit den allermeisten AthletInnen keinen Kontakt haben. Wir mussten zwei Meter Abstand halten, überall gab es Desinfektionsmittel. Natürlich haben wir uns strikt daran gehalten, denn welcher Athlet kommt schon zu den Spielen, um dann infiziert zu werden?!

Untergebracht waren Sie im paralympischen Dorf in Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern. Vier oder fünf österreichische SportlerInnen haben sich eine Wohnung geteilt. Wie wurden Sie verpflegt?

Eder: Du konntest dir das Essen beim Buffet selbst aussuchen. Es gab viele verschiedene Gerichte. Wir haben in den ersten zwei, drei Tagen neue Speisen, auch japanisches Essen ausprobiert. Aber vor den Wettkämpfen habe ich nur noch das gegessen, was ich immer esse. Haferbrei und Obst, Fisch, Fleisch, Reis, Gemüse und Kartoffel. Gegessen haben alle AthletInnen in einer riesigen Halle auf zwei Etagen, die ganz speziell ausgestattet war. Überall gab es Desinfektionsmittel, du musstest dir die Hände desinfizieren und dann Handschuhe anziehen. Du durftest dein Tablett, das Besteck, dein Essen und Trinken nur mit Handschuhen anfassen. Und jeder Platz war mit Plexiglaswänden abgetrennt, du bist wie in einer Art Kabine gesessen. So konntest du mit dem Athleten, der dir am Tisch gegenüber gesessen ist, nicht einmal reden, weil du nichts verstanden hast. Also du bist eigentlich alleine gesessen.


Sie haben den Vergleich, Sie waren in London und in Rio bei den Paralympics dabei. Waren es diesmal sehr einsame Spiele?

Eder: Ja sicher. Aber wir haben gewusst, dass das ganz andere Spiele werden. Ich glaube, jeder Athlet ist trotzdem sehr froh, dass die Spiele überhaupt stattgefunden haben. Denn du trainierst und bereitest dich auf die Paralympics lange vor, die ja nur alle vier Jahre stattfinden. Und dann darfst du nicht starten. Das ist schlimm. Jeder war glücklich, überhaupt fahren zu dürfen.

Nicht nur die Corona Regeln, auch die Trainings- und Wettkampfbedingungen waren anstrengend, da es ja zunächst sehr heiß war und es manchmal um die 40 Grad Celsius im Stadion hatte.

Eder: Es hat sich angefühlt wie in der Sauna, und zwar wie in der Sauna mit Aufguss. Das ist für die AthletInnen nicht einfach. Ich war zwei Wochen dort, aber ich konnte mich nicht akklimatisieren. Wir sind möglichst in den klimatisierten Räumen geblieben. Sobald du aber im Freien warst, war es wieder extrem feucht und heiß, dieser ständige Wechsel macht dich sehr müde. Wir haben wie die Babys geschlafen, du hast dich ins Bett gelegt und weg warst du. Zwei Tage vor meinem letzten Wettkampf hat das Wetter umgeschlagen, es hat knapp zwei Tage hindurch geregnet und die Temperatur ist auf 18 Grad Celsius heruntergegangen. Da waren wir auch ziemlich fertig. Plötzlich war es überall so kalt.

Auch bei Ihrem Wettkampf im Kugelstoßen, Sie haben den siebten Platz belegt, hat es noch immer geregnet. Das hat zu extrem schwierigen Bedingungen geführt.

Eder: Ja, der Kugelkreis war sehr nass und sehr rutschig. Der Betonboden hat das Wasser richtig aufgesogen und es war einfach nicht möglich, den Boden trocken zu kriegen, obwohl sie es immer wieder versucht haben. Viele Athletinnen sind ausgerutscht. Du kämpfst nicht wie sonst, traust dich einfach nicht. Ich war sehr vorsichtig.


Waren Sie sehr nervös vor den Wettkämpfen?

Eder: Meine Wettkämpfe hatte ich zum Glück am Vormittag. Da hast du nicht viel Zeit, nervös oder gestresst zu sein. Du stehst auf, frühstückst und dann fährst du eh schon zum Stadion.

Das österreichische Team war bei den Spielen in Tokyo sehr erfolgreich und hat insgesamt neun Medaillen errungen. Viel Gelegenheit zum Feiern gab es trotzdem nicht.

Eder: Wir hatten ein Büro in dem Haus, wo wir gewohnt haben und dort haben wir auch die GewinnerInnen „gefeiert“, also wir haben halt gratuliert. Oder wir haben das in einer Videokonferenz gemacht. Trotzdem haben wir versucht, mit den Leuten vom österreichischen Team in Verbindung zu bleiben. Aber du hast deine Trainingszeiten, du musst dich an alle Corona Regeln halten. An manchen Tagen hast du niemanden vom österreichischen Team gesehen. Und die Leute von den einzelnen Sportarten haben jeweils einen eigenen Bus, um zum Training oder zum Wettkampf zu fahren. So triffst du kaum jemand. Und du durftest nur bei den Wettkämpfen deiner eigenen Sportart zuschauen. Wir durften nicht bei den Schwimmern zuschauen, sondern nur im Leichtathletikstadion. Im Büro haben wir dann erfahren, wie die Leute abgeschnitten haben.


Was war für Sie bei den Spielen heuer in Tokyo ganz besonders schön und berührend?

Eder: Also für mich war es schon etwas ganz Besonderes, dass ich die österreichische Fahne tragen durfte. Und dann, nach meinem Wettkampf im Speerwerfen, habe ich gesehen, dass ich noch immer mit den Spitzenathletinnen mithalten kann. Es ist für mich wirklich sehr schön, dass ich bei diesem Niveau, das jetzt bei den Paralympics herrscht, vorne dabei sein kann.

Hinzu kommt ja, dass Sie gegen Athletinnen antreten, die 15 bis 20 Jahre jünger sind als Sie.

Eder: Ja, das ist leider so. (Lacht) Ich bin 41 Jahre alt. Ich habe bei der Startliste geschaut, und da war ich ein bissl schockiert. Ich war nicht nur die Älteste, dann kam zwölf Jahre nix. (Lacht) Und dann sind langsam andere gekommen und die jüngste Athletin war 19 Jahre alt.

Was motiviert sind und wie schauen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Eder: Meine Leistung motiviert mich, dass ich in meinem Alter immer noch vorne dabei sein kann. Und die jungen Athletinnen, die motivieren mich auch. Sie denken vielleicht, na ja, die ist ja schon alt und kann jetzt daheim bleiben. Aber genau das motiviert mich. (Lacht) Nein, nein, nix da, so schnell werden sie mich nicht los, ich will auch noch bei den nächsten Paralympics in Paris dabei sein und es den Jungen zeigen. (Lacht)

Vielen Dank für das Gespräch.

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