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Aktuelles

Eine Schülerin mit langen, dunklen Haaren, einer FFP2-Maske und einem pinken Sweater sitzt vor einer Computertastatur mit vorgelagerter Braillezeile.
Bildinfo: Dimana sehnt sich danach, wieder bei ihrer Geigenlehrerin Unterricht nehmen zu können. © BBI/Michael Rohlfing

"Wir haben viel gelernt"

Das trifft in Zeiten der Pandemie auf die SchülerInnen des Bundesblindeninstituts (BBI) genauso zu wie auf die LehrerInnen und die Schulleitung, sowie auf alle, die für einen möglichst reibungslosen Unterricht und Ablauf sorgen.

Am BBI

Fast von einem Tag auf den anderen wurden SchülerInnen und LehrerInnen vor einem Jahr im März in den Fernunterricht geschickt und seitdem ist fast nichts mehr wie es war. Die Corona Pandemie hat den Schulbetrieb völlig verändert. Fernunterricht wechselt mit Präsenzunterricht, und wenn die SchülerInnen in der Schule sind, wird getestet und es gibt viele neue Regeln einzuhalten, wie Xenia und Dimana erzählen. Die zwei Schülerinnen, beide sind blind, besuchen die vierte Klasse Mittelschule am BBI.

Dimana: Beim Schuleingang steht ein Desinfektionsspender und wir desinfizieren zuerst unsere Hände. Außerhalb der Klasse verwenden wir Baumwollhandschuhe. Dann achten wir darauf, die zwei Meter Abstandsregel einzuhalten und tragen FFP2 Masken.

Also diese dicken Masken, die sind schon blöd. Man hat das Gefühl, dass man gar nicht so richtig Luft bekommt. Das ist mühsam, aber ich will mich nicht beschweren, ich trage sie und hoffe, dass die Zahlen runter gehen.

In der Klasse können wir gut Abstand halten, weil die Tische weit auseinander stehen. Jeder und jede von uns hat einen eigenen Tisch für den PC und einen, wo man Sachen ablegen kann.

Xenia: Wir haben sehr kleine Klassen. In unserer Klasse sind nur sechs SchülerInnen. Wir müssen jetzt allerdings immer in unserer Gruppe bleiben, ob im Sport- und Nachmittagsunterricht oder im Hort. Also, die Gruppen dürfen nicht gemischt werden. Und leider dürfen wir jetzt keine Ausflüge machen.

Schade ist auch, dass wir statt Turnen nur spazieren gehen können. Ich hätte so gerne wieder einen richtigen Sportunterricht, wo wir Spiele spielen, denn das gefällt mir sehr gut.

Aber zum Glück können wir wieder in der Schule sein.

Im ersten Lockdown vor ungefähr einem Jahr wurdet ihr das erste Mal von zuhause aus unterrichtet. Wie war dieser Wechsel vom Präsenz- zum Fernunterricht?

Dimana: Das Homeschooling war für mich zuerst ein bisschen merkwürdig. Ich war schon nervös und hab mich gefragt, wie das alles sein wird. Am Anfang war es schwierig, aber wir sind es ja gewohnt, am PC zu arbeiten und mit der Zeit hat es gut geklappt.

Xenia: Und in Turnen haben wir Videos zum Mitmachen bekommen.


SchülerInnen wie LehrerInnen mussten sich praktisch von heute auf morgen auf den Fernunterricht umstellen. Das bringt eine große organisatorische Herausforderung mit sich. Wie, Herr Mag. Ganitzer, haben Sie als Schulleiter zusammen mit Ihrem LehrerInnenteam diese Umstellung geschafft?

Mag. Horst Ganitzer: Niemand war auf den Fernunterricht vorbereitet. Wir hatten vor dem ersten Lockdown praktisch nie distance learning gemacht.

Wir wussten nicht, wie wir das organisieren sollten, welches Tool, welches Werkzeug dafür geeignet wäre. Das war für alle wirklich sehr, sehr schwierig und es hat am Anfang vieles, wie überall, nicht funktioniert. Wir haben allerdings unsere Lehren daraus gezogen.

Zu Schulbeginn im letzten Herbst haben wir zuerst damit begonnen, alle in Microsoft Teams zu schulen. Wir verwenden Microsoft Teams, um miteinander zu kommunizieren. Das ist so ähnlich wie Zoom. Alle mussten das beherrschen, alle LehrerInnen, alle SozialpädagogInnen und natürlich alle SchülerInnen. Das hat so zwei, drei Wochen gedauert und mit dieser Basis hat es dann funktioniert. Wir sind jetzt zu 100 Prozent darauf eingestellt. Wenn die SchülerInnen zuhause sind, können sie mit den LehrerInnen kommunizieren und den Schulstoff erarbeiten. Das funktioniert sehr gut, außer wenn es einmal technische Probleme gibt oder wenn das Internet zuhause nicht so stark ist.

Beim Fernunterricht scheint also eine gewisse Routine eingekehrt zu sein. Frau Hufnagl, Sie unterrichten Blindenschriftsysteme in den Mittelschulklassen am BBI. Was mussten Sie dazulernen?

Christina Hufnagl (B.Ed.): Ich musste zunächst einmal lernen, Microsoft Teams wirklich gut zu bedienen und meine Unterlagen systematisch abzulegen, damit meine SchülerInnen alles leicht handhaben können. Und wenn wir distance learning machen, muss ich sehr darauf achten, dass ich mit allen SchülerInnen einen guten Austausch habe. Denn wenn ich in der Klasse stehe, gibt es viele Gelegenheiten zum Kommunizieren. Da kann ich gleich sagen: Bitte schau noch einmal über deine Hausübung drüber oder üb dieses oder jenes noch einmal. Wenn wir im Fernunterricht sind, muss ich diese Dinge jeder einzelnen Person extra schreiben. Es ist einfach notwendig, den Kontakt zu halten und dieses Feedback zu geben. Aber ich muss sagen, die Wissensvermittlung funktioniert auch im Fernunterricht sehr gut.

Sie unterrichten auch SchülerInnen mit schwerer und mehrfacher Behinderung. War es Ihnen möglich, diese Kinder im Fernunterricht zu betreuen?

Christina Hufnagl (B.Ed.): Ja, meine Kollegin und ich haben mit den Kindern, die sehr schwer mehrfach behindert sind, jeden Tag zehn bis fünfzehn Minuten gearbeitet. Das sind kurze Einheiten, denn die Konzentrationsfähigkeit ist ja sehr eingeschränkt. Aber für die Kinder war es sehr wichtig, dass sie uns hören und zum Teil auch sehen. Das haben wir über Videokonferenzen gemacht und das war nur möglich, weil die Eltern mitgespielt haben. Die Eltern haben sich Microsoft Teams installiert und wir haben sie kurz eingeschult. Sie haben einen Wochenplan erhalten und wir haben sie gebeten, dass sie das eine oder andere vorbereiten, damit wir mit den Kindern arbeiten konnten. Das hat tipptopp funktioniert. Und wir kommunizieren mit den Eltern heute noch über Teams. Also die Kommunikation wurde durch die Lockdowns zentralisiert, auch mit unseren SchülerInnen.


Sie stehen zurzeit wieder im Klassenzimmer und unterrichten die SchülerInnen in der Schule. Wenn Sie Fern- und Präsenzunterricht vergleichen, was fällt für Sie besonders ins Gewicht?

Christina Hufnagl (B.Ed.): Das größte Problem beim Fernunterricht besteht darin, dass man diesen physischen, diesen realen Kontakt verliert. Mir hat dieser persönliche Kontakt ganz besonders gefehlt. Auch wenn ich mich sehr bemühe, den Kontakt zu halten, es gelingt mir über‘s Telefonieren und über Videokonferenzen doch nur eingeschränkt. Ich bin sehr froh, dass wir in der Schule sein können. Testen, Masken tragen, Abstand halten, das ist alles machbar. Wichtig ist, dass unsere SchülerInnen wieder ein bisschen einen normalen Schulalltag erleben.

Wie reagieren die Kinder und Jugendlichen auf diese Ausnahmesituation, die nun schon ein Jahr andauert und die mit vielen Ungewissheiten und immer wieder neuen Regelungen verbunden ist?

Christina Hufnagl (B.Ed.): Die jungen Menschen sind in einer gewissen Weise sehr selbstständig geworden. Sie sind über sich hinausgewachsen. Es gibt SchülerInnen, wo ich nicht geglaubt hätte, dass sie so kontinuierlich dranbleiben und erreichbar sein würden. Andererseits hat man schon gespürt, dass ihnen die ganze Situation Angst macht. Vor allem diese vielen Änderungen haben sie sehr verunsichert. Zuerst hat es geheißen, wir machen es so und so. Dann gab es wieder eine Änderung und wir konnten ihnen nicht sagen, wie es weitergeht, weil wir auch noch keine Informationen hatten. Also dieses in der Luft hängen ist vor allem für die jungen Leute extrem schwierig.

Denn in einem Alter zwischen zehn und 18 Jahren hängt man sowieso schon ein bissl in der Luft. Und viele sehen die Schule als ihre Zweitfamilie und ihren Rückhalt an. Und wenn das zum Schwimmen anfängt, wird es schwierig. Da waren einige SchülerInnen wirklich verzweifelt.

Mittlerweile sind sie pandemiemüde, aber sie tragen es mit Fassung. Sie haben auch gelernt, mit diesen Ungewissheiten und Unsicherheiten besser umzugehen. Das ist sehr wichtig, denn es ist ja nach wie vor so, dass wir ihnen nur sagen können, im Moment gilt dieses und jenes. Und dass wir auch nicht wissen, wie es nächste Woche sein wird. Das ist für Jugendliche, wie gesagt, ganz schwierig, denn sie sind ja erst dabei, sich selbst, ihre Rolle und ihren Weg zu finden.

Hinzu kommt noch, dass jene, die in eine andere Schule wechseln oder eine Lehre beginnen möchten, sich kaum informieren können, sich keine Schulen anschauen oder Schnupperlehren machen können. Dimana und Xenia wechseln im Herbst in die Handelsschule und bleiben am BBI. Die beiden sind seit Jahren beste Freundinnen und froh, dass sie wieder in der Schule sind und sich nicht nur über’s Telefon austauschen müssen.

Dimana: In der Klasse schauen wir, dass wir beim Plaudern den Abstand einhalten und manchmal gehen wir in den unteren Stock und spazieren im Gang auf und ab und unterhalten uns dabei. Wir sind unzertrennlich, schon seit Jahren.

Xenia: In der Zeit wo wir nicht in die Schule durften, war es zwar schön, dass ich bei meiner Familie zuhause sein konnte, denn ich bin sonst im Internat. Aber es war auch langweilig, weil ich niemanden treffen konnte. Ich bin wirklich froh, dass jetzt wieder Schule ist und wir wieder zusammen sein können.


Nicht nur Dimana und Xenia, sondern sehr viele SchülerInnen hoffen, dass sie dieses Semester in der Schule verbringen können. Wie lässt sich der Präsenzunterricht organisieren?

Mag. Horst Ganitzer: Wir haben ganz kleine Klassen mit fünf oder sechs Kindern und können dadurch leichter einen Präsenzunterricht machen als andere Schulen. Distance learning ist für eine Zeitlang schön und gut, aber die jungen Menschen brauchen den Kontakt zu ihren FreundInnen und LehrerInnen und sie brauchen einen geregelten Tagesablauf. Außerdem ist es für die Kinder sehr anstrengend und ermüdend, sechs oder sieben Stunden vor dem Bildschirm zu sitzen. Meine größte Herausforderung besteht also darin, einen regulären Unterricht an der Schule zu organisieren, eben unter Einhaltung aller Pandemieregeln. Wir haben in unserem Haus auch eine Krankenstation, wo sich alle, LehrerInnen wie SchülerInnen, jeden Montag testen lassen können. Wir tun was wir können, um einen geregelten Schulbetrieb aufrecht erhalten zu können.

Zeit, Herr Mag. Ganitzer, ist für Sie zum knappen Gut geworden. Sie stehen immer wieder vor einer neuen Situation und müssen dementsprechend Abläufe neu organisieren.

Mag. Horst Ganitzer: Ja, es treten immer wieder neue Situationen auf. Und seit Ausbruch der Pandemie hat man sehr viele Besprechungen, muss innerhalb sehr kurzer Zeit irgendwelche Meldungen machen, wie viele SchülerInnen da sind oder so. Man muss einen Koordinator einsetzen, es werden Masken und Tests ins Haus geliefert. Man erhält eine Information, organisiert alles und ein paar Stunden später ist alles wieder hinfällig. Die Situation ändert sich ständig, es bleibt also spannend. Umso wichtiger ist es, für unsere 15 Kinder im Internat und unsere SchülerInnen, es sind ungefähr 130, einen möglichst geregelten Tagesablauf und Schulbetrieb zu gestalten.

Vielen Dank für das Gespräch.

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