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Drei Frauen und drei Männer, einige in farbenfrohe indische Gewänder gekleidet, stehen vor einem großen, bunten, dreiteiligen Wandbild mit verschlungenen Mustern links und rechts, mittig eine Rose.
Bildinfo: Mahendra (3. von rechts) im Kreise seiner engsten Verwandten. © privat / Foto zur Verfügung gestellt.

„Wir reisen gern zu zweit“

... so die einhellige Meinung von Adriana und Mahendra Galani, die beide blind sind.

In Indien

Das reiseerfahrene Paar fliegt fast jedes Jahr einmal nach Indien, in das Heimatland von Mahendra Galani, sowie nach Rumänien, wo Adriana Galani aufgewachsen ist.


Ob Menschen gerne auf eigene Faust unterwegs sind oder eine organisierte Reise buchen, ob sie im Urlaub lieber am Strand liegen, sportlich aktiv sind oder sich fremde Städte anschauen, hängt vom Typ ab. Das trifft auf alle Menschen zu, ganz gleich ob sie sehen, sehbehindert oder blind sind. Adriana, von Geburt an blind, und Mahendra, als Kind erblindet, haben Verschiedenes ausprobiert. Sei es, dass sie über ein Reisebüro gebucht haben oder mit Unterstützung einer Assistenz auf Reisen gegangen sind. Am liebsten aber organisieren sie ihre Unternehmungen selbst. So wie auch die bislang letzte Reise nach Indien, die sie Anfang des Jahres 2020 gemacht haben.

Ein ganz besonderes Fest

Das Paar, seit 15 Jahren verheiratet, ist routiniert. Der bürokratische Aufwand für die Reise ist gering, denn beide besitzen ein lebenslanges Visum für Indien. Er übernimmt es, den Flug zu buchen und gibt gleich bekannt, dass sie blind sind und auf den Flughäfen eine Begleitung benötigen. Mumbai, das frühere Bombay, ist Ziel der Reise. Dort ist Mahendra geboren und aufgewachsen, dort leben seine Familie und seine FreundInnen. Da es keinen Direktflug von Wien nach Mumbai gibt, müssen sie in Frankfurt, Paris oder in einer anderen Stadt umsteigen. Meist klappt alles und die bestellte Begleitung ist ihnen am Flughafen behilflich. Nur einmal, erzählt Mahendra Galani, gab es Probleme.

„Damals war ich alleine unterwegs. Ich war auf dem Rückweg nach Wien und musste in Istanbul umsteigen. Ich sitze dort und warte und warte. Bis ich dann selbst aktiv geworden bin und sich herausgestellt hat, dass man auf mich vergessen hat. Ich musste dann noch stundenlang warten, bis ich weiterreisen konnte, aber es wurden alle Kosten refundiert.“

In Mumbai wohnt das Paar bei Mahendras Bruder und dessen Frau und nützt die Zeit, um FreundInnen zu treffen. Adriana, die sich seit ihrer Kindheit für indische Musik interessiert und diese Lieder selbst gerne singt, kennt unabhängig von ihrem Mann Menschen im Land. Mahendra, der sein halbes Leben in Mumbai verbracht hat, pflegt auch von Wien aus seine Kontakte und genießt es sehr, vertraute Menschen bei seinen Aufenthalten in Indien wiederzusehen.

Ihre Reise im vergangenen Jahr sei eine ganz besondere gewesen. „Da habe ich meinen 60er gefeiert. Wir haben ein großes Fest gemacht. 130 Leute sind gekommen, Familie und Freunde. Wir haben einen Saal gemietet, es gab zu essen und zu trinken, außerdem eine Geburtstagstorte mit Kaffee und Tee. Es wurden Reden gehalten und Musik gemacht, und meine Frau hat für mich gesungen. Es war wunderschön, wie wir alle zusammen meinen runden Geburtstag gefeiert haben.“


Wenngleich sich Indiens größte Metropole in den letzten Jahrzehnten verändert hat, kennt sich Mahendra Galani in seiner Heimatstadt nach wie vor gut aus. Die nächste U-Bahn-Station liegt fünf Minuten vom Haus seines Bruders entfernt. Er weiß den Weg genau, manchmal bietet sein Bruder oder seine Schwägerin trotzdem ihre Begleitung an. Außerdem habe Mumbai den Ruf, dass die Bevölkerung blinden Menschen gegenüber ausgesprochen hilfreich sei.

„Wenn man Richtung U-Bahn-Station geht, wird man oft gefragt, ob man Hilfe braucht. Das funktioniert sehr, sehr gut. Manchmal fast zu gut. (Lacht) Denn manchmal kann es einem passieren, dass man ungefragt am Arm genommen und zur Station gebracht wird. Auch wenn man das gar nicht will.“

Eine Achterbahnfahrt der Sinneseindrücke

Mumbai liegt an der Westküste des Landes und ist eine moderne Industrie- und Hafenstadt. Die Metropole wächst und wächst und zählt mit ungefähr 14 Millionen EinwohnerInnen zu den größten der Welt. Im Ballungsraum von Mumbai leben über 21 Millionen Menschen. Wie erlebt man diese Dimensionen, wenn man in Cluj aufgewachsen ist und in Wien lebt? Adriana Galani: „Indien ist für mich sehr schön, aber auch sehr anstrengend und ermüdend. Ich brauche immer einige Tage, bis ich in diese Atmosphäre eintauchen kann.“

Die Stadt ist laut und geschäftig, es sind unglaublich viele Menschen und Autos unterwegs, es prasseln unzählige Geräusche und Gerüche auf einen ein. „Ich schaue, dass ich nur die Wege mache, die notwendig sind. Und wenn ich unterwegs bin, dann meide ich möglichst die Zeiten, wo die Leute zur Arbeit gehen und wieder heimkommen.“

Sich selbst beschreibt Adriana Galani als einen ruhigen, zurückhaltenden Menschen, der zwar gerne mit anderen beisammen ist, aber es genauso genießt, für sich allein zu sein und es still um sich herum zu haben. „Die Inder aber sind, so ganz allgemein gesprochen, Leute, die sehr happy sind und die sehr laut, sehr viel und sehr schnell sprechen. Ich bin aber nicht so. Jetzt glauben sie, dass ich irgendetwas habe, dass ich traurig, dass ich krank oder böse bin. Mit diesen kulturellen und charakterlichen Unterschieden bin ich in Indien konfrontiert. Das ist nicht immer einfach. Ich glaube, die Leute verstehen gar nicht so richtig, dass man ein stiller Mensch sein kann.“


Auf der Straße ist der Lärmpegel sehr hoch. Es wird ständig gehupt. Laut schreiend werden Waren angepriesen. In den Tempeln werden von den hinduistischen Priestern und von den Gläubigen die Glocken geläutet. Auch olfaktorisch sei die Stadt wie eine Achterbahnfahrt, so Adriana Galani. Die Luft sei erfüllt mit intensiven Essensgerüchen, da sehr viel auf der Straße gekocht werde.

„Wenn ich unterwegs bin, rieche ich Knoblauch und Chili, die in Öl angebraten werden. Hinzu kommt der Geruch der Räucherstäbchen, die in den Tempeln verbrannt werden. Außerdem riecht das Gewand in Indien anders als bei uns. Und die Leute verwenden Parfüms, die nach Moschus, Sandelholz, Lilie oder Iris duften.“

Unterwegs in der Megacity

In der riesigen Metropole gibt es zwar kein taktiles Leitsystem für Menschen, die blind oder sehbehindert sind und auch die vielen intensiven Sinneseindrücke wie Geräusche und Gerüche können die Orientierung erschweren. Aber schließlich könne man kann immer jemanden auf der Straße um Auskunft und Hilfe bitten. Das klappe so gut wie immer.

Wenn das Ehepaar in Mumbai Bekannte treffen will, benützt es das gut ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz. Mit den U-Bahn-Linien und den Zügen erreiche man bequem viele verschiedene Punkte, die ungefähr 80 Kilometer vom Zentrum der Stadt entfernt sind. „Wenn wir jemanden besuchen wollen, suche ich die nächstgelegene U-Bahn-Station heraus“, so Mahendra Galani. „Entweder gehen wir dann zu Fuß oder wir nehmen eine Rikscha. Diese Rikschas schauen aber anders aus als jene, die im Prater in Wien unterwegs sind, wo man zu zweit oder zu viert sitzt. In Mumbai können hinter dem Fahrer maximal drei Personen sitzen, und zwar nur hintereinander.“


Der beste Freund von Mahendra Galani lebt in einer Stadt, die eine Tagesreise von Mumbai entfernt ist. Das sei kein Problem. Die Zugskarte wird vorab gebucht und der Schlafwagen reserviert. Wenn man 13 oder 14 Stunden unterwegs ist, sei es im Zug viel bequemer als im Bus. Aber ob man nun mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß auf der Straße unterwegs ist, immer sind auch viele andere unterwegs. Es sei schon paradox, erzählt Adriana Galani:

„Einerseits finde ich die vielen Menschen, die mich umgeben, anstrengend und sie machen mich müde. Andererseits geben sie mir das sichere Gefühl, dass mir nichts passieren kann. Denn wenn etwas sein sollte, kann sofort jemand einspringen und mir helfen.“

Das Ehepaar Galani war auch schon mit Assistenz unterwegs. Das belastet zwar einerseits das Reisebudget, denn die Kosten für die Begleitperson müssen übernommen werden. Es bietet andererseits in einer fremden Umgebung Hilfe und Unterstützung. Aber noch etwas Drittes komme hinzu, so Mahendra Galani: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir dabei viel versäumen. Denn wenn die Einheimischen sehen, dass wir mit einer Assistentin unterwegs sind, dann nehmen sie kaum Kontakt mit uns auf.“

Keine Frage, es sei sehr herausfordernd, ohne sehende Begleitperson zu reisen. Aber technische Hilfsmittel wie ein Smartphone mit einem Navigationssystem würden da ausgesprochen gute Dienste leisten. „Wir verwenden immer ein Navi, um eine Adresse zu finden, sei es in Mumbai, London oder Paris. Und wenn wir unterwegs sind, nehmen wir immer unseren Weißen Stock. Meistens machen wir es so, dass meine Frau das Navi in der Hand hält und mir den Weg genau ansagt. Sie sagt, links abbiegen, noch drei Meter gerade aus, dann rechts und so weiter. Ich führe und sie gibt die Kommandos. Das funktioniert im Großen und Ganzen sehr gut.“

Die nächste Indienreise steht noch in den Sternen. Die Pandemiesituation ist zu ungewiss. Sowohl hierzulande als auch in Indien, wo viele Menschen noch nicht geimpft sind. Kleinere Reisen und Unternehmungen dagegen sind möglich. So hat Adriana Galani im Frühsommer einen Familienbesuch in Cluj, in Klausenburg gemacht. Und gemeinsam möchte das Paar noch ein paar Tage in Prien am Chiemsee verbringen. Sie waren schon mehrmals dort. Die kleine Stadt, der See, die Herren- und Fraueninsel haben es ihnen angetan. Auf die nächste große gemeinsame Reise müssen sie aber noch warten.

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