Das trockene Auge
Kapitel 2: Das trockene Auge

Die Oberfläche des Auges ist normalerweise glatt und feucht. Eine ständige Befeuchtung ist für ein schmerz- und problemloses Aneinandergleiten bei Bewegungen von Augapfel und Lidern notwendig. Als „Gleitmittel“ dient dabei ein dünner, flüssiger Film aus mehreren verschiedenen Bestandteilen, der so genannte Tränenfilm. (..)
Durch den regelmäßigen Lidschlag wird der Tränenfilm jedes Mal neu auf dem Auge verteilt und Hornhaut sowie Bindehaut damit benetzt. Ist einer oder sind mehrere Bestandteile des Tränenfilms vermindert oder ist der Lidschlag gestört, dann funktioniert die Befeuchtung nicht mehr optimal und das Auge wird „trocken“. Ursache für trockene Augen ist entweder ein Zuwenig an Tränen, oder noch häufiger eine zu rasche Verdunstung der Flüssigkeit bzw. eine instabile Benetzung. Ohne schützenden Tränenfilm ist die Augenoberfläche allen Umwelteinflüssen wie Luftzug, Staub und Sonnenstrahlen direkt ausgesetzt. Da die Augenoberfläche sehr empfindlich ist, kommt es bei anhaltend schlechter Befeuchtung von Binde- und Hornhaut zu einer chronischen Entzündung, die im weiteren Verlauf Beschwerden verursacht. (..)
Zur Beurteilung der verschiedenen Bestandteile des Tränenfilms sind auch mehrere Untersuchungen notwendig. Unter Vergrößerung im diffusen Licht kann der Augenarzt die Lipidschicht des Tränenfilms beurteilen. Durch Einfärben des Tränenfilms mit einem fluoreszierenden Farbstoff können an der Spaltlampe kleinste Hornhautschäden erkannt und die Menge an Tränenflüssigkeit im Auge insgesamt beurteilt werden. Die Stabilität des Tränenfilms wird ebenfalls nachEinfärben des Tränenfilms gemessen, indem der Patient nach mehrmaligem Blinzeln die Augen offen hält, bis der Arzt ein Aufreißen des Tränenfilms sieht. Normalerweise sollte der Tränenfilm mindestens 10 Sekunden lang stabil bleiben. (..)
Eine Verbesserung von Umgebungsbedingungen kann Beschwerden durch trockene Augen vorbeugen. So ist lange Arbeit am Computer ohne Pause eher zu vermeiden, ebenso der Aufenthalt in überheizten Räumen mit trockener Luft. Hilfreich können daher auch eine Herabsetzung der Raumtemperatur und die Anwendung von Luftbefeuchtern sein. Ist man anfällig für trockene Augen, dann sollte das Tragen von Kontaktlinsen eher vermieden werden. (..)
Das Beschwerdebild des trockenen Auges ist sehr häufig, jedoch nicht immer leicht zu behandeln. Oft besteht schon jahrelang unbemerkt ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung des Tränenfilms, bevor die typischen Beschwerden in den Vordergrund treten. In der Regel wird zur Linderung der Beschwerden das Eintropfen eines Tränenersatzmittels verordnet. Nicht zuletzt weil sehr viele Menschen an trockenen Augen leiden, gibt es hier eine fast unüberschaubare Vielfalt von Augentropfen und -gelen verschiedener Hersteller, deren Wirkstoffe und Zusammensetzung sich voneinander meistens unterscheiden. Ihr Augenarzt wird Ihnen ein für Ihre Bedürfnisse passendes Präparat empfehlen. Manchmal müssen aber verschiedene Augentropfen ausprobiert werden, bis ein passendes Mittel gefunden wird, mit dem die Beschwerden in den Griff bekommen werden. (..)