3. Fragen wir die künstliche Intelligenz
Anweisungen und Lerneffekte
Derzeit wachsen Programme, die künstliche Intelligenz nutzen, wie Pilze aus dem Boden. Viele sind zumindest in der Grundversion kostenlos, bieten oft aber erweiterte Modelle mit erstaunlichem Leistungsumfang. Für lau ist ein solches Abo nicht zu haben. Die Preise bewegen sich um die 20 Euro pro Monat.
Aus dem Überangebot kostenloser Varianten wähle ich ChatGPT, weil es vermutlich am bekanntesten und auch sowohl an PC und Mac als auch an Smartphones für blinde Anwender:innen gut bedienbar ist.
Glaubt man diversen Berichten, so nutzen vor allem Schüler:innen und Student:innen gerne die KI, um sich nicht selbst den Kopf über die Lösung schwieriger Aufgaben zerbrechen zu müssen. Und das funktioniert gut - und wird sicher noch zu einer echten Herausforderung für Lehrende werden.
Freilich ist es cleverer, die künstliche Intelligenz schon beim Lernen einzusetzen, etwa um herauszufinden, wie man ein Haiku (japanische Gedichtform) kreiert oder auch einen Limerick. Der Dialog könnte wie folgt aussehen:
Auftrag: Schreibe ein Haiku unter Nutzung der Begriffe Haus, Stein und Baum
Antwort:
"Zwischen Haus und Stein
ein Baum in sanfter Stille
Natur haucht ihr Lied"
Macht man sich die Mühe nachzulesen, was die Merkmale eines Haikus sind, so stellt man fest, dass die Aufgabe gelöst ist. Ein ähnlich gutes Ergebnis erzielte ich übrigens mit einem Sonett. Der Limerick ging im ersten Versuch allerdings daneben. Die KI fasste meine Frage dahingehend auf, etwas über den Ort Limerick zu schreiben. :-) Im zweiten Anlauf klappte es dann.
Mit ChatGPT lassen sich ganze Aufsätze oder Geschichten zu selbst gewählten Themen erstellen, und zwar auch unter Angabe der gewünschten Wortanzahl. Ich ließ mir eine Kriminalgeschichte mit 200 Wörtern erstellen. Vorgabe: Herr Müller entdeckt, dass seine Frau ihn mit seinem Chef betrügt und beschließt, den Chef zu ermorden. Das Ergebnis war einigermaßen überraschend: Der geplante Mord wurde in eine Verletzung umgewandelt, die der Täter prompt bereute und sich der Polizei stellte. Nach meiner Aufforderung, den Mord "gelingen" zu lassen, wurde die Geschichte umgeschrieben; dennoch hat sich der Täter wieder reuig der Polizei gestellt.
Literarisch gesehen waren beide Varianten der Geschichte gelinde gesagt eine Katastrophe. Erfreulich ist allerdings, dass man offenbar der Kreation von Texten zum Thema Gewalt einen Riegel vorzuschieben versucht.
Sich unterhalten wie mit einem Menschen
Ist man mit einem Ergebnis nicht zufrieden, kann man in Dialogform die KI auffordern, Beispiele zu bringen, die Antwort anders zu formulieren, nach weiteren Fundstellen zu suchen usw. Auch Kritik anzubringen oder Hinweise auf falsche Ergebnisse helfen der KI, immer besser zu werden. Mitunter vergisst man dabei schon, dass man sich nicht mit einem Menschen, sondern einer Maschine unterhält, so "menschlich" sind manche Reaktionen. Das ist fast ein wenig gruselig.
Die künstliche Intelligenz liegt zum einen darin, dass man gezielte Anweisungen geben kann, was weit über eine Anfrage in einer Suchmaschine hinaus geht. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen und damit Veränderungen des Ergebnisses herbeizuführen. Für bestimmte Aufgaben ist das bereits alltagstauglich und sowohl die Webseite als auch die App für Smartphones sind für blinde Anwender:innen gut bedienbar.
Wichtig! Je präziser die Angaben in der Fragestellung sind, umso präziser das Ergebnis.
Noch wichtiger! Wie wir noch sehen werden, ist es unerlässlich, das Ergebnis zu überprüfen. Aber dazu später.
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Eva Papst Mai 2025