200 Jahre Brailleschrift

Wissen, Unabhängigkeit und Chancengleichheit
Im Jahr 1824 entwickelte der damals erst 15-jährige Louis Braille ein Schriftsystem, das die Welt für blinde und sehbehinderte Menschen grundlegend veränderte. Mit nur sechs Punkten schuf er eine einfache, aber geniale Möglichkeit, Texte zu lesen und zu schreiben – die Brailleschrift war geboren.
1825: Der Feinschliff einer bahnbrechenden Idee
Ein Jahr nach der ersten Entwicklung begann Louis Braille, sein System weiter zu verfeinern. 1825 stellte er die endgültige Version vor: Ein Raster aus sechs erhabenen Punkten, das mit den Fingern ertastet werden kann. Diese Innovation ermöglichte es blinden Menschen erstmals, schnell und effizient zu lesen und zu schreiben – eine echte Revolution in der Bildung und Kommunikation.

Die Magie der Schrift
Was wüssten wir wohl über die Geschichte unserer Welt, wenn wir keine Schrift hätten? Das älteste Schriftsystem ist die Keilschrift der Sumerer und über 5000 Jahre alt, gefolgt von den Hieroglyphen der Ägypter. Auch in China entstanden bereits während der Shang-Dynastie (ca. 1600-1046 v. Chr.) die Orakelknochen-Inschriften.
Ein Meilenstein für Bildung und Teilhabe
Vor der Erfindung der Brailleschrift waren blinde Menschen stark auf mündliche Überlieferungen angewiesen. Mit dem Punktsystem von Louis Braille wurde es möglich, Bücher, Noten und Dokumente selbstständig zu erfassen und zu verfassen. Heute ist Brailleschrift in vielen Sprachen verfügbar und wird weltweit in Bildung, Beruf und Alltag genutzt.

Mit 6 Punkten zu Bildung und Wissen
Wer lesen und schreiben lernt, kann sich informieren, kann sich Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen oder mit Büchern in fremde Welten eintauchen. Als Louis Braille im Jahr 1825 die tastbare Blindenschrift entwickelte, eröffnete er blinden Menschen ganz neue Möglichkeiten. Aber wie ist es heute, 200 Jahre später? Brauchen blinde Kinder im digitalen Zeitalter noch die Brailleschrift? Wir haben Mag. Erich Schmid zum Gespräch getroffen.
Neue Chancen ergreifen – Selbstständigkeit bewahren
Der Verlust oder die Einschränkung des Sehvermögens bringt viele Veränderungen mit sich – doch es gibt Wege, Selbstständigkeit und Lebensqualität zu erhalten. Das Erlernen einer neuen Lesetechnik kann dabei ein Schlüssel sein. Mit etwas Übung eröffnet sich eine Welt voller Möglichkeiten: Bücher lesen, Notizen machen und den Alltag eigenständig organisieren. Viele Menschen, die sich dieser Herausforderung gestellt haben, berichten von der Freiheit, die sie dadurch zurückgewonnen haben – sei es im Beruf, im Alltag oder bei persönlichen Interessen.

Brailleschrift lernen - ist das was für mich?
Wenn sich das Leben verändert...
Wir lernen gehen, wir lernen sprechen, wir lernen viele notwendige Fähigkeiten für den Alltag. Im Schulalter schließlich lernen wir Schreiben und Lesen. Und, wenn das Leben nicht etwas anderes vorgesehen hat, tragen uns diese Fähigkeiten zumeist gut durch das Leben.
Unabhängig und mobil
Brailleschrift ist nicht nur ein Schlüssel zu Wissen, sondern auch ein wichtiges Hilfsmittel für den Alltag. Von Handlaufbeschriftungen an Bahnhöfen über taktile Pläne in Museen bis hin zu praktischen Informationen in Zügen und auf Flughäfen – Braille ermöglicht es, sich in unbekannten Umgebungen zurechtzufinden. Durch diese Hilfsmittel wird das tägliche Leben erleichtert und Barrieren erfolgreich überwunden.

Unterwegs
Die Blindenschrift, die heuer ihren 200. Geburtstag feiert, schafft nicht nur Zugang zu Wissen und Bildung. Sie erweist blinden und stark sehbehinderten Menschen auch hilfreiche Dienste, wenn sie sich im öffentlichen Raum bewegen oder Besorgungen machen. Wir haben uns mit Philipp Huber, BA, Mitarbeiter bei der Beruflichen Assistenz & Akademie BSV GmbH im Louis Braille Haus Wien, „auf den Weg gemacht".