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Portraits

Ein Mann mit kurzen hellbraunen Haaren, weißem Hemd und schwarzem Sakko auf einer Terrasse, im Hintergrund ein Baum und ein angrenzender Häuserblock.
Bildinfo: Hubert Binder - der neue Obmannstellvertreter des BSVWNB. © BSVWNB/Ursula Müller

„Ich muss in diese Funktion noch hineinwachsen.“

Hubert Binder über seine neue Funktion als erster Obmannstellvertreter des Blinden- und Sehbehindertenverbands Wien, Niederösterreich und Burgenland (BSVWNB).

Hubert Binder im Portrait

Der vielseitig interessierte und vielseitig engagierte junge Niederösterreicher ist bereits seit 2021 für den BSVWNB tätig.

Hubert Binder wird von seinem Augenarzt auf den Blinden- und Sehbehindertenverband aufmerksam gemacht. Er ist damals knapp 30 Jahre alt und hat eine angeborene Sehnervenschwäche. Der BSVWNB ist dem jungen Mann kein Begriff, er googelt und kontaktiert die Selbsthilfeorganisation. „Ich hatte dann bald ein Erstgespräch mit einer Sozialberaterin und das war sehr hilfreich für mich.“ Der junge Mann wird Mitglied und als er im darauffolgenden Jahr erfährt, dass in der internen Revision jemand gesucht wird, entscheidet er sich mitzuarbeiten. Er studiert damals noch Germanistik und Geschichte und arbeitet neben dem Studium bei der Gemeinde Wien in der Verrechnungsabteilung. „Ich habe mir gedacht, ich bin zahlenaffin und selbst betroffen, ich möchte mich engagieren.“ Was seine neue Rolle als Obmannstellvertreter betrifft, ist er zuversichtlich.

„Ich muss da halt hineinwachsen, aber ich habe erfahrene Leute, gute Mentoren an meiner Seite, die ich fragen kann.“

Auch in seiner beruflichen Tätigkeit erlebt der engagierte junge Mann, wie hilfreich es ist, einen Mentor zur Seite zu haben. „Es gibt einen Kollegen, wir haben uns gleich gut verstanden, er hat mir immer wieder verschiedene Dinge erklärt, wie ich damals im Amt der Landesregierung begonnen habe. Es waren oft Kleinigkeiten, aber wichtige Kleinigkeiten. Ich bin auch bereit, den Leuten, die nach mir kommen, hilfreiche Tipps zu geben. Mir fällt das leicht, ich bin kommunikativ und zugänglich und ich möchte zu einem guten Gesprächsklima beitragen.“

Hubert Binder wächst in einer Katastralgemeinde von St. Pölten auf. Die Eltern haben einen landwirtschaftlichen Betrieb, den inzwischen sein jüngerer Bruder übernommen hat. Dieser baut Gerste, Weizen, Zuckerrüben und Mais an, hält Schweine und Rinder. Der Bruder, der ebenfalls von der erblich bedingten Augenerkrankung betroffen ist, aber in einer viel leichteren Form, interessiert sich schon früh für die Landwirtschaft. „Das war für mich nie ein Thema, ich hätte den Betrieb aufgrund meiner Seheinschränkung nicht übernehmen können.“ Die Eltern, die normalsichtig sind, bemerken in der Kindergartenzeit, dass ihr Sohn Hubert schlecht sieht. Es folgen viele Besuche in augenärztlichen Ordinationen, aber es dauert ungefähr zehn Jahre, bis die Diagnose Optikusatrophie gestellt wird, das ist eine degenerative Erkrankung des Sehnervs.


Der Bub besucht in St. Pölten die Regelschule. Die Volks- und Hauptschulzeit ist für den Schüler immer wieder mit Herausforderungen verbunden, auch wenn er die Unterlagen größer ausgedruckt erhält. Nicht alle bringen ein gewisses Maß an Verständnis für den sehbehinderten Schulkollegen auf. Einige beschweren sich, dass Hubert nichts von der Tafel abschreiben muss, ignorieren aber, dass er es gar nicht tun könnte.

„Man muss sich schon oft rechtfertigen, das ist wirklich mühsam.“

Als er in die Handelsakademie wechselt, sind seine Mitschüler:innen besser in der Lage, seine Situation wahrzunehmen. Nach der Matura studiert der ambitionierte Niederösterreicher Germanistik und Geschichte. Auf der Uni gehen die Lehrkräfte auf seine Bedürfnisse ein, er erhält die Prüfungsunterlagen in der für ihn passenden Schriftgröße und der Student kommt gut zurecht. „Ich habe zwar nur 16 Prozent Sehvermögen, manche sind schockiert, wenn sie das hören, aber ich kann recht gut damit umgehen. Ich kann mich auch gut orientieren.“ Wichtig ist die Schriftgröße. Deshalb liest Hubert Binder Zeitungen auf dem iPad und verwendet sein Handy oft als Hilfsmittel, um Aufschriften zu vergrößern.

Am liebsten hätte Hubert Binder nach der Matura Germanistik und Wirtschaftspädagogik studiert, denn Betriebswirtschaft und Rechnungswesen zählen in der Handelsakademie zu seinen bevorzugten Fächern. Und Lesen gehört schon lange zu seinen Hobbys. Da er aber bei dieser Studienkombination zwischen zwei Universitäten hin- und herpendeln hätte müssen, entscheidet er sich doch für das Lehramtsstudium Deutsch und Geschichte auf der Wiener Hauptuni. Denn auch Geschichte interessiert ihn sehr, ganz besonders die Zeitgeschichte. Wenngleich bestimmte Ereignisse des 20. Jahrhunderts immer wieder sehr herausfordernd seien. „Wenn man die KZs in Mauthausen, Dachau und insbesondere in Ausschwitz sieht, dann ist das schon sehr bedrückend. Aber alles in allem hat mir mein Studium sehr gut gefallen. Und ich finde, dass die Uni Wien in punkto Barrierefreiheit gut ist. Anders ist die Situation im Regelschulwesen, da müsste man schon noch einiges verbessern.“


Im April 2024 ist Hubert Binder mit seinem Studium fertig, derzeit ist er beim Land Niederösterreich in der Kreditverwaltung tätig. Die Arbeit macht ihm viel Freude. Er schließt es zwar nicht völlig aus, in den Schuldienst zu gehen, aber als Lehrer würde seine Sehbehinderung eine wesentlich größere Rolle spielen als bei seiner jetzigen Tätigkeit im Amt der Landesregierung in St. Pölten. Auch während seines gesamten Studiums arbeitet Hubert Binder. Die Eltern unterstützen ihn, aber er möchte auch selbst etwas zu seinem Unterhalt beitragen. Solange er in Wien arbeitet, muss er sehr früh aufstehen, in der Regel kurz nach vier Uhr in der Früh, und dann pendelt er mehrere Stunden am Tag zwischen Wien und Krems hin und her, wo er damals wohnt. Dort engagiert er sich auch in einer Pfarrgemeinde. Der christliche Glaube spielt in seiner Kindheit im Elternhaus durchaus eine Rolle, aber erst durch die Firmvorbereitung kommt etwas Entscheidendes hinzu. „Ich hatte damals einen Firmbegleiter, der mir einen neuen Zugang zum Glauben ermöglicht hat. Das hat mich sehr angesprochen. Seit damals engagiere ich mich auch.“ Er arbeitet im Pfarrgemeinderat mit, ist als Kommunionspender tätig und liest bei der Heiligen Messe Lesungen oder Fürbitten. „Der Glaube gibt mir Halt und Orientierung. Im Leben gibt es ja immer wieder Höhen und Tiefen und so ein kurzes Gebet jeden Tag, ob es mir nun gut geht oder nicht, ist mir wichtig. Das ist nicht jedermanns Sache, aber mir tut es gut.“ Inzwischen ist der Landesbedienstete von Krems nach St. Pölten gezogen, aber auch dort möchte er sich wieder in einer christlichen Gemeinde engagieren.

Als sich Hubert Binder beim Amt der Landesregierung in St. Pölten bewirbt, gibt er seine Sehbehinderung an. Er habe dies immer so gehalten. Aber man stoße, vor allem in der Privatwirtschaft, noch immer auf Vorbehalte, wenn man eine Behinderung habe und man müsse sich oft erklären und rechtfertigen. „Ich finde das schon eigenartig. Viele Menschen haben irgendeine Form von Einschränkung. Ich habe zum Beispiel einen Kollegen, der gehörlos ist. Ich engagiere mich bei uns im Amt als Stellvertreter der Behindertenvertrauensperson. Ich finde es wichtig, dass man sich für seine Kolleg:innen einsetzt, die auch eine Behinderung haben."

Der Arbeitsmarkt und die Gesellschaft können es sich nicht leisten, Menschen mit Behinderung auszuschließen, auf dieses Potential zu verzichten.

Der öffentliche Dienst sei diesbezüglich ein Vorbild, aber in der Privatwirtschaft werde oft lieber die Ausgleichstaxe gezahlt, als dass eine Person mit Behinderung eingestellt werde. Hubert Binder erinnert sich an ein Bewerbungsgespräch. „Ich habe meine Sehbehinderung damals von mir aus angesprochen. Darauf meinte der Abteilungsleiter, er persönlich habe damit ja kein Problem, aber er müsse in Betracht ziehen, dass ich so und so oft ausfallen werde. Also diese Diskriminierung, dieses Vorurteil, dass Menschen mit Behinderung dauernd krank seien, erfahren viele. Aber Arbeitnehmer:innen ohne Behinderung können auch krank werden und ausfallen.“


Hubert Binder findet neben seinem beruflichen und ehrenamtlichen Engagement Zeit für seine Hobbys. Er liest sehr gerne, neben mehreren Tageszeitungen schätzt er Werke von Erich Hackl, Bernhard Schlink, Gerhart Hauptmann oder Georg Büchner. Er geht gerne schwimmen, unternimmt Radtouren oder macht Ausflüge in unterschiedliche österreichische Orte, wo er sich Sehenswürdigkeiten anschaut. Er fährt gerne mit dem Zug, aber es habe ihn sehr getroffen, als er mit 18 Jahren zur Kenntnis nehmen musste, dass er keinen Führerschein werde machen können. „Das war ein Rückschlag, alle Freunde haben einen Führerschein, aber für mich wird das nie möglich sein. Aber ich fahre gern mit dem Zug, und ich leiste mir den Luxus, in der ersten Klasse zu sitzen, das ist „mein Auto“. Ich versuche halt, das Beste draus zu machen.“ Gern unternimmt der gebürtige Niederösterreicher in seinem Urlaub Städtereisen, so zum Beispiel nach Madrid, Prag oder Rom. „In Prag haben mir die Karlsbrücke und der Wenzelsplatz gut gefallen. In Rom haben mich die Papstaudienz, die Vatikanischen Museen und das Kolosseum besonders fasziniert.“

Hubert Binder interessiert sich für Kultur und Geschichte, für Literatur und Zahlen, er engagiert sich für andere. Er sei außerdem ehrgeizig und hilfsbereit, manchmal auch ungeduldig, in seinem Denken konservativ liberal. Und bestimmte Werte seien ihm einfach wichtig. Er wünsche sich, dass seine Bedürfnisse befriedigt werden und dass es ihm gut gehe, genauso wie er sich dafür einsetze, dass auch andere diese Ziele erreichen können.

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