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Ein Hochbeet aus Holzbrettern mit Blumen, davor auf einem Holzbrett ein Tongefäß mit Kräutern.
Bildinfo: Mehr Raum für Grün. © BSVWNB/Michael Schrenk

Naturnahes Gärtnern und was wir davon haben

Themenabend zu einer besorgniserregenden Beobachtung - und zu Tipps, was selbst getan werden kann.

Themenabend-Nachbericht

Bestimmt ist Ihnen ebenso wie mir schon aufgefallen, dass sich heutzutage in der Natur sehr viel verändert hat. Was genau meine ich damit? Ich höre weniger oder keine Vögel mehr zwitschern. Es brummen und kriechen weniger Insekten im Garten herum. Es scheint, dass all das Leben weniger geworden ist. Diese besorgniserregende Beobachtung führte mehrere engagierte Hobbygärtner:innen bei unserem Themenabend zum naturnahen Gärtnern zusammen. Begleitet hat uns dabei Herr Bernhard Haidler, der Regionalberater von „Natur im Garten“ in Niederösterreich ist.

„Natur im Garten“ besteht seit 25 Jahren und versucht, die Menschen zur ökologischen Pflege und Gestaltung von Grünraum zu motivieren. Dabei gelten drei Grundsätze:

  1. Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide
  2. Verzicht auf Kunstdünger
  3. Verzicht auf torfhaltige Erde (da sie ein fossiler Kohlenstoffspeicher ist und das beim Abbau freigesetzte CO2 den Klimawandel befeuert).

Herr Haidler bestätigte unsere Beobachtung der drastisch zurückgehenden Anzahl vieler Insekten- und anderer Tierarten. Um dieser traurigen Tatsache innerhalb der eigenen Möglichkeiten entgegenzuwirken, gab er uns eine Vielzahl praktischer Tipps für das naturnahe Gärtnern auf dem Balkon, der Terrasse und im Garten mit. Und was genau soll naturnahes Gärtnern bringen? Nun, es bringt einen lebendigen, vielfältigen Garten mit Blüten, Blättern und Früchten, in dem sich unterschiedlichste Tiere wohlfühlen und ansiedeln und im besten Fall auch Nahrung für uns selbst produziert wird. Und all das bringt ein großes Plus für unsere Lebensqualität.

Bäume – das Rückgrat für unsere gesunde Luft

Vor dem Hintergrund des Klimawandels, der uns immer mehr heiße Tage und Tropennächte beschert, braucht jede und jeder von uns mehr Natur. Das wichtigste Element im Garten sind schattenspendende Bäume. Eine 80jährige Buche hat beispielsweise eine errechnete Blattfläche von zwei Fußballfeldern. Sie bringt Kühlung durch den Schatten, den sie uns spendet und gute, wohltemperierte Luft. Die Verdunstungsmenge einer solchen Buche entspricht drei Badewannen voll Wasser pro Tag. Die Luftfilterung durch das Laub ist eine unentbehrliche Gesundheitsleistung für uns. Doch bevor man tatsächlich einen Baum pflanzt, muss man sich gut überlegen, wie viel Platz dafür zur Verfügung steht. Denn ein Baum wird größer und braucht entsprechend jedes Jahr mehr Platz. Andere Entscheidungskriterien, an die man denken sollte, sind die Standorttauglichkeit und die Nutzbarkeit für Tiere (bietet er Blüten oder Früchte?). Nicht unwesentlich ist auch die Frage, ob der Baum regional zu erwerben ist. Hilfe für die richtige Baumentscheidung bietet eine Broschüre für den Hausgarten, die unter www.naturimgarten.at heruntergeladen werden kann. Schließlich soll ja der richtige Baum am richtigen Platz stehen.  

Welche Bäume kommen angesichts des Klimawandels in unseren Breiten überhaupt in Frage? Sie müssen mit Hitze und Trockenheit gut zurande kommen. Herr Haidler nannte uns einige Baumsorten, die diese Kriterien gut erfüllen und sich weiters durch schmackhafte Früchte für Mensch und Tier oder schönes Herbstlaub oder auch durch Genügsamkeit hinsichtlich des Bodens auszeichnen: Felsenbirne, Maulbeere, Vogelbeeren, Mehlbeere, Steinweichsel, Feldahorn, Hainbuche. Ein weiterer hilfreicher Tipp aus dem Internet ist die Seite: www.willbaumhaben.at. Diese Seite bietet eine Suchleiste, in der man die persönlich wichtigen Kriterien eingeben kann und passende Bäume vorgeschlagen werden.


Essbares aus dem Garten

Ein weiteres wichtiges Element in einem naturnahen Garten können Obstbäume sein. Wenn man nicht genug Platz hat, sind Obststräucher eine gute Alternative. Früchte geben wichtige Vitamine, die unsere Nahrung bereichern und die Blüten sind wichtig für Bienen und andere Insekten. Außerdem ist es aktiver Klimaschutz, selbst Nahrung zu produzieren und damit Transportwege zu vermindern.

Sogar auf einem Balkon oder einer Terrasse lässt sich Beerenobst kultivieren. Dazu ist es wichtig, geeignete Töpfe zu verwenden. Etwa 50 Liter Fassungsvermögen sind für einen Obstbaum notwendig, 20 bis 30 Liter sollen es für Obststräucher sein. Staunässe sollte vermieden werden. Weiters braucht es unbedingt eine Abklärung, ob der Balkon das Gewicht aushält, denn nasse Erde im Pflanzentopf kann sehr schwer werden. Auch zum Thema Obst gab uns Herr Haidler einen Internettipp: www.meineobstsorte.at ist eine Seite der Arche Noah. Dort findet sich jede Menge Informationen zu allen Obstsorten, zum Geschmack und den Ansprüchen an den Standort.
 
Wer um die eigene Gesundheit besorgt ist und naturnah gärtnern möchte, sollte unbedingt an einen Kräutergarten denken! Schafgarbe, Lavendel, Ringelblume, Ysop, Salbei, Königskerze sind Beispiele für Heilkräuter, die sich wunderbar zu Tees verarbeiten lassen, aber deren Blüten und Duft auch Insekten und Schmetterlinge anlocken. Herr Haider erklärte seinem Publikum auch interessante Details, wie z.B. dass die Königskerze eine zweijährige Pflanze ist: im ersten Jahr ist nur die Rosette der Blätter am Boden zu sehen, im zweiten Jahr trägt sie auch Blüten.

Sträucher und Hecken

Auch Hecken und Sträucher gehören zum naturnahen Garten. Dabei sollte man immer die heimischen Sorten bevorzugen. Diese haben sich gemeinsam mit unserer Tierwelt entwickelt und können von den heimischen Tieren genutzt werden – ganz im Gegensatz zu exotischen Pflanzensorten. Hecken aus heimischen Sträuchern sind der ideale Lebens- und Brutraum für zahlreiche Vogelsorten. Felsenbirne, Dirndlstrauch, wolliger Schneeball, Liguster lassen sich auch gut als Schnitthecke ziehen. Eine weit verbreitete Strauchart in den heimischen Gärten ist die Forsythie. Allerdings kommt dieser Strauch aus Asien und ist für die heimischen Insekten wertlos, weil er keinen Nektar und Blütenstaub produziert. Die Pflanze bildet auch keine Samen, sondern wird mit Steckhölzern vermehrt.

Der Sanddorn ist eine sehr hitzeresistente Pflanze und bringt gute Früchte hervor, die Vitamin C haltig sind. Ein Nachteil sind allerdings seine Dornen. Vögel freuen sich darüber, denn sie bieten Schutz für Leib und Leben sowie ihre Nester. Für blinde Menschen sind Dornengewächse eine Herausforderung. Darum sollten sie gut überlegen, an welcher Stelle im Garten ein Gewächs mit Dornen angepflanzt werden könnte. Auf der Webseite von Natur im Garten gibt es auch zum Thema Sträucher die passende Broschüre mit dem Namen „Hitparade der Wildsträucher“.

Unter www.heckentag.at können heimische Gehölze bestellt werden, die vom Land NÖ gefördert werden. Der richtige Zeitpunkt dafür ist Anfang September. Die Seite www.willheckehaben.at wiederum ist ein empfehlenswertes Such-Tool, um sich die ideale Hecke zusammenzustellen. Je nachdem ob man eher eine Vogelschutzhecke, eine blickdichte Hecke, eine Blütenhecke oder eine Naschhecke möchte, werden andere Sträucher empfohlen.


Vom Staudenbeet bis zum wilden Eck

Staudenbeete sind ebenfalls ein interessanter Bestandteil für naturnahes Gärtnern. Gemeint sind damit Pflanzen, die im Winter einziehen und im Frühling neu austreiben. Sie bieten Nahrung für Insekten und verschönern unsere Gärten mit ihren Blüten. Wenn man die Stauden wählt, die Trockenheit und Hitze lieben, kann man sich außerdem im Sommer viel Gießarbeit ersparen und hat es trotzdem schön im Garten. Geeignete Sorten sind beispielsweise Ziersalbei, Fetthenne, Schafgarbe, Hauswurz, Johanniskraut, Kugeldisteln, Flockenblume, Natternkopf. Man sollte hier nicht zu den modernen, sondern zu den ursprünglichen Sorten greifen, da bei ersteren die Staubblätter weggezüchtet wurden, die aber für die Tiere sehr wichtig sind. Die gelben, kleinen Staubblätter produzieren den Blütenstaub und sind damit Nahrungsspender für Bienen.

Eine Blumenwiese macht sich im Gegensatz zum englischen Rasen besonders hübsch und ist ein El Dorado für Insekten und Schmetterlinge. Sie kann dort gedeihen, wo nicht begangen oder bespielt wird. Gräser und Blumen wachsen kniehoch und werden zwei Mal im Jahr gemäht. Das Mähgut muss entfernt werden. Es gibt eine wahrscheinlich wenig bekannte Methode, den englischen Rasen in eine Blumenwiese umzuwandeln: man muss die Fläche „umbrechen“. D.h. man entfernt den Rasen, arbeitet Sand ein und bringt Naturblumenwiesensaatgut aus. Am besten macht man diese Arbeit im Herbst. Es gibt aber auch einjährige Blühmischungen, die man in den folgenden Jahren nachsähen muss. Sie enthalten z.B. die Samen von Ringelblumen, Kornblumen, Mohn. Ähnlich wie eine Blumenwiese ist ein Blumenrasen. Die Blumen kommen dabei von selbst, wenn man den Boden nicht düngt. Das Mähgut muss wieder entfernt werden, der Boden magert aus und dann wachsen die genügsamen Kräuter von allein. Mit diesen Hungerspezialisten funktioniert das sehr gut, denn ihre Wurzeln reichen tiefer hinunter in die Erde und erreichen das Wasser leichter, als beispielsweise der englische Rasen.  

Wer einen entsprechend großen Garten besitzt, kann sich überlegen, ein so genanntes wildes Eck anzulegen. An solchen Stellen lässt man Wildwuchs zu, was bodenbrütende Vögel, wie das Rotkehlchen, besonders lieben. Viele Tiere freuen sich auch über aufgeschichtete Asthaufen, in denen sie wunderbar überwintern können.

Herr Haidler machte sein Publikum auch darauf aufmerksam, wie wichtig Brennnessel in einem Naturgarten sind. Sie sind zwar wie Dornensträucher eine besondere Herausforderung für blinde Menschen (d.h. auch hier ist gut auf den Standort zu achten), aber eine notwendige Nahrungsquelle für die Schmetterlingsraupen des Tagpfauenauges. Nebenbei gesagt sei noch, dass sich aus Brennnesseln auch eine sehr gute Cremesuppe kochen lässt.  

Etwas, das vielleicht weniger Menschen kennen bzw. in ihrem Garten haben, sind Trockensteinmauern. Man baut sie durch das geschickte Übereinanderlegen von Steinen, ohne dafür Beton zu verwenden. Trockensteinmauern können einen Garten verschönern und sie bieten Platz für genügsame Pflanzen, wie Hauswurzen, Mauerpfeffer und Fetthenne, aber auch für Tiere, die in den Zwischenräumen ihre Nester bauen können.

Ein anderes von Menschenhand geschaffenes Element im Naturgarten können die Nützlingsunterkünfte und Fledermauskästen sein. Damit kann jede und jeder nachhelfen, damit sich Insekten ansiedeln. Herr Haidler gab uns auch die Anleitungen für das Basteln: einfach hartes Holz anbohren bzw. hohle Stängel oder Schilfrohre in eine Dose stecken. Dabei ist auf einen glatten Schliff bzw. Schnitt zu achten. Diese Unterkünfte hängt man am besten an einer sonnigen Stelle auf und achtet dabei darauf, dass bei Regen das Wasser nicht eindringen kann. Damit wird Schimmelbildung vermieden. Ohrenschlüpfer sind wichtige Nützlinge, da sie Blattläuse fressen. Aus einem einfachen Tontopf, in den man Holzwolle hineingibt und den man dann verkehrt aufhängt, lässt sich ein „Haus“ für diese Tiere bauen. Bei Fledermauskästen sollte das Holz aufgeraut sein, damit sich die Tiere gut anhängen können. Und Singvögel freuen sich über Nistkästen, die man ebenfalls kaufen oder selbst basteln kann.


Viele Tipps, die umgesetzt werden wollen

Herr Haidler war für die Fragen und Beiträge aus dem Publikum sehr offen. So erfuhren wir, dass Giersch eigentlich eine sehr nützliche Pflanze ist, die nicht stört, wenn sie unter anderen Stauden wächst. Auch wie man selbst Naturdünger ansetzen kann, wurde von ihm erklärt. Eine Jauche ist einfach aus vergorenen Unkräutern herzustellen. Auch fein gesiebter Kompost erfüllt den Zweck. Und Hornspäne sind Bio-Dünger, den es zu kaufen gibt. Die Gartenplage schlechthin sind für die meisten wahrscheinlich die Schnecken. Herr Haidler gab uns den Tipp, den Gemüsegarten an einem möglichst sonnigen Standort und weit weg von der Blumenwiese anzulegen. Schützen kann man ihn mittels Kupferbändern und indem man ihn mit einem Kiesweg umgibt. Darauf kriechen Schnecken gar nicht gerne. Man kann sie auch biologisch mit Schneckenkörnern oder Nematoden bekämpfen.  

Naturnaher Garten auf Terrasse oder Balkon

Gegen Ende seines Inputs ging Herr Haidler nochmals auf den Balkon und die Terrasse ein, beides sind eigentlich extreme Standorte für Pflanzen, da sie sehr heiß und trocken sein können. Es empfiehlt sich daher, genügsame Pflanzen auszupflanzen, die wenig Pflege brauchen. Dazu gehören Katzenminze, Asternarten, Vanilleblumen. Weiters lautete die Empfehlung, besser einen großen Blumentopf zu verwenden als mehrere kleine, damit man nicht so oft gießen muss. Im Winter wiederum ist darauf zu achten, dass es in den Blumentöpfen nicht gefriert. Die Erde am Balkon kann wiederverwendet werden und sollte mit porösem Material angereichert werden, das die Feuchtigkeit gut speichert.

Ein geruchsneutraler und organischer Dünger, der sich für den Balkon eignet, sind Schafwollpellets, Steinmehl oder Tonmehl. Es gibt in der Zwischenzeit schon viele organische Dünger auch in flüssiger Form. Auf der Webseite von „Natur im Garten“ werden zertifizierte Produkte empfohlen. Wurmkisten, Wurmvasen und Wurmtees stellen gute Alternativen für chemischen Dünger dar. Ein passender Buchtipp dazu ist: „Biodünger selber machen“ von Andrea Heistinger und Alfred Grand, erschienen im Löwenzahnverlag. Im Tullnerfeld gibt es die Firma Vermigrand, die auf Regenwurm-Hummus spezialisiert ist.

Aus dem Publikum erhielten wir die beiden Online-Tipps www.bio-balkon.de, wo auch Online-Kongresse organisiert werden und die praktische Datenbank von www.naturadb.de, in welcher man zu jeder Pflanze erfährt, für wie viele Insekten sie nutzbar ist. Beide Seiten sind mit Screenreadern nutzbar.

„Natur im Garten“ selbst bietet jeden Montag und Mittwoch Online-Seminare an. Termine sind auf der Webseite ersichtlich: www.naturimgarten.at. Außerdem gibt es eine Garten-Hotline, wo sämtliche Fragen zum Thema naturnah Gärtnern beantwortet werden: 02742/74333. Auch der Downloadbereich ist sehr empfehlenswert, da es dort diverse Broschüren zu allen Themenfeldern gibt.

Ein passendes Ausflugsziel ist die Garten Tulln. Dort gibt es sowohl Führungen, die speziell für Menschen mit Sehbehinderungen konzipiert wurden, als auch Beete, die für diese Zielgruppe angelegt wurden und wo blinde Menschen durch Riechen und Tasten die vielfältige Schönheit der Natur erfahren können.

Der inspirierende und reichhaltige Vortrag von Herrn Haidler hat auf anschauliche Weise gezeigt, was wir alle vom naturnahen Gärtnern haben können. Voll motiviert verabschiedeten wir uns nach diesem Themenabend. Nach so vielen praktischen und einfach umzusetzenden Tipps freuen wir uns darauf, selbst mit dem naturnahen Gärtnern loszulegen.

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