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Eine Barbie-Puppe mit Weißem Langstock steht auf dem Boden vor dem Bein einer Frau, die selbst einen Weißen Stock vor der Barbie-Puppe platziert hat.
Bildinfo: Barbie-Model und Barbie-Modell? © BSVWNB/Michael Schrenk

Eine Barbie, die nicht sieht

Ein paar persönliche Gedanken über die neue Barbie-Puppe.

Blinde Barbie?

Es gab eine Phase in meiner Kindheit, da habe ich viel und intensiv mit Barbies gespielt. Zu jedem Anlass bekam ich Gewand und anderes Zubehör. Ich hatte ein Barbie-Haus – dreistöckig – mit Möbel, ein Barbie-Moped mit Fernsteuerung und diverse Kleider und Accessoires. Die meiste Freude hatte ich mit einer wunderschönen Barbie (wunderschön sind sie ja alle) mit glitzerndem Kleid. Der Bezug ihres Himmelbettes war aus dem gleichen Material. Wenn man das Licht ausschaltete, leuchtete sie angeblich in der Dunkelheit. Angeblich, denn ich als sehbehindertes Kind konnte dieses schwache Glitzern und Glänzen nicht wahrnehmen.

Heutzutage, da ich mir doch schon Gedanken über Barbie und das Frauenbild, das sie transportiert, gemacht habe, betrachte ich mein damaliges Spielzeug kritischer. Und es ist nicht nur ein Frauenbild, das sie transportiert, sondern ganz allgemein ein Menschenbild.
Das Bild vom perfekten Menschen: schlank, ebenmäßige Züge, blitzweiße Zähne. Na gut, über die Beinlänge lässt sich streiten – und auch über die verkürzte Achillessehne. Da gab es aber sonst nichts, was nicht schön (d.h. im Sinne der Norm) war.
Eigentlich ist es eine logische Konsequenz, dass der Hersteller Mattel nun dem Ruf der Inklusionswelle folgen musste. Kann sich ein Unternehmen überhaupt leisten, da nicht mitzumachen?   

Ich selbst bin mir gar nicht sicher, wie ich zu dem neuen Barbie-Modell stehe. Ambivalent würde ich sagen. Hier einige persönliche Gedanken und Fragen.
Hätte ich als Kind mit einer solchen Barbie spielen wollen? War es nicht genau diese Traumwelt, die mich anzog? Eine unbeschwerte, einfache, unkomplizierte Welt…
Hätte mich eine blinde Puppe interessiert?
Mir stellt sich die Frage:  Wer wird die Zielgruppe für die blinde Barbie sein? Blinde Kinder oder sehende? Und gibt es Eltern, die ihrem Kind eine blinde Barbie schenken werden?

Nun, meine Barbie-Spielzeit war in den 1980er Jahren. Inklusion war damals noch fast ein Fremdwort, und überhaupt die Einstellung zu Menschen mit Behinderung war weit weniger offen. Behinderung galt (noch viel mehr als heute) als Schwäche, als Defizit.  Ich glaube, ich hätte mir als Kind gedacht: Hey, da bekomme ich ein Spielzeug, das schon mit Defekt geliefert wird, das schon kaputt ist.  
Würde das ein Kind heute auch noch so sehen? Könnte eine Puppe mit einer „Einschränkung“ ein attraktives Spielzeug sein? Ein deutlicher Umsatzeinbruch vor einigen Jahren, als Barbie-Puppen mit verschiedenen Körpertypen auf den Markt gebracht wurden, spricht Bände.


In der „Diversity Bewegung“ geht es jedoch genau darum:  
Behinderung nicht als Defekt, als Schaden, sondern als Merkmal zu sehen; nur als ein Merkmal neben ganz vielen anderen Eigenschaften eines Menschen.
Und von daher finde ich die Idee der blinden Barbie gut. Kinder können spielerisch die Bandbreite menschlicher Merkmale kennenlernen.

Aber von Bandbreite kann bei Mattel ja eigentlich nicht die Rede sein, denn es fehlen noch viele, viele andere Merkmale. Und da stellt sich schon die nächste Frage:
Wie sieht es mit Merkmalen aus, die nicht unserem gängigen Ideal entsprechen? Sollte es nicht auch ein Barbie-Modell mit einem kürzeren Bein oder nur einem Arm geben? Wo bleibt die Barbie mit einer amputierten Brust?
Ist das zu radikal gedacht?

Und noch ein Gedanke:
Auch die blinde Barbie trägt – wie ihre Schwestern – High Heels. Nicht, dass blinde Frauen nur mit klobigen Turnschuhen zu sehen sind, aber ich persönlich bin aus Sicherheitsgründen mit flachen Schuhen unterwegs.
Soweit, der blinden Barbie elegante, aber bequeme Schuhe zu verpassen, wollte Mattel dann doch nicht gehen. Das wäre vielleicht überhaupt ein Meilenstein in der Barbiegeschichte: Gehen auf der gesamten Fußsohle, nicht nur auf den Spitzen.

Und zu guter Letzt:
Schön wäre, wenn mit der Puppe auch Information zum Thema Sehbehinderung und Blindheit mittransportiert werden würde: Was es mit dem Weißen Stock auf sich hat, wie er benützt wird und wie blinde Menschen ihren Alltag meistern. Ein Stück Sensibilisierung im Kinderzimmer oder im Kindergarten …
Aber das führt für ein Kinderspielzeug dann wohl doch zu weit, oder? Zumal schon der Weiße Stock der blinden Barbie sehr leicht aus ihrer Hand gleitet und somit vermutlich oftmals rasch die ewige Reise in die Krimskrams-Truhe antreten wird.

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... auch Weißfleckenkrankheit genannt.

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