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Ein junger Mann mit dunklem Shirt, dunklen Jeans und kurzen dunklen Haaren sitzt hinter dem Empfangstisch in einem großen Raum.
Bildinfo: Anel Waglechner arbeitet am Empfang der Caritas Werkstatt Krems. © BSVWNB/Ursula Müller

„Es ist mein größter Traum, eine IT Ausbildung zu machen.“

Sagt Anel Waglechner. Der 25jährige Niederösterreicher ist seit seiner Geburt blind und zurzeit in der Caritas Werkstatt in Krems tätig. Dort haben wir ihn zum Interview getroffen.

Anel Waglechner im Interview

Menschen mit Behinderung finden am allgemeinen Arbeitsmarkt oft nur schwer einen Job. Wenn sie sich nun in einer Tagesstruktur §9 Maßnahme befinden, erhalten sie von der öffentlichen Hand in der Regel keine Unterstützung, um eine Fortbildung zu machen und erforderliche Hilfsmittel anzuschaffen. Das macht es für junge Menschen, die sehbehindert sind, sehr schwer, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Großzügige Zuwendungen wie von EVN (Energieversorgung Niederösterreich) oder der COFRA Gruppe, zu der unter anderem das Bekleidungsunternehmen C&A gehört, ermöglichen es nun, diesen jungen Menschen neue Chancen zu eröffnen.

Die technischen Fortschritte der letzten zwei bis drei Jahrzehnte bieten sehbehinderten Menschen neue Möglichkeiten der Teilhabe. Ein Beispiel. Eine Braillezeile, die mit dem PC verbunden ist, ermöglicht es blinden Menschen überhaupt erst, am Computer zu arbeiten. So ein blindenspezifisches Hilfsmittel ist allerdings teuer, Braillezeilen kosten zwischen vier- und achttausend Euro, oder auch mehr. Viele können sich so eine Anschaffung nicht leisten. Als Anfang September Anel Waglechner von Tatania Fischer eine Braillezeile überreicht bekommt, ist er sehr glücklich und dankbar. Den Umgang damit, erzählt Anel Waglechner, habe er bereits in der Schule erlernt. 


Anel Waglechner: Ich war am Bundesblindeninstitut (BBI) in Wien und habe dort die Sonderschule besucht. Ich hatte Informatik in der Schule und wir haben mit der Braillezeile gearbeitet. Das hat mein Interesse an Computern und Technik geweckt. Nach der Schule bin ich dann zur Caritas in Krems gekommen. Zuerst habe ich verschiedene Sachen ausprobiert. Man kann Dinge aus Holz oder Tiffany Glas herstellen. Ich habe auch in der Küche mitgeholfen und ich war auch in der Kräuterabteilung. Aber irgendwie ist es mir mit meinen Arbeiten nicht so gut gegangen.

Was war der Grund, dass Sie mit den Arbeitsangeboten in der Werkstatt unzufrieden waren?

Ich habe mir eigentlich schon etwas mehr vorgestellt gehabt, so in Richtung PC, EDV, IT und so. Dann ist der Rudi, mein Küchenbetreuer, auf die Idee gekommen, ich könnte den Telefondienst machen und am Empfang arbeiten. Am 13. November 2023 habe ich angefangen und ich bin aktuell ziemlich zufrieden mit meinem jetzigen Job. Im März habe ich einen eigenen PC für meinen Arbeitsplatz bekommen. Zuerst hatte ich nur eine geliehene Braillezeile, aber die hat mit meinem System überhaupt nicht funktioniert. Ich konnte damit maximal eine halbe Stunde oder eine Stunde ruckelfrei arbeiten. Dann hat der PC angefangen, Programme von selbst zu öffnen, also der Screen Reader hat total verrückt gespielt. Mit meiner neuen Braillezeile ist das ganz anders. Ich komme damit völlig zurecht. Es läuft alles ohne Probleme.

Wie schauen Ihre Tätigkeiten am Empfang aus und wie kommt die Braillezeile zum Einsatz?

Also am Empfang ist es so: Ich nehme Anrufe vom Festnetztelefon entgegen. Ich schaue nach der Post und nehme Pakete entgegen, ich kopiere Sachen und mache die Warenausgabe. Also ich gebe Sachen wie Tixo, Spitzer, Stifte oder Papier aus. Und dann arbeite ich am PC und erstelle kleine Dokumente. Dabei passiert es mir halt auch, dass ich mich vertippe. Und bevor ich das ganze speichere, kontrolliere ich es auf Fehler und da kommt dann die Braillezeile ins Spiel, da lese ich den Text durch und analysiere, wo noch was verbessert gehört. Das korrigiere ich dann. Das geht nur mit der Braillezeile. Aber ich möchte noch viel mehr lernen am PC.

Es wurde ja nicht nur Ihre Braillezeile finanziert. Sie erhalten außerdem noch eine Schulung, um weitere Kenntnisse am PC zu erwerben.

Ja, ich möchte zum Beispiel Menüpläne und Anwesenheitslisten am PC erstellen können. Ich möchte meinen Kopf ein bisschen aufpäppeln was die IT betrifft.  So viel wie möglich, so viel wie ich als Blinder überhaupt lernen kann, möchte ich lernen. Also nicht nur diese eine Schulung, die ein paar Monate dauert. Das möchte ich natürlich auch machen, das habe ich schon zugesagt bekommen, ich weiß nur noch nicht, wann diese Schulung startet. Aber es ist mein allergrößter Traum, eine mehrjährige IT Ausbildung zu machen. Das gibt es am Odilien-Institut in Graz. Ein guter Freund von mir aus dem BBI hat dort so eine IT Ausbildung gemacht. In Krems gibt es da leider nichts für blinde Menschen.

Seit Ende August 2023 werden Sie vom Blinden- und Sehbehindertenverband Wien, Niederösterreich, Burgenland (BSVWNB und BAABSV) unterstützt.

Ja, da hat sich einiges getan. Ich bin völlig zufrieden und ich bin allen sehr dankbar, dass sie mir so geholfen haben und dass sie mir den Stups in die richtige Richtung gegeben haben.

Wichtig ist es ja auch, mobil zu sein, gewisse Wege auch selbstständig zurücklegen zu können.

Mobilitätstraining hab ich in Krems gemacht. Ich habe den Weg von hier, von der Caritas zum Billa gelernt und dann noch die Bahnhofshalle bis zu den Zügen. Ich schreibe meiner Mobilitätstrainerin von Zeit zu Zeit, damit sie an meinen Fortschritten teilhaben kann. Ich schreibe das am Laptop von der Caritas, und ich habe mein Handy mit dem Laptop verbunden, damit ich alle WhatsApp Nachrichten am PC sehen und schreiben kann.


Sie leben in Langenlois. Die Familien Ihrer Eltern stammen aus Bosnien und sind während des Jugoslawienkrieges nach Österreich geflüchtet. Sie haben noch Geschwister und wohnen zuhause.

Manchmal denke ich mir, es wäre so schön, wenn ich alleine wohnen würde, aber es gibt auch Situationen, wo ich mir denke, es ist ein Glück, dass ich so eine coole Familie habe. Es ist schon mein Traum, einen eigenen Wohnbereich zu haben. Schön wäre es, in der Nähe der Eltern zu wohnen, also nicht unter einem Dach, aber doch in der Nähe, das wäre super. Denn wenn ich einmal eine Freundin habe, jetzt derweil bin ich noch frei, dann möchte ich mit ihr in einer eigenen Wohnung leben. Ich habe auch große Pläne, wenn ich eine Freundin habe. Ich wünsche mir Kinder! Ich wünsche mir schon seit meinem 17. Lebensjahr, dass ich Papa werde. Ich bin ein ziemlich kinderfreundlicher Mensch, ich komme mit Erwachsenen auch zurecht, aber ich habe ein gutes Herz, auch für Kinder, ich kann gut mit Kindern umgehen.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Ich gehe regelmäßig zu Veranstaltungen von Blindenorganisationen, am Freitag kommt zum Beispiel die Firma Sehkreis und zeigt Produkte her, also Hilfsmittel für blinde Leute. Oder ich hab bei einem Ausflug nach Wien teilgenommen. Wir waren im Parlament, dann noch im Schmetterlingshaus und im Volksgarten. Außerdem gehe ich zu einer Bezirksgruppe in Krems. Mir gefällt es, ich hab neue Leute kennengelernt und hab mich schon mit einigen angefreundet. Was mache ich noch in meiner Freizeit? Ich recherchiere sehr gern über neue IT Sachen. Ich lese die Neuigkeiten, lese über neue Updates, über neue Produkte. Also meine Freizeitaktivitäten haben meistens etwas mit Technik zu tun, also mit Computer. Außer es ist ein Freund oder eine Freundin da, dann unternehme ich etwas mit meinem Besuch. Aber ich mach sehr viel am PC. Am allerliebsten schaue ich mir Geräte an, die ich noch nicht kenne, zum Beispiel neue Apple Produkte, neue Laptops. Aber ich will mehr als nur über neue Produkte lernen. Da geht es auch um die Funktionsweise der einzelnen Hardwarekomponenten, wie die alle heißen, wie man Software Entwickler werden kann. Ich habe ein Video gehört, es gibt einen blinden Programmierer, der alles programmiert. Das finde ich echt super.


Danke für das Gespräch und viel Erfolg.


Tipp: Mehr Infos für Unternehmen, die sich für ein Projekt des BSVWNB engagieren möchten, gibt es unter https://www.blindenverband-wnb.at/helfen-und-spenden/unternehmen/

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